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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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außen gegen die Kutsche prallte. „Was war das?“ Sie sah sich um und wurde erst jetzt auf die Stimmen draußen auf der Straße aufmerksam.
    „Brot! Wir wollen Brot!“
    Pierre stieß einen Fluch aus. „Weg vom Fenster!“, befahl er schroff.
    „Ich habe kein Brot!“ Mélusine war so erschrocken, dass sie die wütende Forderung wörtlich nahm. „Ich habe nicht einmal Geld dabei“, fügte sie hinzu, als sie allmählich klarer denken konnte. „Ich habe keins zu der Essensgesellschaft mitgenommen.“
    „Still, Georges spricht mit ihnen.“
    Die Kutsche rollte noch immer langsam vorwärts. Mélusines Herz raste, während sie fast darauf wartete, dass der nächste Stein gegen die Kutsche geschleudert oder gar die Tür vom aufgebrachten Pöbel aufgerissen wurde.
    Bis zu Sabines Enthüllungen an diesem Abend hatte sie immer geglaubt, Bertier wäre bei einer Begegnung ums Leben gekommen, die vielleicht der jetzigen Situation ähnelte. Er war in einem Winter gestorben, in dem es viele nächtliche Überfälle von hungrigen Straßenräubern gegeben hatte. Doch das hier war ein Spätnachmittag mitten im Sommer, und sie befand sich auf dem Heimweg von einer Gesellschaft. Es war schockierend, beängstigend und vollkommen unglaublich, dass ihre Kutsche ein solches Aufsehen erregte.
    Unwillkürlich machte sie sich so klein wie möglich, der Tatsache bewusst, dass Pierre neben ihr saß und jederzeit bereit war, zu handeln. Mit angespannter Miene verfolgte er den lautstarken Wortwechsel zwischen dem Kutscher und der Menge.
    Georges hatte sein ganzes Leben in Paris verbracht. Er klang gereizt, aber nicht eingeschüchtert oder gar ängstlich. Er redete unbeirrt weiter, und, was das Wichtigste war, er hielt nicht an. Allmählich verklangen die Rufe, bis Mélusine nur noch den üblichen Pariser Straßenlärm hören konnte.
    „Ich konnte nur fünf oder sechs verschiedene Stimmen unterscheiden“, sagte Pierre.
    Sie spürte, wie seine Anspannung von ihm abfiel, auch merkte sie, dass ihre eigenen Beine zitterten.
    „Es war keine große Menge“, fuhr er fort. „Soweit ich es mitbekam, handelte es sich nur um ein paar gelangweilte, übererregte junge Männer. Georges ist gut damit fertig geworden.“
    Mélusine versuchte, tief durchzuatmen. „Dafür hat er eine ordentliche Belohnung verdient.“ Wenn doch nur ihre Beine nicht mehr zittern würden! „Sie müssen herausfinden, was ihn erfreut.“
    „Ich?“ Pierre warf ihr einen Seitenblick zu.
    „Ich meine, was ihn wirklich erfreut. Ich kenne ihn noch nicht gut genug.“ Sie merkte, dass sie sich noch immer an Pierres Hand klammerte. Wie froh sie war, dass er sich bei ihr in der Kutsche aufhielt, als man ihnen auflauerte. Die Schreie und die geschleuderten Steine hätten ihr ohne seine Anwesenheit noch größere Angst eingejagt. Trotzdem war es völlig unschicklich, seine Hand zu halten, selbst wenn er nicht ihr Diener gewesen wäre. Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen. Einen flüchtigen Augenblick lang lockerte er seinen Griff nicht, doch dann ließ er sie los.
    In diesem Moment fuhr die Kutsche in den kleinen Hof vor ihrem Haus ein. Sie war so erleichtert, wieder daheim zu sein, dass sie nur mit Mühe abwarten konnte, auszusteigen. Paul öffnete ihr die Tür, und sie eilte an ihm vorbei, die Treppe hinauf bis zu ihrem geheiligten Zufluchtsort in der zweiten Etage. Die Bewerber für die Dienerstelle hatte sie in der ersten Etage empfangen, aber in diesen Räumen wollte sie nicht wohnen.
    Am Rande merkte sie, dass Paul etwas hinter ihr her rief, aber sie hatte sich noch nicht wieder so weit beruhigt, um innehalten und mit ihm reden zu können. Nach den schockierenden Anschuldigungen während der Essensgesellschaft und dem furchterregenden Zwischenfall auf der Heimfahrt musste sie sich erst wieder sammeln.
    Jetzt hatte sie die zweite Etage erreicht – und blieb wie vom Donner gerührt stehen, als ein Mann aus ihrem Appartement trat. Sofort wusste sie, wer er war. Zögernd setzte sie sich wieder in Bewegung. Sie würde nicht zulassen, dass er von noch weiter oben auf sie herabsah, was bei ihrem Größenunterschied zwangsläufig unabänderlich war.
    Raoul Fournier sah über ihre Schulter auf Pierre, gerade lange genug, um ihn als Bediensteten in ihrem Haushalt zu identifizieren und zu erkennen, dass er es nicht wert war, weiter beachtet zu werden. Dann richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf sie.
    „Guten Abend, Vater.“ Sie ging an ihm vorbei in den blauen Salon.

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