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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Flitterwochen zu entlocken suchte.
    »Mazarin hat die junge Königin geradezu märchenhaft beschenkt«, wusste Céleste zu berichten. »Maria Teresa hat von Seiner Eminenz ein Tafelgeschirr aus massivem Gold bekommen, zwei Karossen mit den edelsten Pferden sowie Schmuckstücke im Wert von einer Million und zweihunderttausend Livres.«
    Begierig lauschte Marie jedem Wort. Sie bedauerte Tag für Tag aufs Neue, sich selbst vom Hof verbannt zu haben.
    Inständig hoffte sie, es handle sich dabei nur um eine zeitweilige
»Beurlaubung«. Für alle Zeiten Annas Nähe missen zu müssen, erschien ihr unerträglich.
    Erst jetzt war ihr so richtig bewusst geworden, wie sehr sie die ehemalige Königin liebte und wie sehr ihr das Hofleben fehlte. Sollte es ein »nächstes Mal« geben, würde sie gewiss ihre Zunge besser im Zaum halten.
    »Ich würde alles dafür geben, wenn es mir gelänge, Annas Zuneigung erneut zu gewinnen«, klagte Marie ihrer Schwester. Deutlich war herauszuhören, dass Marie damit rechnete, in Céleste eine hartnäckige Fürsprecherin am Hof zu haben. Die tat zwar schon, was sie konnte - ohne selbst Missfallen zu erregen -, aber bisher ohne großen Erfolg.
    Céleste wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte, und fuhr stattdessen lieber in ihrer Erzählung fort:
    »Wir reisten in Etappen quer durch Frankreich, um der jungen Königin die Möglichkeit zu geben, ihr neues Reich kennenzulernen. Die Route ging über Bordeaux, Poitiers, Richelieu, Amboise, Chambord und Orléans zum Schloss von Vincennes, wo der König und seine Gemahlin einen Monat lang eine Rast einlegten, bevor sie am 26. August 1660 hier in Paris ihren feierlichen Einzug hielten.
    Überall wo der Hochzeitszug hinkam, machte Ludwig von seinem königlichen Recht Gebrauch, zum Tode verurteilte Verbrecher zu begnadigen. Vielen geriet dabei ungewollt der Skandal ins Gedächtnis, der sich unter seinem Vater, Ludwig XIII., und Kardinal Richelieu ereignet hatte.«
    »Oh ja! Ich entsinne mich der schändlichen und äußerst brutalen Hinrichtung meines damaligen Geliebten, des blutjungen Marquis de Chalais, eines Angehörigen der angesehenen Familie Talleyrand«, fiel ihr Marie ins Wort und Tränen traten ihr in die Augen. Mit zitternder Hand wischte sie sie weg und fasste sich, um Céleste weiter zuzuhören.

    »Immerhin, Marie, hatte der damals erst achtzehnjährige Edelmann sich dazu verstiegen, ein Attentat auf Kardinal Richelieu zu begehen, das allerdings - seines Dilettantismus wegen - kläglich scheiterte.«
    Was Céleste dabei diskret verschwieg, war die Tatsache, dass der junge Mann dies seinerzeit Marie zuliebe getan hatte …
    »An diesem vergleichsweise unschuldigen Opfer wollte Richelieu ein Exempel seiner Macht statuieren«, sagte Marie und schluchzte erneut. Der Tod dieses naiven Jünglings war ihr damals sehr nahegegangen und lastete ihr noch heute auf der Seele.
    Ludwig XIII. hatte seinerzeit auf Wunsch Richelieus nicht Gnade vor Recht ergehen lassen; aber zweifellos trug sie die Mitschuld an dem grauenvollen Tod ihres jugendlichen Geliebten …
     
    »Ach, wie ich dich beneide, Céleste«, seufzte die Herzogin nach einem längeren Schweigen. »Du darfst an all diesen Dingen persönlichen Anteil nehmen, während ich immer noch unter der Verstimmung Annas zu leiden habe. Wer weiß, wie lange ihr Groll gegen mich noch dauern mag?«
    Um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen, wechselte Marie abrupt das Thema und machte ihre Schwester von einem Moment auf den anderen zur Mitwisserin eines furchtbaren Geheimnisses, das in Zusammenhang mit jenen Papieren stand, die damals am »Hof der Wunder« durch einen mehr als seltsamen Zufall in ihren Besitz gelangt waren.
    Die Echtheit der Dokumente war ihr von einem ehemaligen Professor der Pariser Universität, der »wegen Ketzerei und Hochverrats« von der königlichen Justiz gesucht wurde und Asyl im »Cour des Miracles« gefunden hatte, bestätigt worden.

    Alarmiert horchte Céleste bei Maries Schilderung auf. Nur mit Widerstreben nahm sie die Dokumente entgegen und begann zu lesen. Es dauerte eine Weile, bis sie den Text in seiner ganzen Bedeutung verstanden hatte. Er war in Latein verfasst und diese Sprache hatte sie zwar in ihrer Kindheit ein wenig gelernt, jedoch im Laufe der Zeit viele Vokabeln wieder vergessen. Aber der schreckliche Sinn des Ganzen ging ihr dennoch auf.
    »Mon Dieu«, ächzte die mittlerweile erblasste Céleste. Angewidert ließ sie die Blätter in ihren Schoß

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