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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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nachholen muß.«
    »Was lernen Sie denn?«
    »Ach, so landwirtschaftlichen Kram.« Sie betrachtete ihn mißtrauisch. »Wir dürfen über unsere Behandlung nicht sprechen, wissen Sie.«
    Er erwiderte vergnügt: »Na, dann reden wir eben von etwas anderem. Woher kommen Sie?«
    »Aus Südirland, in der Nähe von Shannon.« Bond ließ einen Versuchsballon los. »Aus dem Kartoffelland?«
    »Richtig. Ich konnte Kartoffeln nicht ausstehen. Und jetzt habe ich direkt Sehnsucht danach. Ist das nicht komisch?«
    »Ihre Eltern werden sich freuen.«
    »Bestimmt, und mein Freund erst! Er arbeitet im Kartoffelgroßhandel. Ich hatte ihm erklärt, ich würde keinen Mann heiraten, der mit diesen verdammten, dreckigen, häßlichen Dingern zu tun hat. Der wird staunen . . .«
    »Und wie kam das?«
    »Ich habe gelernt, wie man die Qualität verbessern kann. Durch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, Chemikalien und so weiter.« Sie schlug sich auf den Mund und schaute sich um. Sie lächelte nichtssagend, als jemand auf die Bar zusteuerte, und fuhr fort: »Und wenn ich mir auch noch soviel Mühe gebe, ich kann das Gleichgewicht nicht halten.«
    »Ich verstehe leider nichts vom Skilaufen«, erwiderte er laut. Irma Bunts Gesicht tauchte im Spiegel hinter der Bar auf.
    »Oh, Sir Hilary!« Sie musterte ihn. »Sie haben ja schon etwas Sonnenbrand. Kommen Sie, wir setzen uns drüben hin. Die arme Miss Ruby ist ganz allein.«
    Sie folgten ihr. Bond amüsierte es, wie die Mädchen innerlich gegen die strengen Vorschriften ihrer Aufsichtsdame rebellierten. Er mußte aufpassen. Es wäre nicht gut, sie zu sehr auf seine Seite zu ziehen, so nützlich es auch sein mochte. Aber er wollte versuchen, ihre Familiennamen und Adressen herauszubekommen. Ruby sollte ihm dabei helfen. Er setzte sich neben sie und berührte wie zufällig ihre Schulter.
    Weitere Drinks wurden bestellt. Der Bourbon begann zu wirken, die Kopfschmerzen hatten nachgelassen, und er fragte vergnügt: »Wie wäre es mit dem Spiel?«
    Alle stimmten begeistert zu. Ein Glas und eine Papierserviette wurden gebracht, und die anderen Mädchen gesellten sich zu ihnen. Bond verteilte Zigaretten, sie pafften eifrig, und selbst Irma Bunt lachte mit, als das Papier immer mehr durchlöchert wurde. »Vorsichtig, Elizabeth! Oh, jetzt ist es passiert!«
    Bond schlug vor, daß die Mädchen nun allein ein Spiel machen sollten, und wandte sich an Fräulein Bunt. »Übrigens möchte ich, wenn ich Zeit dazu finde, einmal mit der Seilbahn ins Tal fahren. Wie ich höre, liegt St. Moritz auf der anderen Seite. Ich würde es gern kennenlernen.«
    »Leider, Sir Hilary, verstößt das gegen die Hausordnung. Die Patienten und das Personal dürfen die Seilbahn nicht benutzen. Nur die Touristen. Wir bleiben hier ganz unter uns und müssen uns fast klösterlichen Regeln unterwerfen. Da können wir in Ruhe unsere Forschungen betreiben.«
    »Das verstehe ich«, sagte er freundlich lächelnd. »Aber ich betrachte mich nicht gerade als Patienten. Könnte nicht in meinem Fall eine Ausnahme gemacht werden?«
    »Ich glaube, das wäre ein Fehler, Sir Hilary. Und außerdem brauchen Sie doch Ihre Zeit für Ihre Arbeit. Nein«, das war ein Befehl, »so leid es mir tut, Ihr Wunsch kann nicht erfüllt werden.« Sie schaute auf ihre Uhr und klatschte in die Hände. »Und jetzt ist es Zeit zum Abendessen. Kommt!«
    Bond hatte nur einen Versuchsballon gestartet, um festzustellen, in welche Form sie die Ablehnung kleiden würde. Als er ihr in den Speisesaal folgte, mußte er sich sehr zusammennehmen, um ihr keinen Tritt zu versetzen.
    13
    Es war elf Uhr, und es herrschte Grabesstille. Im Bereich des Fernseh-Auges an der Decke entkleidete sich Bond, ging ins Badezimmer, legte sich ins Bett und drehte das Licht aus. Nach zehn Minuten stand er leise auf, streifte Hemd und Hose über, schob den Plastikstreifen in die Türritze neben dem Schnappriegel und drückte leicht dagegen. Das Schloß sprang auf. Er spähte vorsichtig hinaus. Der Gang war leer. Geräuschlos zog er die Tür hinter sich zu, schlich auf Zehenspitzen zu Nummer drei und klinkte auf. Drinnen war es dunkel, vom Bett kam ein Flüstern.
    »Sind Sie es?«
    »Ja, mein Liebling.« Er schlüpfte aus den Kleidern und trat zum Bett.
    Sie berührte ihn. »Sie haben ja nichts an.«
    Er ergriff die Hand. »Du doch auch nicht, oder?« Vorsichtig legte er sich neben sie und stellte erfreut fest, daß sie ihm Platz gemacht hatte. Er küßte sie erst zart, dann fordernd. Sie

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