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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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habe! Gefalle ich dir noch?«
    Langsam erwachte Bond wieder zum Leben. Die Erinnerung an den grauenvollen Berg und an all das, was er durchgemacht hatte, begann bereits zu verblassen. Er schöpfte neue Hoffnung. »Das werde ich dir sagen, wenn wir in Zürich sind. Wirst du es schaffen? Keine schöne Art, Weihnachten zu feiern!« Er kurbelte das Fenster hinunter, warf die Maske weg, zog den Anorak aus und legte ihn ihr um die Schultern. Sie kamen jetzt zu der Kreuzung mit dem Wegweiser. »Rechts, Tracy. Filisur und dann nach Chur.«
    Sie nahm die Kurve nach Bonds Meinung viel zu schnell. Aber sie hatte den Wagen fest in der Hand, selbst auf dieser vereisten Straße. Verwundert fragte er: »Wie machst du das eigentlich ohne Schneeketten?«
    »Spezialreifen! Du brauchst keine Angst zu haben. Lehn dich zurück und genieße die Fahrt.«
    Etwas Neues war in ihrer Stimme, eine Fröhlichkeit, die sie in Royale nicht gehabt hatte. Bond betrachtete sie jetzt zum erstenmal richtig. Ja, sie war ein ganz anderer Mensch, strahlend vor Gesundheit und Lebensfreude. Ihre halboffenen Lippen schienen ständig zu lächeln.
    »Zufrieden?«
    »Du siehst einfach wunderbar aus. Aber jetzt erzähl mir lieber, wie du ausgerechnet nach Samaden gekommen bist. Es war ein richtiges Wunder. Das hat mir das Leben gerettet.«
    »Und dann will ich wissen, was mit dir los ist. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so erledigt wirkte wie du. Zuerst habe ich geglaubt, du wärst total besoffen. Ist dir jetzt warm genug?« Sie machte eine kurze Pause. »Meine Geschichte ist ganz einfach. Papa hat mich eines Tages von Marseille aus angerufen, um zu hören, wie es mir geht. Dann fragte er, ob ich dich gesehen hätte. Als ich verneinte, schien er sehr beunruhigt zu sein. Er hat mir förmlich befohlen, dich zu suchen. Er hat nämlich einen Narren an dir gefressen. Jedenfalls sagte er, er hätte die Adresse des Mannes ausfindig gemacht, hinter dem du her bist. Wie er dich kennt, würdest du dich irgendwo in der Nähe vom Piz-Gloria-Klub rumtreiben. Ich sollte dir ausrichten, daß du vorsichtig sein sollst.« Sie lachte kurz auf. »Recht hatte er. Also bin ich von Davos abgebraust und kam vorgestern nach Samaden. Gestern ging die Seilbahn nicht, und da wollte ich heute hinauf und mich nach dir umsehen. Und jetzt bist du dran.«
    Sie fuhren in raschem Tempo auf der kurvenreichen Straße. Bond schaute durchs Rückfenster und fluchte leise - etwa anderthalb Kilometer hinter ihnen folgten zwei Lichter. Tracy sagte: »Ich weiß. Ich habe sie im Rückspiegel beobachtet. Ich fürchte, sie haben etwas aufgeholt. Es muß ein guter Fahrer sein, der die Strecke genau kennt. Hat wahrscheinlich Schneeketten. Aber ich glaube, ich werde es schaffen. Nun erzähl schon. Was war los?«
    Er gab ihr eine frisierte Schilderung von einem gefährlichen Gangster, der dort oben auf dem Berg unter falschem Namen hauste und von der englischen Polizei steckbrieflich gesucht wurde. Da er, Bond, gelegentlich mit dem Verteidigungsministerium zu tun habe, sei er an diesen Fall geraten. Sie brummte: »Bind mir doch keinen Bären auf. Ich weiß, daß du beim Secret Service bist, Papa hat es mir gesagt.« Bond erwiderte kurz: »Papa redet Quatsch.« Sie lachte. Er berichtete weiter und endete: »Und dann bist du wie ein Engel vom Himmel gefallen. Das ist alles.«
    Sie dachte einen Moment nach, dann sagte sie ruhig: »Und jetzt, mein süßer James, verrat mir noch, wie viele von der Bande du umgebracht hast. Aber die Wahrheit!«
    »Warum?«
    »Ich bin einfach neugierig.«
    »Also da war der Wächter im sogenannten Klub. Den mußte Ich erledigen, sonst hätte ich dran glauben müssen. Dann wird Wahrscheinlich einer von der Lawine erwischt worden sein. Unten im Tal bei der Seilbahnstation schoß einer auf mich, und ich mußte ihn mit meinem Skistock aufspießen - da» War Notwehr. Ich weiß nicht, wie schlimm er verletzt ist. Und schließlich der Mann, der vom Schneepflug erfaßt wurde. Er hat sechsmal auf mich geschossen, und es war außerdem seine eigene Schuld. Sagen wir - drei und ein halber sind auf die eine oder andere Weise umgekommen.«
    »Wie viele sind noch übrig?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Nur so. Du kannst mir vertrauen.«
    »Ich glaube, es waren im ganzen ungefähr fünfzehn. Dann wären es jetzt noch elf und ein halber - dazu der große Chef.«
    »Und in dem Wagen hinter uns sind drei? Werden sie uns umbringen, wenn sie uns erwischen?«
    »Ich fürchte, ja. Und ich

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