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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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wozu das alles gut sein soll?« M lächelte. »Es bleibt natürlich unter uns!«
    501 strich sich sorgenvoll durchs Haar. »Also, Sir, es mag Unsinn sein, aber bei Lektüre des Berichtes kam mir ein Gedanke. Blofeld hat eine horrend kostspielige Anlage geschaffen. Ob seine Absichten nun gut oder schlecht sind
    - und wir können annehmen, daß sie schlecht sind -, es stellt sich die Frage: Wer bezahlt das? Wie ist er auf dieses Gebiet verfallen, und wie hat er die Mittel dafür aufgetrieben? Die führenden Köpfe in der Verhaltensforschung sind seit Iwan Pawlow immer Russen gewesen. Wie Sie sich noch erinnern werden, Sir, hatte ich dem Amt nach dem ersten gelungenen russischen Raumflug um die Welt einen Bericht über den Astronauten Gagarin eingesandt. Ich wies darin auf seine einfache Natur hin, auf sein ausgeglichenes Verhalten bei dem hysterischen Empfang, der ihm in London bereitet wurde. Dieses leere, lächelnde Gesicht, Sir, diese unschuldigen Augen, diese unkomplizierte Psyche, all das deutete auf Hypnose hin. Ich wagte zu behaupten, daß er den schwierigen Anforderungen in der Raumkapsel nur im posthypnotischen Zustand gewachsen sein konnte. Man hielt meine Folgerungen damals für phantastisch. Ich wiederhole sie jetzt und gebe zu bedenken, daß die Macht, die hinter Blofeld steht, sehr wohl die Russen sein können.« Er wandte sich an Bond. »Waren irgendwelche Anzeichen eines russischen Einflusses oder russischer Leitung auf dem Piz Gloria zu bemerken? Waren dort Russen?«
    »Ja, dieser Hauptmann Boris. Ich habe ihn zwar nie gesehen, aber er war zweifellos Russe. Von den anderen eventuell noch drei.«
    501 zuckte die Achseln und sagte zu M: »Ich fürchte, daß ich nicht mehr zur Aufklärung beitragen kann, Sir. Aber meiner Ansicht nach war dieser Hauptmann Boris entweder >Zahlmeister< oder Leiter des Projektes und Blofeld der unabhängige Unternehmer. Das würde zum Charakter des alten Spectre passen - eine selbständige Organisation, die für jeden arbeitet, der zahlt.«
    »Daran könnte etwas sein, Mr. Leathers«, sagte M nachdenklich. »Aber was ist der Zweck der Übung? Was halten Sie von alldem, Mr. Franklin?«
    Franklin hatte sich eine Pfeife angezündet. Er entnahm seiner Aktentasche einige Schriftstücke. Dann breitete er eine Landkarte von England und Irland auf dem Tisch aus. »Hierauf sind sämtliche Agrar- und Viehzuchtgebiete von England und Irland eingezeichnet«, erklärte er. »Ich muß gestehen, daß ich beim Lesen des Berichtes zunächst völlig konsterniert war. Wie Mr. Leathers sagt, scheinen diese Forschungen und Versuche völlig harmlos, im Gegenteil, um seine Worte zu gebrauchen, sogar löblich zu sein. Aber dann kam mir ein schwerer, entsetzlicher Verdacht. Ist übrigens die Liste mit den Namen und Adressen der Mädchen greifbar?«
    Bond zog die Fotokopie aus der Rocktasche und reichte sie Franklin, der sie überflog und zutiefst beeindruckt rief: »Ich habe es! Ich glaube, ich habe es!«
    Die drei anderen sahen ihn gespannt an. Franklin malte mit dem Rotstift eine Reihe anscheinend unzusammenhängender roter Kreise in England und Irland und murmelte dabei vor sich hin: »Aberdeen - Aberdeen-Angus-Rinder! Devon
    - ungehörntes Rind! Lancashire - Geflügel! Kent - Obst! Shannon - Kartoffeln!« Schließlich zeigte sein Stift auf East Anglia. Er machte ein großes, rotes Kreuz und sagte: »Truthähne!«
    In das Schweigen, das nun folgte, fragte M leicht gereizt: »Und was soll das bedeuten?«
    Franklin kramte in seiner Aktenmappe und förderte schließlich einen Zeitungsausschnitt zutage. »Ich nehme nicht an, daß Sie, meine Herren, den Landwirtschaftsteil der Zeitungen lesen; dieser Bericht stammt aus dem >Daily Telegraph< von Anfang Dezember. Die Überschrift lautet: Hühnerpest vernichtet Truthähne massenweise. Dann heißt es: >Die Versorgung des Weihnachtsmarktes mit Truthähnen könnte durch die kürzlich ausgebrochene Hühnerpest ernstlich gefährdet werden. Eine große Anzahl Tiere mußte bereits notgeschlachtet werden . . .< Und weiter unten: »Nach bisherigen Mitteilungen mußten 218 000 Tiere geschlachtet werden . . . während voriges Jahr der Weihnachtsmarkt mit 3 700 000 bis 4 000 000 Stück beliefert wurde, hängt die Versorgung diesmal von der weiteren Ausbreitung der Hühnerpest ab.<«
    Franklin legte den Ausschnitt hin und erklärte ernst: »Es gelang uns, weitere Veröffentlichungen in der Presse zu unterdrücken. Aber ich kann Ihnen sagen, meine Herren, daß wir in

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