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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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gearbeitet? Wo sind Sie noch gewesen, abgesehen von Amerika? Was haben Sie überhaupt getan auf dem Schiff?“
    „Ich habe dem Kapitän gedient. Er war Freibeuter.“
    „Freibeuter!“, rief sie aus. „Haben Sie oft kämpfen müssen? Stammt daher die Narbe an Ihrer Schulter? Haben Sie viel Beute gemacht?“
    „Manchmal, ja“, wich er aus.
    „Du liebe Güte.“ Mélusine musste erst einmal diesen völlig neuen Aspekt verarbeiten. Doch ihre Verblüffung legte sich schnell, denn sie konnte ihn mühelos in einer solchen Rolle sehen. „Ich glaube nicht, dass viele Diener über einen derart großen Erfahrungsschatz verfügen wie Sie“, meinte sie. „Kein Wunder, dass Sie sich so einfach zutrauen, Leute aus dem Haus zu werfen.“ Sie verstummte. Irgendetwas, der Bruchteil eines Gedankens ging ihr plötzlich durch den Kopf. Was war es nur? Etwas, das sie ihn hatte fragen wollen … „Worin sind Sie nicht gut?“ Es war ihr wieder eingefallen.
    „Verzeihung?“
    „Sie sagten gestern, Sie wären für gewisse Dinge nicht gut geeignet. Für welche?“
    Er sah sie eine Weile an, dann drehte er sie wieder behutsam zum Spiegel um und setzte seine Aufgabe fort, ihr das Haar hochzustecken.
    Als sein Schweigen andauerte, fragte sie sich, ob sie ungewollt einen wunden Punkt bei ihm berührt hatte. Vielleicht hatte sie ihn sogar gekränkt, und das war wirklich nicht ihre Absicht gewesen. „Verbietet Ihnen Ihr Stolz, es mir zu verraten?“, fragte sie schließlich befangen.
    „Die Ehe“, sagte er unvermittelt. „Ich bin nicht gut für die Ehe geeignet, Madame.“
    Das war das Letzte, was sie erwartete hatte, und seine Worte lösten in ihr die unterschiedlichsten und verwirrendsten Empfindungen aus. „Aber Sie haben doch um Ihre Frau getrauert“, bemerkte sie unsicher. „Davon bin ist fest überzeugt.“
    „Natürlich. Sie war wunderhübsch und voller Unschuld. Sie ist viel zu jung gestorben – sind Sie übrigens gegen Pocken geimpft?“
    „Wie bitte? Ach so, ja.“ Sein plötzlicher Themenwechsel brachte sie völlig durcheinander.
    „Das ist gut. Ich hätte Rosalie auch danach fragen müssen, aber damals dachte ich nicht daran, und dann war es zu spät.“
    Sie hörte die Selbstvorwürfe aus seiner Stimme heraus. „Sie sind nicht dafür verantwortlich, dass sie an den Pocken erkrankt ist.“ Plötzlich überkam sie das zwingende Bedürfnis, ihn aufzurichten. „Sie können doch nicht sagen, Sie wären ein schlechter Ehemann gewesen, nur weil Sie Ihre Frau nie danach gefragt haben, ob Sie gegen Pocken geimpft ist.“
    „Nein.“ Er lächelte matt. „Das glaube ich auch nicht.“
    „Warum behaupten Sie dann, nicht für die Ehe geeignet zu sein? Waren Sie Ihrer Frau untreu?“
    „Nein.“ Er seufzte. „Sie sind sehr beharrlich.“
    „Nur weil Sie es zulassen.“ Sie wusste, dass sie damit recht hatte. Einem anderen Mann hätte sie niemals so kühne Fragen gestellt. Nur weil ihr Pierre so wichtig geworden war, brachte sie den Mut auf, an diesem heiklen Thema festzuhalten. „Sie haben ein großes Herz und wollen mich nicht verletzen, obwohl ich Ihnen auf die Nerven gehe.“
    „Also gut. Die Wahrheit ist, ich hätte niemals heiraten dürfen“, gestand er unverblümt. „Schon in den ersten Monaten nach der Hochzeit wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte, aber da war es bereits zu spät. Sie war tugendhaft und begehrenswert, und es war wohl eine Mischung aus Lust und ehrenwerten Absichten, die mich veranlasst hatte, sie zu heiraten. Es wäre besser gewesen, wenn ich beides unterdrückt hätte.“
    Einen Moment lang war Mélusine sprachlos. „Sie … haben sie begehrt, aber nicht geliebt?“
    „So etwas in der Art, ja. Ich mochte sie. In all den Monaten un serer Ehe haben wir nicht ein einziges Mal gestritten. Erst als sie versuchte, mich aus dem Krankenzimmer zu vertreiben, weil sie Angst um mich hatte.“ Er sah kurz zur Seite und seine Mundwinkel zuckten, doch dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. „Es war meine Schuld. Der Fehler liegt bei mir. Ich bin nicht geeignet für die Beengtheit in einer Ehe. Ich … ich werde ruhelos, wenn ich zu lange an einem Ort bleibe.“
    „Sie wollen nicht wieder heiraten?“ Plötzlich wurde ihr schwer ums Herz.
    „Ja.“
    „Aber Sie werden doch nicht den Rest Ihres Lebens enthaltsam bleiben?“, entfuhr es ihr, ehe sie sich besinnen konnte.
    „Das ist sehr unwahrscheinlich“, bestätigte er trocken.
    „Aber dann … wie …?“ Sie blickte an sich herab

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