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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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einstweilen in das Krankenzimmer zu bringen. Man wird ihn dort pflegen.« Der Graf schaute von den Stammbaumblättern zu Bond. »Leider hat dieser peinliche Zwischenfall unser Gespräch unterbrochen, Sir Hilary. Ich darf Sie bitten, mich für heute zu entschuldigen.«
    »Selbstverständlich. Und was Ihren Vorschlag hinsichtlich einer engeren Zusammenarbeit zur Klärung Ihrer Ansprüche betrifft, so kann ich Ihnen versichern, daß ich ihn höchst interessant finde, Graf.« Er lächelte verständnisinnig. »Bestimmt werden wir zu einer befriedigenden Einigung kommen.«
    »Das wäre gut.« Der Graf verschränkte die Hände im Nacken und starrte zur Decke. Dann wandte er sich wieder Bond zu und fragte beiläufig: »Sie stehen nicht zufällig irgendwie mit dem britischen Secret Service in Verbindung, Sir Hilary?«
    Bond lachte schallend. »Um Himmels willen, nein! Ich wußte nicht einmal, daß wir noch einen haben. Ich habe immer geglaubt, daß er bei Kriegsende aufgelöst wurde.« Er kicherte. »Mit einem falschen Schnurrbart rumzulaufen, das liegt mir nicht. Ich hab was gegen Schnurrbärte.«
    Trotz seines starren Lächelns schien der Graf Bonds Amüsement nicht zu teilen und entgegnete kalt: »Dann verzeihen Sie bitte meine Frage, Sir Hilary. Das Eindringen dieses Mannes hat mich mißtrauisch gemacht. Ich lege Wert darauf, ungestört zu arbeiten, Sir Hilary. Für wissenschaftliche Forschungen braucht man absolute Ruhe.«
    »Da kann ich Ihnen nur beipflichten.« Bond stand auf und packte seine Papiere zusammen. »Auch ich muß mich wieder an meine Arbeit machen. Ich bin gerade beim vierzehnten Jahrhundert angelangt. Morgen werde ich Ihnen interessantes Material vorlegen können, Graf.«
    Im Gang herrschte völlige Stille, kein Mensch war zu sehen. Aber durch den Spalt einer angelehnten Tür schimmerte der Schein einer roten Lampe. Bond dachte, daß nun ja sowieso alles gleich sei, stieß die Tür auf und sah in den Raum: ein langes Laboratorium mit niedriger Decke. Dunkelrote Birnen verbreiteten ein schwaches Licht. Auf der einen Seite stand ein Arbeitstisch mit Retorten, Phiolen und zahlreichen Reagenzgläsern mit einer trüben, flockigen Flüssigkeit. Drei Männer in weißen Kitteln und Gesichtsmasken waren ganz in ihre Arbeit vertieft. Bond verschwand schleunigst. Draußen geriet er in einen Schneesturm. Er zog die Kapuze der Windjacke über den Kopf und kämpfte sich zurück in die angenehme Wärme des Klubhauses, eilte in sein Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. Er ging ins Bad, setzte sich und überlegte, was er nun tun sollte.
    Er hätte einen verzweifelten Vorstoß machen können, Campbell zu retten. »O ja, ich kenne den Mann. Er ist absolut zuverlässig. Wir haben beide bei Universal Export in London gearbeitet. Was ist denn mit dir passiert, alter Junge?« Doch das wäre sinnlos gewesen. Die Universal Export war zu lange als Deckname benutzt worden. Sämtliche Geheimdienste der Welt kannten sie. Jedenfalls wußte Blofeld offensichtlich über sie Bescheid. Ein Versuch, Campbell zu helfen, hätte nur ihn selbst mit hineingerissen. Es war ihm nichts anderes übriggeblieben, als ihn den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen. Sollte Campbell noch einen klaren Gedanken fassen können, bevor sie ihn durch die Mühle drehten, würde er sofort begreifen, daß Bond einen bestimmten Auftrag hatte und es für ihn und den Secret Service ungeheuer wichtig war, Campbell zu verleugnen. Doch wie lange würde Campbell ihn decken können? Höchstens ein paar Stunden. Wie viele? Das war die lebenswichtige Frage. Und wie lange würde der Sturm anhalten? In seiner Kleidung konnte er bei diesem Wetter nicht fliehen. Wenn es aufhörte, hatte er eine winzige Chance, zu entkommen. Sprach aber Campbell vorher, gab es nur eines - den Tod.
    Er hatte nichts als seine Hände und Füße und seine Uhr, eine massive Rolex-Automatic mit elastischem Metallarmband; er könnte sie als Schlagring
    benutzen.
    War irgendwelches Beweismaterial da, das er mitnehmen könnte? Die Namen der Mädchen und ihre Adressen! Ruby mußte sie ihm mitteilen. Er kehrte an den Schreibtisch zurück und nahm sich den Bleuville-Stammbaum vor. Zumindest das Auge an der Decke sollte an seinen guten Willen glauben.
    Gegen halb eins hörte er, wie sich seine Türklinke leise bewegte. Ruby schlich, den Finger auf den Lippen, herein und verschwand sofort im Badezimmer. Er legte betont gleichgültig den Federhalter hin, stand auf, reckte sich und folgte ihr.
    »Es ist etwas

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