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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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habe keine Waffen bei mir. Es tut mir leid, Tracy, aber du hättest sowieso keine großen Chancen als Zeugin und als meine Komplicin. Für diese Leute bin ich eine Gefahr.«
    »Und bist du es?«
    »Allerdings - sogar eine tödliche!«
    »Ich habe leider auch eine schlechte Nachricht für dich. Sie holen immer mehr auf, und ich habe nur noch ein paar Liter im Tank. Wir müssen in Filisur halten. Jetzt werden alle Garagen geschlossen sein. Wir müssen also jemand wecken. Das wird aber mindestens zehn Minuten dauern, und bis dahin haben sie uns längst geschnappt. Du mußt dir schnell etwas Gescheites einfallen lassen.«
    Vor ihnen tauchte eine Baustelle auf. Ein Bergrutsch hatte ein Stück der kurvenreichen Straße und eine Brücke weggerissen. Große Tafeln warnten: »Achtung! Baustelle!« Die Umleitung verlief rechts dicht am Berg entlang. Links war eine wackelige Abzäunung, und dahinter gähnte ein mehrere hundert Meter tiefer Abgrund; unten floß ein Wildbach. In der Mitte der schlechten Wegstrecke wies ein großer roter Pfeil nach rechts auf die schmale Fahrbahn, die über eine Behelfsbrücke führte. Bond rief plötzlich: »Stop!«
    Tracy bremste. Bond sprang hinaus. »Fahr weiter. Warte hinter der nächsten Kurve auf mich. Es ist unsere einzige Chance!«
    Wortlos gehorchte sie. Er rannte die paar Meter zu dem roten Pfeil zurück, drehte ihn um, so daß er nun nach links zeigte, auf den Zaun, der das Stück Straße zu der zerstörten Brücke absperrte. Er riß die Abzäunung nieder, rannte über die Fahrbahn und drückte sich eng an den Felsen in den Schatten des Berges.
    Der Mercedes fuhr mit seinen rasselnden Schneeketten schneller, als es auf der schlechten Strecke angeraten war. Er steuerte direkt auf die Schlucht zu, auf die der Pfeil jetzt wies. Bond erhaschte einen Blick auf weiße, verzerrte Gesichter, hörte das Kreischen der Bremsen. Der Wagen schien fast zu stehen, aber die Vorderräder ragten schon über den Rand des Abgrundes hinaus. Er hielt noch einen Moment das Gleichgewicht, dann kippte er langsam nach vorn. Ein schreckliches Krachen ertönte, als er auf das Geröll unter der alten Brücke aufprallte. Bond lief an dem umgestürzten Pfeil vorbei und schaute hinunter. Der Mercedes flog kopfüber durch die Luft, stieß an einen Felsen, daß die Funken stoben. Er überschlug sich noch einmal und landete schließlich auf dem Grund der Schlucht im eisigen Wasser des Bergbaches. Danach herrschte tief e Stille. Bond stellte die Überreste des Zaunes auf und drehte den roten Pfeil wieder nach rechts. Dann wischte er sich die Hände an der Hose ab und wankte bis zur nächsten Kurve.
    Der kleine weiße Wagen stand mit ausgeschalteten Scheinwerfern am Straßenrand. Er stieg ein und ließ sich auf seinen Sitz fallen. Tracy fuhr schweigend an. Bald tauchten die Lichter von Filisur auf. Sie drückte seine Hand. »Du hast heute genug erlebt. Schlaf jetzt! Ich bringe dich nach Zürich. Bitte tu, was ich dir sage.«
    Bond lehnte den Kopf an den Türrahmen und war sofort eingeschlafen.
    18
    In der grauen Morgendämmerung wirkte der Flughafen Kloten deprimierend und verlassen, aber zum Glück gab es eine Swissair-Caravelle, die wegen des Nebels in London noch nicht abgeflogen war. Bond ließ Tracy im Restaurant, buchte eine Passage und ging in eine Telefonzelle. Er suchte sich die Nummer der Universal Export heraus. Darunter stand die Privatnummer des Schweizer Filialleiters, Alexander Muir. Es war sechs Uhr. Er konnte es auch nicht ändern. Nach ein paar Minuten meldete sich eine verschlafene Stimme: »Muir.«
    »Entschuldigen Sie bitte, hier ist 007. Ich rufe von Kloten aus «n. Es ist verdammt dringend, deshalb muß ich das Risiko auf mich nehmen, daß Ihre Leitung abgehört wird. Haben Sie was zum Schreiben da?«
    Die Stimme am anderen Ende war munter geworden. »Einen Moment, 007 . . . Ja, los!«
    »Zunächst habe ich eine schlechte Nachricht. Ihre Nummer 2 hat’s erwischt. Das ist leider so gut wie sicher. Einzelheiten kann ich Ihnen jetzt nicht mitteilen. In einer Stunde fliege ich nach London, Swissairflug 100 - von dort aus informiere ich Sie sofort ausführlich. Könnten Sie gleich ein Fernschreiben durchgeben? In den nächsten Tagen wird eine Gruppe von zehn englischen Mädchen aus dem Engadin mit einem Hubschrauber in Zürich eintreffen - eine gelbe Alouette der Sud-Aviation. Sie bekommen heute noch die Namen von London aus per Telex. Ich vermute, daß die Mädchen verschiedene Flugzeuge benutzen und

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