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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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den letzten vier Wochen ungefähr drei Millionen Truthähne schlachten mußten. Und das ist erst der Anfang. Die Hühnerpest breitet sich wie ein Lauffeuer in ganz East Anglia aus. Auch in Hampshire sind bereits Anzeichen vorhanden, wo ebenfalls Truthahnzucht betrieben wird. Wir mußten zwei Millionen aus Amerika importieren, um den Weihnachtsbedarf decken zu können.«
    M meinte säuerlich: »Ich kann verstehen, daß das für Sie ein Problem ist. Doch was hat das mit unserem Fall zu tun?«
    Franklin erwiderte: »Wir haben einen Anhaltspunkt. Die ersten Tiere, die starben, wurden auf der Nationalen Geflügel-Ausstellung in den OlympiaHallen in London Anfang dieses Monats gezeigt. Wir kamen erst dahinter, als die Ausstellung bereits geschlossen war. So konnten wir die Herkunft des Virus nicht mehr ermitteln. Hühnerpest ist notabene höchst ansteckend und verläuft hundertprozentig tödlich. Aber«, er hielt eine Broschüre mit dem Wappen der Vereinigten Staaten hoch, »was wissen Sie, meine Herren, von biologischer Kriegführung?«
    Leathers antwortete: »1944 hatten die Amerikaner den Plan ausgearbeitet, die gesamte japanische Reisernte durch Besprühen mit Bakterien von Flugzeugen aus zu vernichten. Aber ich erinnere mich, daß Roosevelt sein Veto einlegte.«
    »Stimmt!« sagte Franklin. »Die biologische Kriegführung ist aber keineswegs ad acta gelegt. Mein Ministerium befaßt sich mit diesem ttema. Wir sind das höchstentwickelte Agrarland der Erde. Wir haben das im Krieg notgedrungen fertiggebracht, um nicht zu verhungern. So wären wir theoretisch ein ideales Ziel für einen solchen Angriff, dem man nur durch Abschlachten des gesamten Geflügel- und Viehbestandes und durch Verbrennen der Ernten begegnen kann. Binnen wenigen Monaten wären wir ruiniert und müßten buchstäblich um Brot betteln.«
    »Darüber habe ich noch nie nachgedacht«, sagte M, »aber es leuchtet mir ein.«
    »Diese Broschüre hier«, fuhr Franklin fort, »enthält die neuesten Erkenntnisse unserer amerikanischen Verbündeten zu diesem ttema. Darf ich Ihnen einiges daraus vorlesen?«
    21
    Franklin unterbrach seine Vorlesung ab und zu, um Erläuterungen zu geben.
    »Die biologische Kriegführung, Abkürzung BK, oft auch bakteriologische oder mikrobische Kriegführung genannt, umfaßt alle Mikroorganismen, Insekten und andere Schädlinge sowie pflanzliche und tierische Giftstoffe.
    Die Agenzien der BK wie die der chemischen Kriegführung, CK abgekürzt, unterscheiden sich im Grad ihrer Tödlichkeit. Das ermöglicht, jeweils das für den gewünschten Zweck geeignete Agens zu wählen, je nachdem, ob man nur eine vorübergehende Lahmlegung mit geringen Nachwirkungen oder Seuchen und zahlreiche Tote erzielen will. Außerdem bestehen zwischen BK und CK noch einige andere wesentliche Unterschiede. Die BK-Agenzien haben eine Inkubationszeit von Tagen, manchmal von Wochen, während die CK-Waffen binnen Sekunden oder wenigen Stunden wirksam werden.«
    Franklin hielt kurz inne. »Die Broschüre schildert ferner ausführlich die verschiedenen Schädlinge sowie die Seuchen und Krankheiten in der Pflanzenwelt. Dann wird dargelegt, daß die Natur der BK-Agenzien sie für geheime, tückische Anschläge besonders geeignet macht. Und das betrifft uns. Nach der GeflügelAusstellung wurden die Erreger durch die Truthähne in allen dichtbesiedelten Zuchtgebieten verbreitet. In der Broschüre heißt es: >. . . Versuche haben gezeigt, daß durch BK-Agenzien ohne weiteres Gebiete von mehreren tausend Quadratmeilen verseucht werden können!< Großbritannien mit Irland umfaßt nur eine Fläche von etwas über hunderttausend Quadratmeilen! Zum Abschluß zitiere ich noch eine Stelle, und dann werden Sie begreifen, warum ich mich derart aufrege. In dem Abschnitt >Verteidigungsmaßnahmen< heißt es: >. . . Die Verteidigung gegen die biologische Kriegführung wird durch die Schwierigkeit, die Agenzien zu entdecken und unschädlich zu machen, wesentlich kompliziert. Bisher sind auch noch keine entsprechenden Methoden gefunden worden. <«
    Franklin legte die Broschüre auf den Tisch, nahm seine Pfeife, stopfte sie und erklärte, auf einmal wieder freundlich lächelnd: »So, meine Herren, die Anklagerede ist beendet.«
    M sagte: »Ich danke Ihnen, Mr. Franklin. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, meinen Sie, daß Blofeld einen Bakterienkrieg gegen unser Land vorbereitet?«
    »Ja«, antwortete Franklin überzeugt.
    »Wie kommen Sie zu dieser Schlußfolgerung?«
    Franklin

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