Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
Vom Netzwerk:
Entschlossenheit, Madame.“
    „Mir ist klar, wie ruchlos es war, Sie in der Bastille einsitzen zu lassen“, sagte sie. „Es war geradezu bösartig. Trotzdem befinden Sie sich im Nachteil, weil Sie ein Ehrenmann sind – und er eben nicht. Ich zweifle nicht an Ihrer Fähigkeit, Séraphin im Duell schlagen zu können …“ Mélusine sagte das, obwohl sie nach Pierres Einwand, er habe sicher in den acht Monaten in der engen Zelle durchaus an Kraft und Ausdauer eingebüßt, ernsthaft beunruhigt war. Danach fuhr sie fort: „Es ist nur so – das, was er getan hat, ist ein Verbrechen und sollte auch öffentlich wie ein solches bestraft werden.“
    „Haben Sie keine Angst vor dem Skandal, wenn herauskommt, dass der jetzige Comte de Gilocourt seinen eigenen Bruder, Ihren Ehemann, umgebracht hat?“
    „Von meinem Standpunkt aus gesehen ist das weitaus besser als das bereits zirkulierende Gerücht, mein Liebhaber und ich hätten uns verschworen, meinen Mann zu ermorden“, gab sie scharf zurück.
    „Ich möchte gern wissen, wie es in Umlauf kam.“ Pierre gab das zu bedenken. „Ich nehme an, der Polizeiinspektor war gesprächiger, als er sein sollte, aber es wäre schön, Gewissheit zu haben.“
    „Wir brauchen einen Beweis, den wir dem Polizeipräsidenten vorlegen können“, überlegte Mélusine laut. „Wenn Séraphin all das getan hat, was wir ihm unterstellen, muss er den Inspektor bestochen haben. Der Polizeipräsident wäre bestimmt sehr aufgebracht, wenn er wüsste, dass einer seiner Leute erst bestochen und dann ermordet worden ist.“
    „Nach dem, was Gouverneur de Launay gestern zugestoßen ist, macht er sich im Moment wohl eher Sorgen, wie er seinen Kopf auf den Schultern behalten kann“, wandte Pierre trocken ein.
    Mélusine schnappte nach Luft.
    „Ich bitte um Verzeihung. Das war unnötig.“ Pierre legte kurz seine Hand auf ihre.
    „Jetzt ist doch sicher alles vorbei“, sagte sie mit bebender Stimme.„Das Volk hat die Bastille gehasst. Ich habe die Bastille gehasst. Es ist ein großer Sieg für die Freiheit errungen worden. Die Leute werden doch wohl nicht mutwillig alle Vertreter von Autorität und Ordnung angreifen.“
    „Wir wissen nicht, wie der König reagieren wird“, warnte Saint-André. „Ob versöhnlich oder rachsüchtig.“
    „Er neigt eigentlich nicht zur Vergeltung.“
    „ Er nicht. Für die Königin oder seine Minister würde ich allerdings nicht die Hand ins Feuer legen. Aber ich bin schon so lange nicht mehr unter Leuten gewesen, dass ich keine Ahnung habe, wessen Einfluss momentan zählt.“
    „Dann können wir in Bezug auf Séraphin nichts unternehmen, solange wir nicht wissen, was in Paris vor sich geht“, folgerte Mélusine.
    „Ich denke, ich werde ein wenig spazieren gehen“, meinte Saint-André.
    „Und ich werde Sie begleiten“, stimmte Pierre zu.
    „Aber nicht in dieser Livree!“, protestierte Mélusine.
    „Gut, ich werde etwas weniger Auffallendes anziehen.“
    „Ich komme ebenfalls mit. Nein, ich weiß, dass Sie das nicht wollen“, wehrte sie ihren erwarteten Widerspruch ab. „Aber nur so kann ich sicher sein, dass Sie nicht wieder in Schwierigkeiten geraten, weil Ihre Neugier mal wieder stärker war als Sie. Mir würden Sie auch kein unbesonnenes Vorgehen gestatten. Und wenn Sie auf mich aufpassen müssen, dann notgedrungen auch auf sich selbst.“
    Die Stimmung auf den Straßen war angespannt, als sie die Place Vendôme verließen. Die meisten Geschäfte waren geschlossen, während die Leute sorgenvoll auf Neuigkeiten vom König warteten. Ohne einen Gedanken an die Schicklichkeit zu verschwenden, nahm Mélusine Pierres Arm. Schlicht und einfach gekleidet wirkten sie wie ein Paar der unteren Bürgerschicht. Saint-André trug eine Mischung aus eigener und geliehener Kleidung, durch die er sich schwer einordnen ließ, aber wie ein Adeliger wirkte er auf keinen Fall.
    Nach dem Regen der vergangenen Nacht war ein warmer Sommertag angebrochen. Bertiers Leiche war bei Eis und Schnee gefunden worden, daher verband Mélusine den Winter unwillkürlich mit Kampf und Tod. Es war ein schrecklicher Gedanke, der König könnte Truppen zusammenziehen, um die Stadt an einem sonnigen Sommertag anzugreifen.
    Ein paar Straßen entfernt brandete Jubel auf. Mélusine seufzte erleichtert, das konnte nur Gutes bedeuten. Sie gingen in die Richtung, aus der der Jubel erklungen war, und stellten fest, dass Abgesandte aus Versailles mit der Neuigkeit eingetroffen waren, der König

Weitere Kostenlose Bücher