Im Dienst ihrer Majestat
nachfühlen. Sie haben immer noch keine Ahnung, was Blofeld im Schild führt?«
»Leider nein, Sir.«
»Ich auch nicht. Ich verstehe es einfach nicht. Vielleicht werden uns die Professoren heute nachmittag weiterhelfen. Offensichtlich haben Sie recht, daß Spectre wieder auferstanden ist. Wir hatten zunächst an Ihrer Identifizierung Blofelds gezweifelt. Aber Ihr Tip mit Pontresina war gut. Der Tote von der Bobbahn war Bulgare, Sprengstoffexperte. Blofeld muß ja sein Gesicht und seine Figur toll verändert haben.«
»Ich bin sicher, daß er es ist, Sir. Die Klaue des Löwen habe ich ja am letzten Tag zu spüren bekommen.«
»Ein Glück, daß Sie diese Frau getroffen haben. Eine alte Flamme von Ihnen?« M sah ihn spöttisch an.
»Mehr oder weniger, Sir. Ich habe sie schon in meinem ersten Bericht über Blofelds Aufenthalt in der Schweiz erwähnt. Sie ist die Tochter dieses Draco, des Chefs der Union Corse. Ihre Mutter war eine englische Gouvernante.«
»Hm. Interessante Mischung. Jetzt ist es aber Zeit fürs Essen. M stand auf und klingelte.
Hammond, M’s Butler, öffnete die Tür zum Eßzimmer. Sie setzten sich an den gedeckten Tisch.
20
Es war drei Uhr. Draußen fuhr ein Wagen vor. Die Dämmerung kroch bereits ins Zimmer. M stand auf und machte Licht Bond stellte noch zwei Sessel an den Schreibtisch. M erklärte: »Das wird 501 sein. Sie kennen ihn bestimmt, Chef unserer Forschungsabteilung. Der andere heißt Franklin. Laut 501 eine Koryphäe in der Schädlingsbekämpfung. Keine Ahnung, warum das Landwirtschaftsminist erium gerade ihn schickt. Der Minister hat mir gesagt, sie hätten zur Zeit großen Ärger und glaubten, Sie seien einer Riesensache auf der Spur. Wir werden den Herren Ihren Bericht vorlegen. Vielleicht können sie etwas damit anfangen.«
Nummer 501 vom Secret Service war ein untersetzter Mann mit dicken Brillengläsern. Er hatte ein freundliches, unverbindliches Lächeln und war höflich, aber M gegenüber nicht devot. Der andere war klein, hatte schlaue, vergnügte Augen und begrüßte sie zurückhaltend.
Nach den üblichen Floskeln sagte M: »Mr. Franklin, Ihr Minister wird Sie ja wohl schon informiert haben.«
»Er hat mir lediglich Andeutungen gemacht. Ich weiß nur, daß es sich um einen Mann handelt, der auf einer Hochalp sitzt und sich bemüht, unsere Landwirtschaft und unsere Viehzucht zu verbessern, was ja durchaus löblich ist. Warum behandeln wir ihn, als hätte er Atomgeheimnisse gestohlen?«
»Das hat er auch schon einmal getan«, erwiderte M trocken. »Am besten lesen Sie und Mr. Leathers wohl zunächst den Bericht meines Mitarbeiters. Das meiste wird auch Ihnen neu sein.«
Ein langes Schweigen folgte. Bond lauschte dem Klatschen des Regens und dem Knistern der Holzscheite im Kamin. M saß dösend in seinem Sessel. 501 reichte nach einer Weile Franklin die letzte Seite und lehnte sich zurück. Als Franklin zu Ende gelesen hatte, legte er die Blätter zusammen und sagte lächelnd zu Bond: »Sie haben Glück, daß Sie hier sind.« Bond lächelte wortlos zurück.
M wandte sich an 501: »Nun?«
501 nahm seine Brille ab und putzte sie mit einem nicht allzu .sauberen Taschentuch. »Ich weiß noch nicht, worauf die Sache hinausläuft, Sir. An sich wäre ja an diesen Forschungen nichts auszusetzen, wenn wir Blofeld nicht so gut kennen würden. Er hat zehn oder vielmehr elf für Tiefenhypnose geeignete Mädchen vom Lande in die Schweiz kommen lassen. Sie leiden anscheinend, und es liegt kein Grund vor, das zu bezweifeln, an gewissen ziemlich verbreiteten Allergien. Die Aversion gegen Geflügel kommt häufig vor, ebenso die gegen Hornvieh. Die gegen Feldfrüchte und Pflanzen ist weniger bekannt. Blofeld scheint diese Allergien durch Hypnose heilen zu wollen. Der mechanische Hergang ist einfach. Im Dämmerzustand werden ein Metronom im Takt des Pulsschlags und ferne surrende Geräusche häufig als hypnotische Hilfsmittel verwendet. Der Singsang, der gemurmelte, immer wiederholte Befehl des Hypnotiseurs - das sind alles übliche Requisiten. Wir wissen nicht, was für Vorträge die Mädchen anhören, noch was sie lesen müssen, können aber voraussetzen, daß alles ebenfalls dazu dienen soll, sie in der von Blofeld gewünschten Form zu beeinflussen. Ich kann zu alldem nur sagen, daß Blofelds Ideen nicht neu sind und daß sie wirksam sein können.«
M nickte. »Vielen Dank, Mr. Leathers. Würden Sie jetzt mal etwas unwissenschaftlich werden und einfach Ihre Vermutungen äußern,
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