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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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jener Ablegehaufen, die zu den Meilensteinen meines Lebens geworden waren. »Das wird langsam langweilig.« Ich war unruhig. Ich spürte einen unbestimmten Drang, etwas zu tun. Irgend etwas. Elmo zuckte die Achseln. »Kartenspielen vertreibt die Zeit.« »Das ist schon das wahre Leben«, sagte Goblin. »Rumsitzen und warten. Wieviel davon ha- ben wir im Verlauf der Jahre schon getan?« »Ich hab’s nicht mitgezählt«, murrte ich. »Mehr als von allem anderen.« »Merkt auf!« sagte Elmo. »Ich höre eine leise Stimme. Sie sagt mir, daß meinen Schäflein gar langweilig ist. Pökel. Gib die Armschutze aus und…« Sein Vorschlag wurde von einem allgemeinen Aufstöhnen ertränkt.
Gegen Langeweile verschreibt Elmo harte körperliche Ertüchtigung. Ein Lauf durch seinen teuflischen Hinderniskurs macht dich munter oder bringt dich um. Pökel erweiterte seinen Protest über das obligatorische Stöhnen hinaus. »Ich habe noch Wa- gen auszuladen, Elmo. Die Jungens müßten eigentlich bald wieder da sein. Wenn du diesen Komikern Beine machen willst, dann gib sie mir.« Elmo und ich wechselten kurze Blicke. Goblin und Einäuge machten alarmierte Gesichter. Noch nicht zurück? Sie hätten schon um die Mittagszeit wieder zurück sein müssen. Ich hatte gedacht, daß sie ausschlafen würden. Die von der Rübenpatrouille waren immer fix und fer- tig.
»Ich dachte eigentlich, daß sie schon da sind«, sagte Elmo.
    Goblin machte eine rasche Handbewegung zum Ablegehaufen. Seine Karten tanzten einen
Augenblick lang in der Luft, gehalten von seinen Tricks. Er wollte damit sagen, daß er uns aus dem Spiel entließ. »Ich überprüfe das mal besser.« Einauges Karten krochen wie Raupen über den Tisch. »Ich schau mir das an, Knubbelbak- ke.«
»Ich habe mich zuerst gemeldet, Krötenatem.« »Ich bin der Dienstältere.«
»Ihr beide macht das«, sagte Elmo. Er drehte sich zu mir um. »Ich stelle eine Patrouille zu- sammen. Du sagst es dem Leutnant.« Er warf die Karten auf den Tisch, begann Namen zu brüllen und machte sich auf den Weg zu den Ställen.
    Hufe wirbelten den Staub in einem grollenden Trommelwirbel auf. Wir ritten rasch, aber wachsam. Einauge hielt nach Ärger Ausschau, aber auf dem Pferderücken läßt es sich nur schwer zaubern.
Trotzdem bemerkte er rechtzeitig die drohende Gefahr. Elmo machte rasche Handzeichen. Wir teilten uns in zwei Gruppen und stießen in das hohe Gras neben der Straße vor. Die Re- bellen sprangen auf und hatten uns schon an ihren Hälsen. Sie hatten keine Chance. Binnen Minuten waren wir wieder unterwegs.
Einauge sagte zu mir. »Ich hoffe, es macht sich von denen keiner Gedanken, wieso wir im- mer wissen, was sie vorhaben.«
»Laß sie doch glauben, daß es bei ihnen vor Spitzeln nur so wimmelt.« »Wie hätte denn ein Spitzel so rasch die Nachricht nach Deal weitergeben können? Unser Glück wirkt doch zu schön, um wahr zu sein. Der Hauptmann sollte Seelenfänger dazu anhal- ten, uns von hier abzuziehen, solange wir noch einen gewissen Wert haben.« Da hatte er recht. Wenn unser Geheimnis erst einmal aufgedeckt war, würden die Rebellen gegen unsere Zauberer mit ihren eigenen Hexern vorgehen. Unser Glück würde das nicht lan- ge aushalten.
Die Mauern von Oar tauchten vor uns auf. Allmählich begann ich mir Vorwürfe zu machen. Der Leutnant hatte dieses Abenteuer eigentlich nicht genehmigt. Der Hauptmann würde mich königlich zur Schnecke machen. Seine Flüche würden mir die Haare vom Kinn sengen. Bis die Sonderdienste vorbei waren, würde ich alt und grau sein. Lebt wohl, ihr schönen Bord- steinschwalben!
Ich sollte es besser wissen. Ich war schon zur Hälfte ein Offizier. Die Aussicht, für den Rest ihres Lebens die Ställe und Latrinen der Kompanie ausmisten zu dürfen, schüchterte weder Elmo noch seine Zugführer ein. Vorwärts, schienen sie zu denken. Voran zum Ruhm der Truppe. Äh!
    Sie waren nicht dumm, nur willig, den Preis für ihren Ungehorsam zu entrichten.
Einauge, dieser Idiot, fing tatsächlich zu singen an, als wir in Oar einritten. Das Lied war ei- ne eigene unsinnige Komposition und wurde von einer Stimme vorgetragen, die völlig unfä- hig war, eine Melodie zu halten.
»Laß das, Einauge«, schnarrte Elmo. »Du fällst auf.« Sein Befehl war sinnlos. Es war nur allzu offensichtlich, wer wir waren und welche schlech- te Laune wir an den Tag legten. Dies war keine Rübenpatrouille. Wir suchten Streit. Einauge krähte munter ein neues Lied. »Schluß mit dem Krach!« donnerte

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