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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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erzitterte. Ihr Mund erschloß sich ihm. Und als seine linke Hand die Geheimnisse dieses warmen, weichen Körpers zu erkunden begann, schlang sie die Arme um ihn. »Ich werde mich erkälten.« Bond zog das Laken über sie beide. Jetzt gehörte sie ganz ihm. Er preßte sie an sich, streichelte mit der Linken über den schlanken Leib. Die samtene Haut schien Funken zu sprühen. Sie stöhnte leise auf, hielt seine Hand fest und flüsterte: »Hast du mich ein bißchen lieb?«
    Die Standardfrage! »Du bist das zauberhafteste schönste Mädchen der Welt. Ich wünschte, ich hätte dich eher kennengelernt.«
    Die Standardantwort genügte ihr offenbar - sie zog ihre Hand zurück.
    Ihr Haar duftete nach frischem Heu, ihr Mund nach Pepsodent und ihr Körper nach Babypuder. Sie empfanden wirklich Freude aneinander, und als sie hinterher in seinen Armen lag, wußten sie beide, daß es so gut und richtig gewesen war. Bond fühlte sich bei Ruby ausgesprochen wohl und beschloß, erst in den frühen Morgenstunden in sein Zimmer zurückzuschleichen. Behutsam zog er den rechten Arm weg und sah auf seine Uhr. Die Leuchtzeiger standen genau auf Mitternacht. Er drehte sich faul auf die andere Seite und wollte gerade einschlafen, als von irgendwoher unter dem Fußboden das leise, melodische Klingeln einer elektrischen Glocke ertönte.
    »Verdammt noch mal!« murmelte Ruby.
    »Was ist denn?«
    »Ach, das gehört zur Behandlung. Ist jetzt Mitternacht?«
    »Ja.«
    »Das ist für mich. Schlaf ruhig weiter.«
    Das Klingeln wurde abgelöst durch ein leises Surren wie von einem Ventilator und durch das Ticken eines Metronoms, eine wunderbar beruhigende Kombination. Und jetzt erklang eine Stimme, die Stimme des Grafen, vermutlich ebenfalls auf Tonband. Ein tiefes, singsangähnliches Gemurmel, einschmeichelnd, aber gebieterisch: »Du wirst jetzt schlafen. Du bist müde, und deine Glieder sind schwer!« Beim letzten Wort jedes Satzes senkte sich die Stimme. »Deine Arme sind schwer wie Blei, dein Atem ist ganz regelmäßig wie der eines Kindes! Deine Augen sind geschlossen, und die Lider sind schwer wie Blei. Du wirst müder und müder. Dein ganzer Körper wird müde und schwer wie Blei. Dir ist warm und wohl. Du sinkst, sinkst, sinkst in den Schlaf. Dein Bett ist weich und flaumig wie ein Nest. Du bist weich und schläfrig wie ein Küken im Nest.« Ein leises sanftes Gluckern ertönte, danach Flügelschlagen und das lockende Glucksen einer Henne. Dann wieder die Stimme: »Die kleinen Lieblinge schlafen jetzt ein. Sie sind wie du, sie fühlen sich wohl und schläfrig in ihrem Nest. Du liebst sie sehr, sehr, sehr. Du liebst alle Hühner. Sie alle sind deine Lieblinge, du möchtest, daß sie schön und stark werden. Du möchtest, daß ihnen kein Leid geschieht. Bald wirst du wieder zu deinen lieben Hühnern zurückkehren. Bald wirst du wieder für sie sorgen und sie pflegen können. Bald wirst du imstande sein, die Hühnerzucht in ganz England zu verbessern. Du wirst viel Gutes tun, und das wird dich sehr, sehr glücklich machen. Aber du wirst darüber schweigen. Du wirst nichts von unseren Methoden erzählen. Das wird dein Geheimnis bleiben, dein strenggehütetes Geheimnis. Man wird versuchen, dir dein Geheimnis zu entreißen, aber dann wärst du nicht imstande, deine lieben Hühner glücklich und gesund und stark zu machen. Tausende, Millionen von Hühnern werden glücklicher durch dich werden. Darum wirst du nichts sagen, nichts, nichts! Du wirst an das denken, was ich sage! Du wirst an das denken, was ich sage!« Die murmelnde Stimme entfernte sich immer mehr und wurde überdeckt vom Glucksen der Hühner. Schließlich waren nur noch das Surren des Ventilators und das Ticken des Metronoms zu hören.
    Ruby schlief fest. Bond fühlte ihren Puls. Er schlug schwer im Takt des Metronoms. Bond wollte allein sein und nachdenken. Er schlüpfte aus dem Bett, zog Hemd und Hose an. Ohne Schwierigkeiten wurde er mit dem Schloß fertig. Keine Bewegung, kein Laut auf dem Gang. Er schlich in sein Zimmer, ging ins Bad, zog die Tür hinter sich zu, drehte das Licht an, setzte sich auf den Rand der Wanne und vergrub den Kopf in den Händen.
    Tiefenhypnose! Das war es! Der sich wiederholende Singsang drang beim Einschlafen an die Bewußtseinsschwelle und würde die Nacht über in Rubys Unterbewußtsein weiterwirken. Aber was, zum Teufel, sollte das Geschwätz bedeuten? Offensichtlich war es doch völlig harmlos, ja sogar dankenswert.
    Sie war dadurch von ihrer

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