Im Dienst ihrer Majestat
auf dem Konsulat trauen. Ich genieße so eine Art diplomatische Immunität und kann die Papiere schnell besorgen. Ich rufe dich heute abend und morgen an und komme so schnell wie möglich zu dir. Aber vorher muß ich diese Sache erledigen.«
»Versprichst du mir, daß dir nichts passiert?«
Er lächelte. »Diesmal renne ich davon, wenn einer zu schießen anfängt.«
»Also gut.« Ein langer Blick, dann drehte sie sich stumm um und verließ das Restaurant.
Bond frühstückte geistesabwesend. Was hatte er da getan? Doch die einzige Antwort war ein Gefühl überströmender Zärtlichkeit, Erleichterung und Erregung. James und Tracy Bond! Commander und Mrs. Bond!
19
Bond schlief während des Fluges und hatte einen furchtbaren Alptraum. Er sah sich mit Tracy - sie im Brokatkleid, er im Frack und mit Orden behängt - auf einer großen feudalen Gesellschaft. Grauenvoll!
»Bitte anschnallen und das Rauchen einstellen!«
Bond erwachte schweißgebadet. Was hatte er nur getan? Nein! So wäre es bestimmt nicht! Er würde weiterhin sein hartes aufregendes Leben führen
- aber Tracy würde daheim auf ihn warten! War seine Wohnung in Chelsea groß genug? Vielleicht konnte er die obere Etage mieten. Und was war mit May, seiner schottischen Perle? Er mußte sie zum Bleiben überreden!
Die Caravelle setzte auf der Piste auf, das Donnern der Motoren verstummte. Es wurde Bond erst jetzt klar, daß er kein Gepäck bei sich hatte. So konnte er direkt zur Paßkontrolle gehen und anschließend nach Hause fahren und diese lächerlichen verschwitzten Skiklamotten ausziehen.
Draußen erwartete ihn ein Wagen. Mary Goodnight saß neben dem Chauffeur. Sie musterte ihn kritisch. »Sie sehen aus wie ein Landstreicher. Ein Wunder, daß man Sie aus dem Flugplatz herausgelassen hat. Sie gehören unter Quarantäne!« Bond lachte. »Wintersport ist eben sehr anstrengend, all die Schneeballschlachten und Bobfahrten. Und gestern abend war ich auf einem Maskenball.«
»In dem Aufzug? Das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
»Aber freilich. Im Ernst, Mary, wie ist das Programm?«
»Sie sollen sich zuerst im Hauptquartier melden und dann bei M zu Hause zu Mittag essen. Später kommen dann die Leute, die Sie sprechen wollen. Höchste Dringlichkeitsstufe! Und da dachte ich mir, daß Sie mich vielleicht brauchen.«
»Es ist wirklich ein Segen, daß Sie gekommen sind. Ich muß sofort einen ellenlangen Bericht diktieren. Außerdem habe ich Arbeit fürs Laboratorium. Ist jemand dort?«
»Natürlich. M besteht doch an Feiertagen auf einem Bereitschaftsdienst in allen Abteilungen. Hatten Sie Scherereien, James? Sie sehen grauenhaft aus.«
»Na ja, es ist einiges passiert. Aber das erfahren Sie ja beim Diktat.« Der Wagen hielt vor Bonds Wohnung. »Seien Sie ein Engel und mobilisieren Sie die gute May, während ich mich umziehe. Sie soll mir eine Riesenkanne Kaffee brauen und zwei Glas von unserem besten Cognac reinschütten. Jetzt ist es halb zehn. Rufen Sie doch bitte den Chef vom Dienst an und sagen Sie ihm, daß wir gegen halb elf im Büro sind. Das Labor muß in einer halben Stunde verfügbar sein.« Er zog den Paß aus der Tasche. »Geben Sie das unserem Chauffeur, er soll schleunigst zum Chef vom Dienst fahren und ihm den Paß persönlich aushändigen. Er soll dem Laboratorium sagen, daß die benutzte Tinte . . . äh . . . hausgemacht ist. Man braucht sie nur über Feuer zu halten. Die wissen Bescheid.«
Als Bond kurz nach halb elf in sein Büro kam, lag auf dem Schreibtisch ein Hefter mit dem roten Stern, der »streng geheim« bedeutet. Er enthielt seinen Paß und ein Dutzend Fotokopien der Seite 21. Die Namensliste war schwach, aber leserlich.
Mary Goodnight erschien mit ihrem Stenoblock. »Das ist nur der erste Entwurf, Mary. Es muß fix gehen«, erklärte er. »Wir haben knapp anderthalb Stunden Zeit, und ich muß zum Essen pünktlich in Windsor sein. Glauben Sie, daß Sie das schaffen? . . . Also los! Streng geheim. Zu Händen von M. Weisungsgemäß landete ich am 22. Dezember um 12 Uhr 15 mit der Swissair in Zürich, Flugplatz Kloten, um den ersten Kontakt für das Unternehmen >Corona< herzustellen . . .«
M legte die Blätter auf seinen Schreibtisch. Die Pfeife war ausgegangen, er zündete sie langsam wieder an und sagte ungewohnt freundlich: »Sie haben verdammtes Glück gehabt, James. Ich wußte gar nicht, daß Sie Ski laufen.«
»Ich habe mich gerade aufrecht halten können, Sir. Möchte es nicht noch einmal versuchen.«
»Kann ich Ihnen
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