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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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und strich glättend über eine Falte in ihrem Frisierumhang. Sie spürte, dass dieses Gespräch ihm Unbehagen bereitete, und ihr selbst war es höchst unangenehm, aber sie musste unbedingt seine Antwort darauf hören.
    „Nicht alle Frauen haben es auf eine Ehe abgesehen“, sagte er. „Ehe ich künftig eine verführe, werde ich dafür sorgen, dass sie genau versteht, was ich ihr bieten kann und was nicht. Ihre Frisur ist fertig, Madame.“
    Mélusine starrte abwesend auf ihren Frisierumhang. Sie war sich nicht ganz sicher, weil sie in solchen Dingen völlig unerfahren war – aber hatte Pierre ihr eben zu verstehen gegeben, warum er sie am Tag zuvor nicht geküsst hatte? Weil er sie nicht für eine Frau hielt, die sich Liebhaber nahm? Er hatte allen Grund, das zu glauben. Von dem Augenblick an, als ihr das Gerücht über ihren – nicht existierenden – Liebhaber zu Ohren gekommen war, hatte sie es in aller Heftigkeit abgestritten. Doch zum ersten Mal seit Bertiers Tod begann sie, ihren eisernen Vorsatz zu hinterfragen, sich fortan von allen Männern fernzuhalten. Sie war nicht mehr an ein Eheversprechen gebunden. Was sie tat, war ganz allein ihre Sache.
    Sie merkte, dass Pierre sie im Spiegel beobachtete. Das, was ihr eben durch den Kopf gegangen war, war noch so neu und verwirrend, dass sie nicht in Pierres Gegenwart darüber nachdenken wollte. Dazu war später noch Zeit, wenn sie allein war. Jetzt musste sie sich auf das konzentrieren, was ihr bevorstand. „Wir werden zuerst zum Polizeipräsidium gehen“, verkündete sie. „Ich weiß nicht, wo ich den Inspektor finden kann, mit dem ich sprechen möchte, also rede ich zuerst mit dem Polizeipräsidenten. Ich bin ihm schon einmal begegnet“, fügte sie hinzu und hoffte, dass die wenigen Worte, die sie mit Louis de Grosne gewechselt hatte, ihr nun zugute kamen.
    „Zum Zeitpunkt des Todes Ihres Mannes?“
    „Nun …“ Überrascht sah sie auf, denn sie hatte an eine ganz andere Gelegenheit gedacht. „Ja, ich meine, da hat er seine Aufwartung gemacht, aber ich habe ihn nicht gesehen. Ich glaube, er hat mit Séraphin gesprochen.“
    „Wann sind Sie ihm denn davor begegnet?“, fragte Pierre irritiert.
    „Bei diversen Empfängen. Bertier machte mich mit ihm bekannt. Er ist ein sehr wichtiger Mann, jede Woche sucht er den König auf. Es gibt nicht viele Menschen, die Ludwig XVI. so häufig sehen. Das Polizeipräsidium befindet sich in der Rue Neuve des Capucins. Das ist nicht weit, wir können zu Fuß dort hingehen.“
    Aus einem nicht unbedingt unbestimmten Gefühl heraus war Pierce dagegen, dass Mélusine zur Polizei gehen wollte. Doch mittlerweile hatte er gelernt, dass man sie kaum aufhalten konnte, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Sie war blass, als sie durch die Straßen gingen, doch sobald das Polizeipräsidium in Sicht kam, wich die wenige Farbe vollends aus ihrem Gesicht. Pierce war hin und her gerissen zwischen Bewunderung für ihren Mut und Besorgnis über die eigene Situation, in der er sich befand.
    Mélusine wollte in Erfahrung bringen, wer Bertier umgebracht hatte. Pierce wollte den Erpresser finden. Möglicherweise suchten sie nach demselben Mann, obwohl Pierce immer noch Séraphin am meisten verdächtigte, derjenige zu sein, von dem die Einschüchterung ausging. Der erste Drohbrief war erst Monate nach Bertiers Tod eingetroffen, was darauf schließen ließ, dass Séraphin zufällig auf La Mottes Schmuggelgeschäfte mit Bertier gestoßen war, als er in den Besitz der Unterlagen seines Bruders gelangte.
    Wenn man Bertier gezielt ermordet hatte, wollte Pierce Mélusine nicht in der Nähe des Mörders wissen. Und wenn Bertiers Tod und die Erpressung tatsächlich in einem Zusammenhang standen, wollte er nicht, dass die Polizei den Fall neu aufrollte und vielleicht dabei auf den Beweis stieß, der dazu benutzt wurde, La Motte zu erpressen. Pierce hatte großen Respekt vor der Pariser Polizei, obwohl er sich bislang eher für die Abteilung interessierte, die sich mit Schmuggel befasste, nicht für das Morddezernat.
    Vor allen Dingen aber verspürte er das brennende Bedürfnis, Mélusine zu beschützen. Das an sich war keine neue Erfahrung für ihn. Er wusste, dass er zu so etwas neigte, und manchmal machte er sich deswegen über sich selbst lustig. Aber seine Gefühle für Mélusine waren wesentlich vielschichtiger als nur eine Mischung aus Verlangen und Ritterlichkeit. Er wollte sie beschützen, hatte jedoch gleichzeitig großen

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