Im Dienst ihrer Majestat
drei
erstklassige französische Köche. Männer kochen wirklich besser.«
Er spürte mehr, als er sah, wie sich ein Mann ihrem Tisch näherte und auf ihn zusteuerte. Offenbar ein Offizier in Zivil, in seinem Alter, der ihn zweifelnd anschaute. Er verbeugte sich leicht vor den Damen und sagte zu Bond: »Entschuldigen Sie bitte, aber ich sah Ihren Namen im Gästebuch. Sie sind doch Hilary Bray, nicht wahr?«
Bond fiel das Herz in die Hosen. Mit solch einer Situation hatte er zwar rechnen müssen und sich auch darauf vorbereitet. Aber das war wohl der denkbar ungünstigste Moment, in Gegenwart dieser verdammten Person, die ihn bespitzelte. Er bestätigte jedoch herzlich: »Freilich.«
»Sir Hilary Bray?« Das freundliche Gesicht blickte noch erstaunter.
Bond stand auf und stellte sich mit dem Rücken zum Tisch und zu Irma Bunt. »Jawohl.« Er zog sein Taschentuch heraus und putzte sich die Nase, um die nächste Frage, die katastrophal werden könnte, zu übertönen.
»Beim Lovat-Schützenregiment im Krieg?«
»Ach so«, erwiderte Bond bekümmert und senkte die Stimme. »Sie meinen meinen Vetter aus Ben Trilleachan. Er ist vor einem halben Jahr gestorben, der arme Kerl. Ich habe den Titel geerbt.«
»Mein Gott!« Der Mann sah ihn groß an. »Wie leid mir das tut. Wir waren gute Freunde im Krieg. Merkwürdig, ich habe gar nichts darüber in der >Times< gelesen. Woran ist er denn gestorben?«
Bond spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken herunterlief. »Er ist in den Bergen abgestürzt und hat sich das Genick gebrochen.«
»Schrecklich! Aber er ist ja immer irgendwo herumgeklettert. Ich muß gleich an Jenny schreiben.« Er streckte ihm die Hand hin. »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Aber ich hätte es reizend gefunden, ausgerechnet hier meinen alten Freund Hilary zu treffen.« Er empfahl sich und kehrte an einen Tisch mit typisch englischen Touristen zurück, mit denen er sofort äußerst lebhaft zu sprechen begann.
Bond setzte sich, nahm sein Glas, trank es aus und wandte sich wieder den Eiern zu. Die Frauen blickten ihn neugierig an, der Schweiß lief ihm über die Stirn. Er zog sein Taschentuch heraus und trocknete sich das Gesicht. »Meine Güte, ist das heiß in der Sonne! Das war ein Freund meines Vetters. Er hieß genau wie ich. Leider ist er vor kurzem verunglückt. Ich habe diesen Mann noch nie gesehen. Aber er ist sehr sympathisch.« Bond blickte tapfer über den Tisch. »Kennen Sie jemand von der Runde, Fräulein Bunt?«
Ohne auch nur einen Blick in die Richtung zu werfen, antwortete sie kurz: »Nein, ich kenne nicht jeden Gast.« Die gelben Augen noch immer inquisitorisch auf ihn geheftet, fuhr sie fort: »Was für ein merkwürdiger Zufall! Haben Sie und Ihr Vetter sich sehr ähnlich gesehen?«
»Wie ein Ei dem andern«, sprudelte er hervor. »Wir sind oft verwechselt worden.« Er schaute hinüber zu der Gruppe, die Gott sei Dank gerade aufbrach. Sie waren nicht besonders elegant, eine typisch englische Skigesellschaft. Als der Kaffee kam und er vergnügt mit Ruby über ihre heutigen Fortschritte beim Skifahren plauderte, sagte er sich, daß Irma Bunt bei dem Stimmengewirr kaum etwas verstanden haben konnte. Aber er war nur mit knapper Not entronnen. Das zweite Mal heute!
12
Mein lieber Basilisk,
ich bin gut hier gelandet - im Hubschrauber, bitte! Ein herrlicher Ort - er heißt Piz Gloria, 3 000 Meter hoch im Engadin. Ich bin in einem sehr angenehmen Haus mit vorzüglichem internationalem Personal untergebracht. Der Graf hat eine äußerst tüchtige Privatsekretärin, Fräulein Irma Bunt, die, wie sie mir erzählt, aus München stammt.
Ich hatte heute morgen eine erste aufschlußreiche Unterredung mit dem Grafen. Er möchte, daß ich eine Woche hierbleibe, um den Stammbaum zu skizzieren. Ich hoffe, Sie können mich so lange entbehren. Ich machte den Grafen darauf aufmerksam, daß wir mit den neuen Commonwealth-Staaten jetzt sehr viel zu tun hätten. Er selbst ist auch stark beschäftigt; er arbeitet wissenschaftlich über Allergien und ihre Ursachen (er hat hier zehn englische Mädchen als Patientinnen) und will mich jeden Tag sprechen in der Hoffnung, daß wir gemeinsam die Lücke zwischen der Auswanderung der Bleuvilles aus Frankreich nach Augsburg und dann nach Gdingen schließen können. Ich habe ihm vorgeschlagen, wir sollten dieserhalb nach Beendigung meiner Arbeit hier noch einen kurzen Abstecher nach Augsburg machen, aber er hat noch nicht zugestimmt.
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