Im Dienste Der Koenigin
Kontakt auf, denn auch die massivsten Kerkermauern verfügen über Augen und Ohren und sie war sicher, dass ihr Cousin über La Porte bereits Bescheid wusste.
Da das Wachpersonal in den Diensten Seiner Majestät nur schäbig entlohnt wurde, war es tatsächlich ein Kinderspiel, zu dem adligen Gefängnisinsassen vorzudringen, nachdem Marie de Hautefort »Handsalbe« verteilt, das heißt, einigen Beamten jeweils eine kleinere Summe Geld in die Hand gedrückt hatte.
Von ihrem Vetter erfuhr Marie nun, wie viel der Inhaftierte preisgegeben hatte - nämlich so gut wie nichts -, und dass er auch nicht daran dachte, noch mehr auszupacken - allen Drohungen des Kardinals zum Trotz. Dass er jemals zuvor Briefe der Königin aus dem Kloster geschmuggelt habe, hatte La Porte von Anfang an ganz energisch bestritten.
Auch die Angst der Königin, man könnte den Diener der Tortur unterziehen, konnte Marie zerstreuen. Dies war nur möglich bei einem Prozess wegen Ketzerei oder Hexerei, bei einem tätlichen Angriff auf Personen königlichen Blutes oder bei Landesverrat.
Aber selbst bei größtem Übelwollen war den harmlosen Zeilen Annas keine derartige Absicht zu unterstellen. Immerhin diese Auskunft konnte die Erste Hofdame der Königin verbindlich mitteilen. »Der Kardinal müsste schon das geltende Recht außer Kraft setzen, wenn er La Porte foltern ließe.«
Anna war also hinlänglich vorbereitet, als Ludwig und der Kardinal sie gemeinsam einem - vermeintlich raffinierten - Verhör unterzogen, wobei Richelieu dreist behauptete, der Häftling La Porte habe bereits alles gestanden.
»Ihr braucht Euch nicht mehr zu bemühen, Madame la
Reine, und nach Ausflüchten suchen. Alle Eure Lügen werden Euch nichts nützen«, versuchte der Kardinal die Königin zu überrumpeln. Anna aber tappte in keine einzige seiner Fallen, da sie sicher wusste, dass La Porte nichts verraten hatte - und dies auch nicht tun würde; der Bursche war mit Sicherheit nicht bestechlich. Sie leugnete, jemals mit dem spanischen König in schriftlichem Kontakt gestanden zu haben, und zu seinem Leidwesen vermochte der Kardinal ihr das Gegenteil nicht zu beweisen.
Auch der König war über diesen Fehlschlag verärgert. »Es hat beinah den Anschein, als stünde sie mit dem Teufel im Bunde«, knurrte Ludwig, als beide Herren nach einigen Stunden Annas spartanisch ausgestatteter Klosterzelle den Rücken kehrten. Dass man der Königin partout keine Konspiration mit dem Feind anlasten konnte, brachte Ludwig vollkommen aus dem Konzept.
Langsam sah Céleste keine Möglichkeit mehr, Nachrichten nach Spanien zu schmuggeln. Der Kardinal hatte mittlerweile seine Spitzel wirklich überall.
Diese Leute scheuten vor nichts zurück! Es war sogar schon vorgekommen, dass sie Adlige einer Leibesvisitation unterzogen, und selbst bei Damen ließen sie es angeblich an der gebotenen Delikatesse fehlen.
Céleste war es tatsächlich gelungen, erneut im Louvre als Zofe bei einer älteren Hofdame, einer Gräfin, unterzukommen. Deren langjährige Kammerfrau war plötzlich verstorben und die Dame hatte sie ohne lange zu zögern als ihre persönliche Dienerin eingestellt. Seit neuestem verfügte Céleste daher wieder über Nachrichten aus erster Hand - konnte diese zu ihrem Bedauern aber nicht weitergeben.
»Hoffentlich kommt Marie bald zurück! Der König muss
doch endlich ein Einsehen haben und ihr erlauben, an den Hof oder wenigstens nach Paris zurückzukehren. Richelieu hat ihr doch nichts Schlimmeres nachweisen können, als dass sie den Kurier für ein paar Briefe gespielt hat.
Ob sie von deren brisantem Inhalt etwas gewusst hat - den Beweis musste der Kardinal schuldig bleiben. Dieser rachsüchtige Mensch wird es am Ende noch zu verhindern wissen, dass ich meine Schwester, nach der ich mich so sehne, jemals wiedersehe!«
Im Stillen verfluchte Céleste den Ersten Minister.
KAPITEL 37
»MON DIEU! WAS mache ich, wenn La Porte doch gefoltert wird? Wenn man ihm die Beine bricht oder die Fingernägel mit Zangen aus dem Fleisch reißt und er unter den unmenschlichen Schmerzen die Wahrheit gesteht? Sobald die Gehilfen des Henkers über einen Menschen herfallen, gesteht auch ein Heiliger alles, wessen man ihn bezichtigt. Dann bin ich endgültig verloren.«
Dies oder Ähnliches schoss Anna ein ums andere Mal durch den Kopf, ob sie wollte oder nicht. Von der Zuversicht, die Marie de Hautefort ihr eingeflößt hatte, war nichts mehr übrig geblieben. Der Kardinal, der sich auch keinen
Weitere Kostenlose Bücher