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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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rasieren, damit er sich in der Öffentlichkeit nicht mehr geniert, und Sie können mir erklären, warum Sie plötzlich die Kontrolle über meinen Haushalt übernommen und Mieter an meiner Stelle ausgesucht haben. Danach werden wir alle darüber diskutieren, wie sich der König nach dem Sturm auf die Bastille verhalten wird.“
    „Waren Sie deswegen plötzlich nicht mehr daran interessiert, wer Bertier umgebracht hat, sondern ganz versessen darauf, Saint-André zu befreien – weil Sie begriffen hatten, wer sowohl für das eine als auch für das andere verantwortlich war?“, wollte Pierre wissen.
    „Vor dem Gespräch mit dem Marquis, konnte ich über jene Nacht damals nicht klar denken“, erwiderte Mélusine. „Aber nachdem ich mit Ihnen geredet hatte, bin ich viel ruhiger geworden …“ Sie sah Saint-André an.
    „Das freut mich“, antwortete er.
    „Und dann überlegte ich – wer könnte von Bertiers Tod und Ihrer Verhaftung profitieren? Jemand, der verhindern wollte, dass Sie das taten, was Bertier von Ihnen verlangt hatte? Schließlich hätte Jean-Baptiste es jemandem sagen können. Ich war so erschrocken, als ich plötzlich über ihn fiel, dass ich mich ständig fragte, ob er absichtlich da war, um mir nachzuspionieren. Vielleicht hatte jemand beschlossen, dass Bertier auf gar keinen Fall einen Erben haben durfte. Und mir fiel nur ein Einziger ein, dem das gelegen kam – Séraphin.“
    „Und in den letzten drei Tagen haben Sie mit keinem Wort Ihren Verdacht geäußert“, stellte Pierre mit einer Mischung aus Unglauben und Entrüstung fest. „Sie schleppten mich zum Polizeipräsidium, danach zur Bastille und bestanden vehement darauf, wir müssten unbedingt Ihren guten Ruf wiederherstellen – aber Sie verrieten mir nicht, dass Sie das Rätsel längst gelöst hatten!“
    „Ich wollte nicht, dass Sie etwas Unbesonnenes taten“, verteidigte sie sich. „Außerdem wissen wir immer noch nicht, ob Bertier nicht doch von Straßenräubern umgebracht worden ist, wie die Polizei behauptet. Es ist allgemein bekannt, dass es ein besonders strenger Winter war, und es ist gut vorstellbar, dass er von Leuten angegriffen wurde, die ihn ausrauben wollten.“
    „Dann hätten sie ihm alles geraubt, was sich verkaufen lässt – alles, auch seine Kleidung.“
    „Nicht, wenn sie gestört worden sind, bevor sie das tun konnten“, wandte Mélusine ein.
    „Aber warum wurden sie nie gefasst? Ihr mangelndes Vertrauen in meine Fähigkeit, mit Séraphin fertig zu werden, ist niederschmetternd, Madame.“ Pierre stand auf. „Ich hole jetzt das Bett für Saint-André.“
    Die Tür schloss sich sehr energisch hinter ihm. Mélusine starrte ihm verwirrt nach, doch dann regte sich ihr Zorn.
    „Das war nicht direkt zugeschlagen, aber viel hat nicht gefehlt“, bemerkte Saint-André.
    „Er hat in meinem Haus keine Türen zuzuschlagen!“, rief sie aufgebracht. „Er ist mein Diener , um Himmels willen!“
    „Ich glaube, das hat er vergessen“, murmelte der Marquis, als Mélusine aus dem Zimmer stürmte.
    „Pierre? Pierre!“ Mélusine eilte die Treppe hinunter.
    Er blieb auf dem letzten Treppenabsatz stehen und drehte sich zu ihr um.
    „Warum sind Sie so verärgert?“, fragte sie. „Das Ganze ist noch nicht einmal Ihr Problem. Wir können froh sein, dass Saint-André in Sicherheit ist und wir uns keine Sorgen mehr darum machen müssen.“
    „Hören Sie denn auf, sich Sorgen zu machen? Können Sie vergessen, dass Ihr Schwager Ihren Mann umgebracht hat, wenn Sie ihm das nächste Mal auf einem Empfang begegnen?“
    „Das können wir nicht mit Gewissheit sagen.“
    „Ach, nein? Glauben Sie nicht, dass Saint-André vielleicht auch schon darauf gekommen ist, wer für seine Verhaftung verantwortlich ist? Glauben Sie, dass ein Mann nach acht Monaten in einer winzigen Zelle besser geeignet ist, mit Séraphin fertig zu werden?“
    Mélusine hielt den Atem an. „Denken Sie, er wird Séraphin zum Duell fordern?“
    Pierre hob sie hoch und trug sie in das nächstgelegene Zimmer des Appartements in der erste Etage. Dort stellte er sie wieder auf den Boden und schloss die Tür. Um sie herum war es plötzlich sehr dunkel.
    „Saint-André hatte acht Monate Zeit sich auszurechnen, warum man ihn in der Bastille gefangen hielt“, sagte er. „Und wenn er bis zu Ihrem Erscheinen dort am Samstag noch nicht darauf gekommen war – seitdem weiß er es bestimmt. Jetzt sitzt er vielleicht gelassen da und trinkt Ihren Wein, aber wie lange

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