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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Und er grinste. »Ihr werdet wie Rebellen aussehen. Nur ein Angehöriger des Kreises könnte diese Täu- schung aufdecken. Niemand von ihnen hält sich in Oar auf. Die Rebellen hier sind stolz auf ihre Unabhängigkeit. Wir machen es uns zunutze, daß sie keine Verstärkung angefordert ha- ben.« Die Rebellen leiden unter personengebundener Politik genau so sehr wie unsere Seite. Wandler winkte Einauge heran. »Wie geht es Oberst Zouad?« »Noch hält er durch.«
»Er ist zäh«, sagte Raven; das Kompliment wollte ihm nur schwer über die Lippen. »Hast du irgendwelche Namen?« fragte Elmo mich. Ich hatte eine ansehnliche Liste beisammen. Elmo zeigte sich erfreut. »Wir machen uns besser auf den Weg«, sagte Wandler. »Bevor Hinker zuschlägt.« Einauge nannte uns die Parolen. Ich schlurfte dem Unterworfenen hinterher, halb überzeugt, daß ich für so etwas ungeeignet war, aber noch stärker überzeugt, daß ich nicht gegen Wand- lers Mannschaftswahl zu protestieren wagte. Ich weiß nicht, wann es geschah. Ich sah einfach auf und stellte fest, daß ich Fremde beglei- tete. Ich starrte auf Wandlers Rücken.
Raven lachte. Da begriff ich es. Wandler hatte einen Zauberbann auf uns gelegt. Wir er- schienen nun als Anführer der Rebellentruppen. »Wer sind wir?« fragte ich. Wandler deutete auf Raven. »Harden vom Kreis. Rakers Schwager. Sie hassen sich so sehr wie Fänger und Hinker.« Dann Elmo. »Feldmajor Reef, Hardens Stabschef. Du bist Hardens
    Neffe Motrin Hanin, ein Meuchelmörder, der an Tücke seinesgleichen sucht.«
Wir hatten von keinem davon je gehört, aber Wandler versicherte uns, daß ihre Anwesenheit nicht in Frage gestellt werden würde. Harden hielt sich mal innerhalb, mal außerhalb von Forsberg auf und machte dem Bruder seiner Frau das Leben schwer. Na prima, dachte ich. Alles ganz großartig. Und was ist mit dem Hinker? Was machen wir, wenn er auftaucht?
An dem Ort, an dem Zouad festgehalten wurde, waren die Leute eher verlegen als neugierig, als Cornie Harden ankündigte. Sie hatten sich dem Kreis nicht gebeugt. Sie stellten keine Fra- gen. Offenbar verfügte der wirkliche Harden über ein boshaftes, sprunghaftes, unvorhersehba- res Gemüt.
»Zeigt ihnen den Gefangenen«, sagte Wandler. Ein Rebell warf Wandler einen Blick zu, der besagte: Na warte, Cornie! Der Ort war mit Rebellen vollgestopft. Ich konnte fast hören, wie Elmo sich seinen An- griffsplan zurechtlegte.
Man brachte uns in den Keller, dort durch einen geschickt verborgenen Durchgang, und dann noch tiefer in einen Raum mit Erdwänden und einer Decke, die von hölzernen Streben und Balken gehalten wurde. Die Inneneinrichtung hatte sich wohl ein Dämon ausgedacht. Folterkammern gibt es natürlich, aber die meisten Menschen bekommen sie nie zu Gesicht, also glauben sie eigentlich auch nicht daran. Ich hatte noch niemals eine gesehen. Ich musterte die Instrumente, sah Zouad in einem großen, bizarren Stuhl festgeschnallt sit- zen und fragte mich, warum die Lady immer für so böse gehalten wurde. Diese Leute sagten, daß sie die Guten wären und für das Recht, die Freiheit und die Würde des menschlichen Gei- stes kämpfen würden, aber ihre Methoden waren nicht besser als die des Hinkers. Wandler flüsterte Raven etwas zu. Raven nickte. Ich fragte mich, wie wir unsere Stichworte bekommen würden. Wandler hatte uns kaum eingewiesen. Die Leute würden von uns erwar- ten, daß wir uns wie Harden und seine Halsabschneider verhielten. Wir setzten uns und sahen bei dem Verhör zu. Unsere Anwesenheit spornte die Befrager an. Ich schloß die Augen. Raven und Elmo waren weniger verstört. Nach einigen Minuten befahl »Harden« »Major Reef«, sich um irgendeine Sache zu küm- mern. Ich weiß nicht mehr, welche Ausrede verwendet wurde. Ihr einziger Zweck bestand darin, Elmo wieder auf die Straße zu bringen, damit er den Zusammentrieb einleiten konnte. Wandler hatte alles im Griff. Wir sollten nur ruhig sitzen bleiben, bis er uns ein Zeichen gab. Ich vermutete, daß wir losschlagen würden, wenn Elmo einrückte und von oben Panik herun- tersickerte. In der Zwischenzeit sahen wir der Zerstörung von Oberst Zouad zu. Der Oberst sah nicht sonderlich beeindruckend aus, aber die Folterer hatten ihn auch schon eine Weile in den Fingern gehabt. Ich nehme an, daß nach ihren Gunstbeweisen jeder einge- fallen und eingeschrumpft aussehen würde. Wir saßen wie drei Standbilder da. Ich schickte geistige Botschaften an Elmo, daß er sich
    beeilen sollte. Ich war

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