Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
daraufhin - wie beim ersten Mal - mit Zärtlichkeiten und Gunstbeweisen. Als sie kurz darauf leicht erkrankte, wich der König tagelang nicht von ihrem Bett.
    Die unerfahrene und trotz all ihrer schlechten Erfahrungen noch immer gutgläubige Frau hoffte bereits, einen Funken von Zuneigung in ihrem Gatten entzündet zu haben. Marie, die keineswegs darauf hereinfiel, unterließ es allerdings - wenn auch aus falsch verstandenem Mitleid -, ihre Freundin vor Ludwig zu warnen …
    Als Anna wieder genesen war, musste der König sich aufmachen zu einem Feldzug ins Languedoc im Süden Frankreichs, um dort wieder einmal eine Revolte der aufmüpfigen Hugenotten niederzuschlagen.
    Anna nutzte die Zeit, um einen Krankenbesuch im Louvre zu machen. Eine ältere Edelfrau und Verwandte fühlte ihren Tod nahen und die zart besaitete Königin wollte ihr in ihrem kleinen Kämmerchen Trost spenden und womöglich Lebewohl sagen. Auf dem Rückweg durch die weiten Säle und Korridore des Palastes passierte es.
    Die Königin, zusammen mit Marie de Luynes und einer
anderen Hofdame, durchquerte den Thronsaal. Die jungen Frauen waren übermütig, hakten einander unter und schlitterten zu dritt über die spiegelglatt polierten Marmorfliesen. Die Königin stolperte dabei unglücklich, fiel hin und verlor innerhalb weniger Stunden ihr Kind.
    So furchtbar dieses Unglück auch war, Marie konnte die Erleichterung darüber nicht aus ihren Gedanken verdrängen, dass der König im Augenblick fern von Paris weilte. Nicht auszudenken, wozu der jähzornige Monarch unter dem Eindruck der ersten Wut fähig wäre …
    Als man Ludwig XIII. im Languedoc von der erneuten Katastrophe Bericht erstattete, tobte er regelrecht vor Zorn und Enttäuschung. Nun war die Hoffnung auf einen Thronfolger erneut dahin und er hatte ganz umsonst mit seiner Frau geschlafen. Wie von Sinnen richtete sich sein ganzer Ärger zunächst gegen Marie, deren Unachtsamkeit er die Schuld an dem Unfall gab. Marie wurde entlassen und fand sich von einem auf den anderen Tag im Palais de Luynes wieder.
    Sie rechnete beinahe stündlich damit, dass der König sie in Kürze samt ihrer Schwester aus dem Palais hinauswerfen lassen würde. Von den feigen Höflingen, die nicht abzuschätzen vermochten, wie lange Marie in Ungnade sein und ob der König ihr überhaupt jemals verzeihen würde, wagte es keiner, sie aufzusuchen.
    Ihre beiden Kinder, den am 25. Dezember 1620 geborenen Louis Charles und seine im Januar 1622 entbundene Schwester Anne Marie hatte sie bereits samt Amme zu einer Pflegefamilie in die Bretagne geschickt. Was sich vielleicht grausam anhörte, gehörte für die meisten Adelsfamilien zum guten Ton.
    Die wenigsten erzogen noch ihre Sprösslinge im eigenen Haus. Man gab sie zu Verwandten oder zu geeigneten Pflegeeltern
auf dem Lande. Das sollte die Kinder stark im Charakter und unabhängig von den Eltern machen und sie nach ärztlicher Meinung vor den mannigfachen Krankheiten, die in den engen und unhygienischen Städten lauerten, bewahren.
    Zugleich gestattete dies den Müttern, ihr Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten und sich nicht durch lästige Erziehungspflichten beeinträchtigen zu lassen. Das Abschieben des Adelsnachwuchses hatte mehrheitlich doch eher eigennützige Motive - obwohl niemand dies zugegeben hätte.
    Nur Marie war so ehrlich, ihre Erleichterung kundzutun, sich nicht mit Kleinkindern abmühen zu müssen. »Ich eigne mich nun einmal nicht dafür, meine Zeit mit zwar äußerst entzückenden, aber nichtsdestotrotz naturgemäß dummen Winzlingen zu verschwenden«, äußerte sie kühl.
    Céleste hatte zuerst schockiert reagiert. Aber als sie die Tränen der Schwester bemerkte, die sie beim Abschied von ihren süßen Kleinen vergoss, war sie wieder einigermaßen versöhnt. Vielleicht tat die Schwester kaltblütiger als sie in Wahrheit war … Außerdem war Céleste sich sicher, dass Marie stark unter der Trennung von Anna litt, die nach dem erneuten tragischen Verlust eines ungeborenen Kindes ganz besonders Maries liebevoller Zuwendung bedurft hätte.
    Wieder einmal war Annas Welt völlig aus den Fugen geraten, ihre ganze Hoffnung, die sie in das ungeborene Kind gesetzt hatte, war dahin. Ludwig und Maria de Medici drangsalierten sie schlimmer denn je und ohne ihre Vertraute Marie fühlte Anna sich der Eiseskälte, die ihr am Hof entgegenschlug, schutzlos ausgeliefert.
     
    Immerhin in einem Punkt hatte Anna Glück: Da Ludwig noch eine Menge für Marie übrig zu

Weitere Kostenlose Bücher