Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
breiteten sich aus. Konsequenzen ergaben sich büschelweise. Das Schicksal rührte mit seinem mistigen Finger darin herum.
Während der Hinker sich noch aus dem Schutt freischaufelte, setzte Raker einen Großangriff in Marsch. Da wußte er noch nicht, daß sein Feind nicht auf dem Schlachtfeld sein würde, aber die Wirkung war die gleiche. Das Heer des Hinkers brach auseinander. Unser Sieg war vergeblich gewesen. Rebellentruppen ritten grölend durch Oar und hetzten die Agenten der Lady.
Dank Seelenfängers Voraussicht waren wir schon nach Süden unterwegs und vermieden es somit, darin verwickelt zu werden. In Elm zogen wir mit etlichen Siegen auf der Fahne in die Garnison ein, und der Hinker floh mit seiner restlichen Streitmacht in den Salient und ward fortan als unfähig gebrandmarkt. Er wußte, wer ihn reingelegt hatte, aber es gab nichts, was er hätte tun können. Seine Beziehung zur Lady stand zu sehr auf der Kippe. Er wagte nicht, et- was anderes zu tun als ihr getreuer Schoßhund zu sein. Er würde schon etliche herausragende Siege erringen müssen, bevor er auch nur daran denken konnte, die Rechnung mit uns oder mit Seelenfänger zu begleichen.
Sonderlich tröstlich war mir diese Überlegung nicht. Mit der Zeit windet sich auch der träg- ste Wurm.
Raker war über seinen Erfolg so begeistert, daß er nach der Eroberung von Forsberg gleich weitermarschierte. Er wandte sich gen Süden. Kaum eine Woche, nachdem wir uns in Elm eingerichtet hatten, gab uns Seelenfänger den Befehl zum Abmarsch. Regte sich der Hauptmann über die Geschehnisse auf? Mißfiel es ihm, daß eine so große Zahl seiner Männer auf eigene Faust losgezogen war und dabei seine Anweisungen frei aus- legte oder gar übertrat? Sagen wir es einmal so: Die Extradienste waren durchaus ausrei- chend, um einem Ochsen das Rückgrat zu knicken. Sagen wir es einmal so: Die Bord- steinschwalben von Elm waren über die Schwarze Schar schwer enttäuscht. Ich will nicht darüber nachdenken. Der Mann ist ein teuflisches Genie. Die Züge wurden gemustert. Die Wagen waren beladen und zur Abfahrt bereit. Der Haupt- mann und der Leutnant berieten sich mit ihren Zugführern. In einer Ecke des Geländes spiel- ten Einauge und Goblin ein Spiel mit irgendwelchen Schattengeschöpfen, die gegeneinander Krieg führten. Die meisten von uns sahen zu und wetteten darauf, wie die Sache nun ausgehen würde, als der Torwächter brüllte: »Ein Reiter nähert sich.« Niemand achtete darauf. Den ganzen Tag kamen und gingen irgendwelche Boten. Das Tor schwang nach innen auf. Und Darling klatschte in die Hände. Sie rannte auf das Portal zu.
Durch das Tor hindurch kam unser Raven geritten. Er sah so abgekämpft aus wie an dem Tag, als wir ihm das erste Mal begegnet waren. Er nahm Darling auf den Arm und drückte sie fest an sich, setzte sie vor sich auf sein Pferd und erstattete dem Hauptmann Bericht. Ich hör- te, wie er sagte, daß seine gesamten Schulden beglichen waren und daß er nunmehr außerhalb der Kompanie keine Interessen mehr hätte. Der Hauptmann starrte ihn lange an, dann nickte er und befahl ihm, seinen Platz in den Rei-
    hen einzunehmen.
Er hatte uns benutzt und hatte dabei eine neue Heimat gefunden. Der Familie war er will- kommen.
Wir ritten los und machen uns auf den Weg zu einer neuen Garnison im Salient.

DRITTES KAPITEL
Raker
    Der Wind wehte und drehte und heulte um Meystrikt herum. Nordeiskobolde kicherten und bliesen ihren eisigen Atem durch die Ritzen in den Mauern meines Quartiers. Mein Lampen- licht flackerte und klammerte sich tanzend ans Überleben. Als meine Finger steif wurden, faltete ich sie um die Flamme und ließ sie rösten. Der Wind war ein stürmischer Geselle aus nördlicher Richtung, mit Pulverschnee aufge- rauht. In der Nacht war er einen Fuß hoch gefallen. Weiterer Schnee würde fallen, und mit ihm würde weiteres Elend eintreffen. Elmo und seine Truppe taten mir leid. Sie waren drau- ßen auf Rebellenjagd.
Festung Meystrikt. Die Perle der Verteidigungsanlagen im Salient. Froststarr im Winter. Ein Sumpfloch im Frühling. Ein Ofen im Sommer. Die Verkünder der Weißen Rose und die Hauptstreitmacht der Rebellen waren unsere kleinste Sorge. Der Salient ist eine langgezogene, nach Süden zeigende Tieflandzunge, die zwischen zwei Gebirgszügen liegt. An der Zungenspitze liegt Meystrikt. Durch das Tiefland strömen schlechtes Wetter und Feinde auf die Festung ein. Unsere Aufgabe besteht darin, diesen An- ker der nördlichen Wehr der Lady

Weitere Kostenlose Bücher