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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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katholisch erzogen worden und Ehebruch bedeutete für sie eine Todsünde. Sie konnte sich allerdings denken, weshalb ihre Freundin Marie aus ihrer Ehe mit einem ungeliebten Mann ausbrach. Bereits zweimal hatte der König sie zur Heirat mit einem seiner Gespielen gezwungen - wer sollte ihr da verdenken, dass sie auf ihre Art revoltierte? Gerade Anna konnte Maries Empfindungen nachvollziehen.
    Allerdings nahm sie an, Maries Seitensprung sei eine einmalige Entgleisung gewesen. Als sie erfuhr, dass die Freundin gar nicht daran dachte, ihr sündiges Tun zu beenden, war sie entsetzt.
    »Madame, fürchtet Ihr denn nicht den Zorn Gottes?«, fragte sie die Gefährtin, als beide einmal allein beisammensaßen und es möglich war, Dinge zu bereden, von denen die anderen Hofdamen nichts mitbekommen sollten.
    »Wieso?«, erkundigte sich die Herzogin keck. »Wo ist denn
Gottes Zorn geblieben, als es darum ging, mir abermals einen Mann aufzudrängen, den ich freiwillig niemals genommen hätte?«
    Anna schüttelte nur bekümmert den Kopf. Was Marie da wagte, war in ihren Augen ungeheuerlich und konnte nicht gutgehen - auch wenn Anna zunehmend der Gedanke beschlich, wie viel leichter sie es hätte, wenn sie sich ebenso wie Marie verhalten könnte.
     
    Marie hatte zu Anfang des Jahres 1625 ihrem zweiten Gemahl, dem Herzog de Chevreuse, eine Tochter geschenkt, worüber dieser sehr glücklich war. Während es sein erstes Kind war, war Marie nun bereits zum dritten Mal Mutter geworden. Auch dieses Mal wollte es ihr in den Augen ihrer Umgebung nicht recht gelingen, die »richtigen« Emotionen für ihren Nachwuchs zu entwickeln.
    »Es tut mir leid, aber ich kann einfach mit den kleinen Schreihälsen nichts anfangen«, entschuldigte sie sich bei ihrem Ehemann, der vor Stolz auf sein niedliches Töchterchen beinahe platzte. Claude de Lorraine schien nicht den geringsten Zweifel zu haben, dass dieses bezaubernde Wesen mit dem blondlockigen Engelsköpfchen die Frucht seiner Lenden war, und Marie sah keinen Anlass, seinen Glauben zu erschüttern. Dass der König womöglich der Erzeuger dieser Tochter sein könnte - daran mochte auch Marie keinen Gedanken verschwenden.
    Da sie ihrem Gemahl das Geschenk eines gesunden Kindes gemacht hatte, wähnte sie ihre Schuldigkeit als Ehefrau erfüllt zu haben. Sie hatte von daher überhaupt keine Hemmungen, mit dem Engländer eine Beziehung einzugehen …
    Céleste gegenüber war sie etwas deutlicher geworden, was ihre mütterlichen Gefühle - oder vielmehr das Fehlen derselben
- anlangte: »Was hat man denn schon von Kindern?«, fragte sie provokant. »Außer einer unförmigen Figur, geschwollenen Beinen und Übelkeit während der Schwangerschaft erwarten einen die abscheuliche Quälerei bei der Geburt und die Schwierigkeiten danach, möglichst bald wieder in normale Kleider zu passen und aufs Pferd steigen zu können.
    Was, bitteschön, macht es so wundervoll, Mutter zu sein? Darüber hinaus muss man noch jahrelang warten, ehe man mit seinen Sprösslingen ein einigermaßen vernünftiges Gespräch führen kann.«
    Als Marie dann noch geschworen hatte, dass dieses dritte Kind das absolut letzte sei, das sie zur Welt gebracht habe, lachte ihre Schwester bloß.
    »Ach, Mariechen! Das hast du schon nach dem ersten gesagt.
    Außerdem: Ich kenne keine Frau, die so leicht ihre Kinder gebiert wie du. Sogar die Hebamme wundert sich jedes Mal! Auch deine Schwangerschaften belasten dich so gut wie gar nicht und andere Mütter beneiden dich um deine hübschen und gesunden bébés.«
    Marie aber blieb dabei: Sie würde von jetzt an in einen »Gebärstreik« treten …
     
    Königin Anna konnte in diesem Punkt ihre Freundin ganz und gar nicht begreifen. Sie nahm sie zur Seite und drang in sie: »Marie, ma Chère, was muss ich hören? Ihr seid nicht überglücklich darüber, einem wohlgestalten Kind das Leben geschenkt zu haben? Ich an Eurer Stelle würde den ganzen Tag tanzen und Gott dem Herrn zum Dank eine Kirche erbauen lassen! Mein sehnlichster Wunsch ist es, endlich Mutter zu werden und dem König einen Erben zu gebären. Und Ihr missachtet einfach dieses mehrfache Geschenk des Himmels?«

    Marie de Chevreuse fühlte sich überrumpelt und schämte sich beinahe ein wenig.
    »Nun, Madame, es ist ja nicht so, dass ich nicht dankbar wäre, ein vollkommen gesundes - und wie man sagt, auch hübsches - Kind geboren zu haben. Aber es ist bereits mein drittes und allmählich habe ich genug von dieser Plackerei.«
    Es klang

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