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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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ein? Wer könnte sie aufhalten?« Tom-Tom zuckte die Achseln. Andere Meinungen wurden nicht laut. Wir erreichten die mehrgeschossige Gruft. Sie sah so aus, wie sie in Gerüchten und Legen- den wirkte. Sie war sehr, sehr alt, einwandfrei vom Blitz getroffen und wies Spuren von allen
    möglichen Werkzeugen auf. Eine dicke Eichentür war geborsten. Im Umkreis von zehn Me-
tern lagen Holzspäne und Bruchstücke herum. Goblin, Tom-Tom und Schweiger steckten die Köpfe zusammen. Jemand machte einen dummen Spruch, daß sie sich wohl ein Gehirn teilen müßten. Goblin und Schweiger nahmen dann rechts und links von der Tür und in einigen Schritten Entfernung Aufstellung. Tom-Tom baute sich direkt davor auf. Er scharrte auf dem Boden wie ein Stier kurz vor dem Angriff, fand die gesuchte Stelle, duckte sich leicht und breitete mit einer seltsamen Geste die Arme aus, als ob er einen Kampfkünstler imitieren wollte. »Wie war’s, wenn ihr Deppen mal die Tür aufmacht?« knurrte er. »Idioten. Ich mußte ja un- bedingt Idioten mitbringen.« Bram-bram auf der Trommel. »Stehen bloß rum und bohren sich in der Nase.«
Zwei von uns packten die kaputte Tür und zogen. Sie war so verzogen, daß sie kaum nach- gab. Tom-Tom drosch auf seine Trommel ein, stieß einen bösartigen Schrei aus und sprang hinein. Goblin hüpfte hinter ihm zum Portal. Schweiger kam rasch herangeglitten. Drinnen stieß Tom-Tom ein rattenhaftes Quieken aus und begann zu niesen. Mit tränenden Augen kam er herausgestolpert und massierte sich die Nase mit den Handballen. »War kein Trick.« Seine tiefschwarze Haut war aschfahl geworden. »Was meinst du damit?« wollte ich wissen. Er deutete mit dem Daumen zur Gruft. Goblin und Schweiger waren gerade drinnen und fingen an zu niesen.
Ich schlich zur Tür und warf einen Blick hinein. Ich sah nicht das Geringste. Nur Staub, der vor mir dicht im Sonnenlicht tanzte. Dann ging ich hinein. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit.
Überall waren Knochen. Knochenhaufen, Knochenstapel, Knochen, die ein wahnsinniges Wesen fein sortiert hatte. Sonderbare Knochen waren das, die denen von Menschen ähnlich waren, aber für meinen Arztblick seltsame Proportionen aufwiesen. Es müssen ursprünglich fünfzig Leichen gewesen sein. Man hatte sie damals dicht an dicht hier eingepfercht. Ganz sicher waren es Forvalaka gewesen, denn Beryll begräbt seine Verbrecher, ohne sie einzuä- schern.
Da waren auch frische Leichen. Ich zählte sieben tote Soldaten, bis ich auch mit dem Niesen anfing. Sie trugen die Farben einer Meutererkohorte. Eine Leiche zog ich nach draußen, ließ sie los, taumelte einige Schritte und übergab mich lauthals. Als ich mich wieder im Griff hatte, wandte ich mich um und untersuchte meine Beu- te.
Die anderen standen mit grünen Gesichtern um mich herum. »Phantome haben das jeden- falls nicht getan«, sagte Goblin. Tom-Tom nickte heftig. Von uns allen war er am schlimm- sten erschüttert. Eigentlich, so dachte ich, schlimmer erschüttert, als der Anblick es gerecht- fertigt hätte.
Schweiger beschwor inzwischen eine hübsche kleine Putzbrise, die durch die Mausoleums- tür flitzte und vollgepackt mit Staub und dem Geruch des Todes wieder herauskam.
    »Bei dir alles klar?« fragte ich Tom-Tom.
Er warf einen Blick auf meinen Verbandskasten und winkte ab. »Mir geht’s gut. Mir war nur etwas eingefallen.«
Ich gab ihm eine Minute und hakte dann nach: »Eingefallen?« »Wir waren noch Jungen, Einauge und ich. Man hatte uns gerade an N’Gamo verkauft, wir sollten seine Schüler werden. Ein Bote kam aus einem Dorf in den Hügeln.« Er kniete neben dem toten Soldaten. »Die Wunden sind identisch.« Ein Schauer durchzog mich. So tötete nichts, was menschlich war, dennoch machten die Verletzungen den Eindruck, als wären sie absichtlich berechnend und mit boshafter In- telligenz beigebracht worden. Das machte es nur noch schlimmer. Ich schluckte, kniete nieder und begann mit der Untersuchung. Schweiger und Goblin glitten in die Gruft. Goblin hielt in den zusammengelegten Händen eine kleine bernsteinfarbene Lichtkugel. »Keine Blutungen«, stellte ich fest. »Es trinkt das Blut«, sagte Tom-Tom. Schweiger zerrte eine weitere Leiche hervor. »Und frißt die Organe, wenn es die Zeit dazu hat.« Die zweite Leiche war vom Schritt bis zur Kehle aufgerissen worden. Herz und Leber fehlten. Schweiger ging wieder hinein. Goblin kam heraus. Er setzte sich auf einen geborstenen Grabstein und schüttelte den Kopf. »Nun?«

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