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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Favoriten wie die Schmeißfliegen auf das Aas. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte das gleiche Schicksal wie der ermordete Concino Concini erlitten; aber diese Schmach blieb ihm, dem jahrelang unangefochtenen Günstling des Königs, Gottlob erspart.
    Ein gnädiges Geschick ließ ihn nämlich im Dezember 1621 an Scharlach erkranken. In Paris hatte sich diese Seuche epidemieartig ausgebreitet. Marie, die erst gar nicht begreifen konnte, dass ihr vor Gesundheit geradezu strotzender Mann
dieses Mal ernsthaft erkrankt war, wurde vor Kummer und Aufregung beinahe hysterisch.
    Erschwerend kam hinzu, dass sich der König, der vor dem harmlosesten Schnupfen eine Heidenangst empfand, zu keiner Zeit am Krankenlager seines langjährigen Geliebten sehen ließ.
    Kein Mittel wollte anschlagen, das hohe Fieber einzudämmen, das Charles d’Albert Nacht für Nacht schweißtriefend und in den wildesten Fantasien gefangen aus dem Schlaf fahren ließ.
    Céleste riet ihrer verzweifelten Schwester zu eiskalten Wadenwickeln, mit denen Madame Gabrielle sie in ihrer Kindheit stets kuriert hatte. Umgehend veranlasste Marie das Nötige; aber auch dieses Mittel half nur bedingt; Charles d’Albert wurde zunehmend schwächer. Schließlich erkannte er nicht einmal mehr seine Frau und verbrachte Tag und Nacht gleichermaßen in einem halb bewusstlosen Dämmerzustand.
    Die Ärzte wussten der tückischen Krankheit nichts entgegenzusetzen und binnen weniger Tage starben Tausende in Paris an Scharlach. An einem trüben Januartag des Jahres 1622 gab der ausgezehrte Körper des Konnetabel den Kampf gegen die Krankheit auf und er schied aus dem Leben, Marie als blutjunge und zum zweiten Mal schwangere Witwe zurücklassend.
     
    Die kleine Anne Marie - zu Ehren der Königin hatte die verwitwete Herzogin den ersten Namen gewählt - wurde zwei Monate zu früh geboren, gleich nach der Beisetzung des Herzogs de Luynes in seiner Familiengruft außerhalb von Paris.
    Man hatte zunächst Sorge, ob das Siebenmonatskind überhaupt überleben würde. Obwohl winzig klein und schwächlich anzusehen, war Maries Tochter aber von einem ungeheuren
Lebenswillen beseelt und das Unwahrscheinliche geschah: Allen Unkenrufen erfahrener Hebammen und mehrfacher Mütter zum Trotz, blieb das zähe kleine Wesen am Leben und gedieh zur Verwunderung aller ganz prächtig - auch wenn dies der von Trauer gebeugten Marie anfangs nur ein schwacher Trost war.
     
    In den ersten Tagen und Wochen achtete Céleste ganz genau auf ihre Schwester, die ihr, von tiefem Schmerz gezeichnet, zu allem fähig schien. Die Herzogin konnte mit der Situation offensichtlich überhaupt nicht umgehen. Ohne ihren Gemahl kam sie sich völlig hilflos und alleingelassen vor.
    Céleste ließ Marie keinen Moment aus den Augen. So lange, bis diese ihr eines Tages lächelnd verkündete: »Du darfst mich jetzt wieder getrost aus deiner ständigen Obhut entlassen, Kleine. Oder denkst du, ich hätte nicht gemerkt, dass du Angst hattest, ich könnte mir etwas antun?
    Ich gestehe dir ganz offen: Gespielt habe ich mit diesem Gedanken. Auch jetzt noch graut mir vor der Zukunft. Aber nun hat meine Vernunft wieder gesiegt - obgleich ich vor Kummer noch immer aus der Haut fahren könnte, wenn ich mir vorstelle, dass ausgerechnet eine dumme Krankheit meinen Mann das Leben kostete. Zugleich bin ich wütend über unseren gefühlskalten König«, fügte sie temperamentvoll hinzu.
    Céleste winkte resigniert ab und verzog verächtlich den Mund.
    »Seine Majestät schien zwar einige Zeit über den Verlust seines Favoriten zu trauern, Marie. Dann aber siegte offenbar seine Erleichterung darüber, den zunehmend lästig, weil inzwischen viel zu mächtig gewordenen Freund und Liebhaber auf so einfache Art losgeworden zu sein.«
    »Ich konnte und wollte mich lange nicht damit abfinden,
dass das Schicksal so grausam gewesen ist und mir den Vater meiner Kinder geraubt hat«, seufzte Marie. »Aber nun habe ich mich endgültig wieder gefangen und ich danke dir für deine Fürsorge, Schwesterchen.«
    Fortan sprachen sie nie wieder über den Tod von Charles d’Albert. Doch vergessen konnte Marie ihn nicht, den Mann, den sie erst nicht hatte heiraten wollen und der dann so gut zu ihr und Céleste gewesen war, den Mann, durch den sie die Liebe kennengelernt hatte.
     
    Ludwig, im Augenblick etwas milder gestimmt, gestattete seiner Mutter Maria de Medici im März 1622 erneut, ihren Verbannungsort, Schloss Blois, zu verlassen und wieder im

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