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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Prozeß und einen Henker zu er- sparen. Schweiger sah dabei zu und grinste immer noch. Er ist ebenfalls kein netter Mensch, aber er stürzt sich selten selbst ins Gemenge.
    Wir machten mehr Gefangene, als wir erwartet hatten. »Ist ne ganze Menge.« Mercys Augen funkelten vergnügt. »Danke, Schweiger.« Ihre Reihe erstreckte sich über einen ganzen Stra- ßenblock.
Das Schicksal ist eine wankelmütige Schlampe und hatte uns in einem entscheidenden Au- genblick zur Maulwurfstaverne geführt. Beim Herumschnüffeln hatte unser Hexer einen Schatz gehoben, eine Gruppe, die sich in einem Versteck unter dem Weinkeller verborgen
    hatte. Darunter waren einige der bekanntesten Blauen.
Mercy plapperte munter drauflos und fragte sich laut, wie hoch wohl die Belohnung sei, die sich unser Informant verdient hatte. Einen solchen Informanten gab es nicht. Das Geplapper diente lediglich dazu, unsere zahmen Zauberer davor zu bewahren, zu Hauptzielen zu werden. Unsere Feinde würden nun fieberhaft nach nicht existenten Spitzeln suchen. »Raus mit ihnen«, befahl Mercy. Immer noch grinsend musterte er die mürrische Menge. »Glaubst du, daß sie sich bockig anstellen werden?« Sie blieben ruhig. Sein überragendes Selbstbewußtsein schüchterte jeden mit rebellischen Gedanken ein. Wir schlängelten uns durch labyrinthische Straßen, die halb so alt waren wie die Welt, wäh- rend unsere Gefangenen lustlos hinter uns her schlurften. Ich starrte gaffend um mich. Meinen Kameraden ist die Vergangenheit einerlei, aber ich kann nicht umhin, angesichts des Alters von Berylls Geschichte Ehrfurcht – und gelegentlich auch Scheu – zu empfinden. Plötzlich befahl Mercy Halt. Wir waren an der Allee der Syndiki angelangt, die sich vom Zollhaus bis zum Haupttor der Bastion hinaufzieht. Auf der Allee kam ein Zug heran. Obwohl wir die Kreuzung zuerst erreicht hatten, ließ Mercy die anderen vorbei. Der Zug bestand aus einhundert Bewaffneten. Sie sahen härter aus als jeder Bürger von Be- ryll, uns ausgenommen. An ihrer Spitze ritt eine finstere Gestalt auf dem größten Rapphengst, den ich je gesehen hatte. Der Reiter war von kleiner, fast fraulich schlanker Gestalt und in schwarzes Leder gekleidet. Ein schwarzer Morion verhüllte seinen Kopf. Schwarze Hand- schuhe verbargen seine Hände. Er schien keine Waffen zu tragen. »Verdammt will ich sein«, flüsterte Mercy. Ich war beunruhigt. Der Reiter ließ mir das Blut in den Adern erstarren. Irgend etwas Primi- tives tief in mir wollte davonlaufen. Aber die Neugier plagte mich noch stärker. Wer war das? War er von dem seltsamen Schiff im Hafen gekommen? Warum war er hier? Der augenlose Blick des Reiters huschte gleichgültig über uns hinweg wie über eine Schaf- herde. Dann zuckte er zurück und richtete sich auf Schweiger. Schweiger hielt dem Blick stand und zeigte keine Furcht. Und trotzdem machte er einen ge- demütigten Eindruck.
Der Trupp zog an uns vorbei, abgehärtet, diszipliniert. Erschüttert brachte Mercy unsere Bande wieder in Gang. Nur wenige Dutzend Fuß hinter den letzten Fremden durchschritten wir das Tor der Bastion.
    Wir hatten die meisten Anführer der konservativeren Blauen verhaftet. Als sich die Razzia herumsprach, beschlossen einige Hitzköpfe, die Muskeln spielen zu lassen. Sie traten etwas Grauenhaftes los.
Das anhaltend drückende Wetter raubt den Menschen etwas von ihrem Verstand. Die Stra- ßenmeute von Beryll ist bösartig. Tumulte entbrennen bei den kleinsten Anlässen. Wenn es schlimm wird, zählen die Toten nach Tausenden. Dieses Mal war eines der schlimmsten.
    Das halbe Problem ist das Heer. Eine Reihe von schwachen Syndiki mit kurzer Regierungs-
zeit ließ die Disziplin verfallen. Jetzt sind die Truppen außer Kontrolle. Im allgemeinen werden sie jedoch gegen Randalierer vorgehen. Sie sehen das Niederschlagen eines Auf- ruhrs als Lizenz zum Plündern.
Der schlimmste Fall trat ein. Etliche Kohorten aus den Gabelbaracken verlangten Sonder- zuwendungen, bevor sie einem Befehl zur Wiederherstellung der Ordnung gehorchen würden. Der Syndikus verweigerte die Zahlung. Daraufhin meuterten die Kohorten. Mercys Zug ver- schanzte sich hastig in der Nähe des Abschaumtors und hielt dort alle drei Kohorten in Schach. Die meisten unserer Männer wurden getötet, aber keiner wich zurück. Mercy selbst verlor ein Auge, einen Finger, trug Verletzungen an Schulter und Hüfte davon und hatte über hundert Löcher in seinem Schild, als der Entsatz eintraf. Er wurde mehr tot als

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