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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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dann mein Haar?“
    „Die Freibeuterei ist ein sehr unsicherer Beruf“, schaltete Saint-André sich ein. „Sobald der Krieg vorüber ist, wird man blitzschnell arbeitslos. Das Frisieren jedoch bietet einem begabten, fleißigen Menschen viele Gelegenheiten, vorwärtszukommen. Wenn man hart arbeitet und immer mehr dazulernt, kann man es eines Tages zu einem eigenen Salon mit vielen Angestellten bringen.“
    „Mein Ziel, in das ich allen Ehrgeiz setze“, bestätige Pierre todernst.
    Mélusine sah zwischen den beiden Männern hin und her. Sie hatte schon einmal zu spüren geglaubt, dass eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen herrschte, hatte das aber ihrer Müdigkeit und ihrer überzogenen Fantasie zugeschrieben. An diesem Morgen jedoch wurde sie darin bestärkt, dass sie sich das nicht nur einbildete.
    „Haben Sie schon gefrühstückt?“, fragte sie Pierre.
    „Ja, Madame.“
    „Setzen Sie sich trotzdem auf eine Tasse Kaffee zu uns. Ich muss entscheiden, was wir als Nächstes machen.“
    „Entscheiden Sie, was ich oder Dumont tun soll?“, fragte Saint-André, während Pierre sich Kaffee einschenkte.
    „Ich möchte nicht, dass jemand verletzt wird“, erwiderte sie.
    „Auch nicht Séraphin?“ Pierre stellte die Kanne auf dem Tisch ab.
    Saint-André sagte gleichzeitig: „Glauben Sie, wir könnten nicht auf uns selbst aufpassen?“
    „Bertier konnte es nicht.“
    „Bertier war mehr als fünfzehn Jahre älter“, gab Saint-André zu bedenken.
    „Er war ein Kriegsheld. Ein Meister im Umgang mit dem Schwert.“
    „Er war sechsundvierzig“, sagte Saint-André ruhig.
    „Aber er war immer noch stark und gesund. Ich weiß das. Ich war … seine Frau.“ Sie errötete leicht. Sie hatte nicht oft Gelegenheit gehabt, Bertier nackt zu sehen, aber sie hatte seine Kraft gespürt, wenn er in ihr Bett gekommen war. Er besaß die Energie und das Auftreten eines viel jüngeren Mannes.
    „Und?“, hakte Pierre nach.
    „Die Rede war von einem Duell“, erklärte sie. „Wegen eines Geliebten. Das war ein falsches Gerücht, denn ich habe keinen Geliebten.“ Diese Bemerkung war für Saint-André gedacht, doch noch während sie die Worte formulierte, fragte sie sich, wie lange das der Wahrheit entsprechen würde. Ihre Beziehung zu Pierre war anders als alles, was sie bisher erlebt hatte, und er zog sie unwiderstehlich an. Sie wusste nicht, wo das alles hinführen würde, aber sie ahnte, dass Pierre sich mehr bemühte, Abstand zu ihr zu halten, als ihr lieb war. Der Gedanke, dass er sie wieder küssen könnte, erfüllte sie mit nervöser Erregung. „Was aber, wenn er sich wegen einer anderen Frau duelliert hat? Wegen der Geliebten, die er an Séraphin verloren hatte?“ Sie bemerkte die Blicke, die Saint-André und Pierre tauschten. „Sie glauben, dass dies zutreffend ist, nicht wahr?“, rief sie aus.
    „Ja“, gab Saint-André sanft zurück. „Genau das ist geschehen. Séraphin hatte ihm Julie weggenommen. Er prahlte mit ihren gesegneten Umständen vor seinem älteren Halbbruder. Bertiers Plan, über Umwege doch noch an einen Erben zu kommen, mag Séraphin überrascht haben. Er konfrontierte Bertier damit, forderte ihn heraus, und der nahm sofort an.“
    „Dann war es kein Mord“, stellte Mélusine fest. „Bertier hatte schon vorher Duelle ausgefochten und gewonnen. Der Tod des Polizeiinspektors, wenn Séraphin denn dafür verantwortlich gemacht werden kann, war jedoch Mord. Aber nicht der Tod von Bertier.“
    Saint-André sah erst Pierre an, anschließend Mélusine. „Madame, Sie wissen so gut wie ich, dass Séraphin sich von Kindesbeinen an im Schwertkampf geübt hat. Als Sie merkten, dass auch wir ahnten, wie Bertier ums Leben gekommen ist, sagten Sie spontan, Séraphin ist gefährlich. Sie wollen nicht, dass wir gegen ihn vorgehen, weil Sie seine Fertigkeit im Schwertkampf und seine Lust am Töten fürchten. Sie fürchten um unsere Sicherheit. Und doch befinden wir uns beide in der Blüte unseres Lebens. Bertier war doppelt so alt wie Séraphin. Das können Sie nicht miteinander vergleichen.“
    „Natürlich kann sie das“, widersprach Pierre. „Ihr geht es nicht in erster Linie um eine verstandesmäßige Betrachtungsweise. Sie möchte nur sicher sein, dass wir das tun, was sie uns aufträgt. Sie wird so inkonsequent sein, wie es die Situation ihrer Meinung nach erfordert.“
    Saint-André wirkte etwas erstaunt über Pierres unverblümte Einschätzung, lächelte dann aber. „Ich bewundere Ihre

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