Im Dienste Der Koenigin
begnadigen, war nicht entsprochen worden.
Ludwig wäre vielleicht sogar dazu bereit gewesen, Gnade vor Recht ergehen zu lassen - lag ihm doch noch immer einiges an der schönen Dame. Aber der Kardinal hatte umgehend und lautstark sein Veto eingelegt.
Nach der Jahreswende von 1637 zu 1638 war Anna so bald wie möglich wieder in ihr Kloster abgereist.
Als er von den Unruhen vernahm, die des Kardinals wegen in Paris und an anderen Orten Frankreichs ausgebrochen waren, war ein Mann höchst befriedigt. Es handelte sich um König Philipp IV. von Spanien, der seinen Nachbarn Ludwig mittlerweile regelrecht hasste - behandelte dieser doch seine Schwester, Königin Anna, wie eine dahergelaufene Person, die er am liebsten losgeworden wäre.
Irgendwie musste es doch gelingen, diesen Bourbonen samt seinem Ersten Minister auszuschalten. Besonders erboste es
Philipp IV., dass es ihm nicht möglich war, mit seiner nächsten Verwandten in Kontakt zu treten.
»Wo gibt es so etwas in Europa, dass ein Bruder seiner Schwester nicht einmal Briefe schreiben darf? Was sich diese Franzosen im Louvre leisten, ist einfach ungeheuerlich«, fachte Marie de Chevreuse regelmäßig und absichtlich die Wut des spanischen Monarchen an, sooft dieser sie in ihrem kleinen, komfortabel und etwas überladen eingerichteten Stadtpalais in Madrid aufsuchte.
Was freilich weder Marie noch ihr königlicher Liebhaber wissen konnten, war die traurige Tatsache, dass die Bespitzelung des Klosters, in dem die Königin sich mit Vorliebe aufhielt - da sie ihre erbärmliche Lage im Louvre nicht mehr ertragen konnte -, sich zuletzt doch noch gelohnt zu haben schien.
Eines Tages wurde ein Diener Annas, der die Abtei verließ und mit verdächtiger Eile eine wartende Kutsche besteigen wollte, von den Schergen Richelieus festgenommen. Mehrere Hofdamen der Königin waren Zeuginnen des Vorfalls.
Man zerrte Monsieur La Porte, wie der Verdächtige hieß, aus dem Fahrzeug und warf ihn kurzerhand in einen vergitterten, sogenannten Arrestantenwagen. Wie Anna erfuhr, verschleppte man den Mann zur Vernehmung nach Paris, in die Bastille. Das ließ Schlimmes vermuten und dementsprechend war Königin Annas seelischer Zustand. Einzig Marie de Hautefort konnte sie ihr Herz ausschütten.
»Dieses Mal wird der Kardinal sich den Burschen persönlich vornehmen«, vermutete sie verzagt, »und ihn auf das Genaueste verhören. La Porte hatte nämlich in der Tat ein Schreiben von mir in der Tasche - wenn auch keines von staatstragender Bedeutung. Es handelte sich nur um ein paar persönliche Zeilen an meine gute Freundin in Spanien, die
Herzogin Marie de Chevreuse. Kein einziges noch so kleines Geheimnis habe ich darin verraten und mit keiner Silbe habe ich mich über die nicht immer sehr liebenswürdige Behandlung durch meinen Gemahl beschwert.«
»Das ist wohl die Untertreibung des Jahres«, dachte Marie de Hautefort. Andere Adelsdamen wären längst davongelaufen …
»Ich habe lediglich geschrieben, dass ich meine liebe Freundin vermisse und hoffe, sie irgendwann einmal wiederzusehen. Aber wie ich den Kardinal kenne, wird er den armen Kerl foltern lassen, um mehr aus ihm herauszubekommen. Sicher glaubt er, dass Monsieur La Porte schon öfters verbotenerweise Briefe für mich befördert hat.«
In der Tat war es so, dass Richelieu den Mann mehrmals einem strengen Verhör unter der Androhung grausamster Folter unterzog, falls er nicht endlich den Mund auftäte und die Wahrheit gestehen wolle. Aber der tapfere La Porte dachte nicht daran, mehr zuzugeben, als man ihm ohnehin nachweisen konnte. Er stellte sich unwissend und man konnte ihm weder die Namen von Kontaktpersonen noch von weiteren Briefempfängern entlocken.
»Ich weiß, dass Ihr lügt, Monsieur«, sagte der Kardinal am Ende eines weiteren vergeblichen Verhörs und fügte gehässig hinzu: »Ich lasse Euch so lange in der Bastille schmoren, bis Ihr endlich mit der Wahrheit herausrückt.«
Königin Anna war tief beunruhigt über diese Festnahme. Sie empfand zudem heftiges Mitleid mit dem Mann, der ihretwegen in diese gefährliche Situation geraten war, und suchte händeringend nach Möglichkeiten, ihren treuen Diener La Porte aus seiner Lage zu befreien.
Erneut war es Marie de Hautefort - die immer noch vom König so heiß Begehrte -, die den besten Einfall hatte. Die
junge Dame besaß einen Verwandten, der augenblicklich »die Gastfreundschaft« des Königs in der Bastille genoss. Zu diesem nahm sie umgehend
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