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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Allergie geheilt worden und würde nun daheim mit Begeisterung und Hingabe auf der Hühnerfarm helfen. Hatte der alte Schurke sich etwa zum rührseligen Humanitätsapostel gemausert? Bond konnte das einfach nicht glauben. Wozu dann die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen? Wozu das internationale »Personal«, das direkt nach Spectre stank? Und was war mit dem Mord auf der Bobbahn? Doch ein Unfall? Aber so bald nach der Attacke des Mannes auf Sarah? Ausgeschlossen! Irgendeine Schurkerei mußte hinter dieser penetrant unschuldigen, menschheitsbeglückenden Forschungsarbeit stecken. Aber was? Wie konnte er das ausfindig machen?
    Als er um neun Uhr aufwachte und das Fenster öffnete, war der Himmel grau verhangen. Schnee lag in der Luft. Der Wind blies in scharfen, heftigen Stößen. Der Betrieb der Seilbahn war offenbar eingestellt worden.
    Er schloß das Fenster und läutete nach dem Frühstück. Auf dem Tablett lag ein Zettel von Irma Bunt. »Der Graf würde sich freuen, Sie um elf Uhr zu empfangen.«
    Bond machte sich an die dritte Seite des Stammbaums der Bleuvilles; er konnte eine ganze Menge Arbeit vorweisen, diese Epoche war auch ziemlich leicht zu rekonstruieren. Die Aussicht, sich ebensoleicht bei der Blofeldschen Familie zurechtzufinden, war dagegen wesentlich geringer. Aber er würde einfach mit Gdingen anfangen und ihn dazu bringen, über seine Jugend und seine Eltern zu sprechen.
    Der Graf erwartete ihn im Arbeitszimmer. »Guten Morgen, Sir Hilary. Haben Sie gut geschlafen? Wir werden Schnee bekommen. Das ist günstig für die Arbeit, keine Ablenkung.«
    Bond setzte sein »Von-Mann-zu-Mann-Lächeln« auf. »Ich finde die Mädchen sehr ablenkend, aber überaus charmant. Was fehlt ihnen eigentlich? Sie sehen alle kerngesund aus.«
    »Sie leiden an Allergien, die mit der Landwirtschaft zusammenhängen. Sie stammen alle vom Lande, und ihr Leiden wirkt sich beruflich sehr störend aus. Ich habe eine Heilkur entwickelt und kann zu meiner Freude sagen, daß ich vielversprechende Erfolge erziele.« Das Telefon läutete. Er nahm den Hörer ab und lauschte, während Bond diskret in seinen Papieren blätterte. »Zdies de Bleuville . . . Da . . . Da . . . Kharascho!« Er legte auf. »Entschuldigen Sie bitte. Es war einer meiner Mitarbeiter. Er hat Material für die Laboratorien gekauft. Die Seilbahn ist zwar wegen des aufkommenden Sturmes außer Betrieb, aber sie machen eine Extrafahrt für ihn. Hoffentlich wird er nicht seekrank dabei, der Arme. Und jetzt, mein lieber Sir Hilary, wollen wir an die Arbeit gehen.« Bond breitete seine großen Blätter auf dem Schreibtisch aus und zeigte stolz auf die Ahnenreihen. Die Kommentare und Fragen des Grafen verrieten Erregung und Befriedigung. »Das ist ja fabelhaft, wirklich fabelhaft, mein Lieber! Und Sie sagen,
    im Wappen ist eine geborstene Lanze oder ein abgebrochenes Schwert? Wann wurde das verliehen?«
    Bond leierte eine lange Geschichte über die Eroberungszüge der Normannen herunter. Das abgebrochene Schwert im Wappen sei wahrscheinlich für eine gewonnene Schlacht verliehen worden. Man müsse da in London noch eingehend nachforschen. Schließlich rollte er die Blätter zusammen und zückte sein Notizbuch. »Und jetzt müssen wir am anderen Ende beginnen. Graf.« Er wurde inquisitorisch, ganz Beamter. »Sie wurden am 28. Mai 1908 in Gdingen geboren?«
    »Richtig.«
    »Die Namen Ihrer Eltern?«
    »Ernst Georg Blofeld und Maria Stavro Michelopoulos.«
    »Auch in Gdingen geboren?«
    »Ja.«
    »Und Ihre Großeltern?«
    »Ernst Stefan Blofeld und Elisabeth Lubomirskaja.«
    »Anscheinend wird in Ihrer Familie der älteste Sohn immer Ernst getauft?«
    »Offenbar. Mein Urgroßvater hieß auch so.«
    »Das ist wesentlich. Unter den Blofelds in Augsburg gab es auch zwei namens Ernst.«
    »Ist das wichtig?« fragte der Graf. Seine Hände zitterten.
    Dich hat es aber schlimm gepackt, dachte Bond, und antwortete: »Sehr. In großen Familien ziehen sich die gleichen Vornamen durch Generationen hin. Für uns ist das höchst aufschlußreich. Können Sie sich noch weiter zurückerinnern? Drei Generationen kennen wir ja bereits. Nach den Daten frage ich Sie später, wir sind jetzt schon bis 1850 zurückgegangen. Nur noch weitere fünfzig Jahre, und wir sind in Augsburg angelangt.«
    »Nein.« Es war fast ein Schmerzensschrei. »Von meinem Urgroßvater weiß ich nichts.« Nervös bewegten sich die Hände. »Sollte es eine Geldfrage sein
    - Zeugen ließen sich finden. Mein lieber Sir

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