Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
ging auf diese Argumentation gar nicht ein, sondern ermahnte den König erneut, sich wegen des Erhalts der Bourbonenherrschaft alle erdenkliche Mühe zu geben.
    »Euer Sohn, Euer Blut, Sire, muss in Frankreich herrschen und nicht die Abkömmlinge Eures Bruders Gaston«, bekräftigte der Erste Minister noch einmal.
    Anna sah sich indes in der Falle - aber das war sie seit zwei Jahrzehnten gewohnt.
    »Ich werde ganz besonders für Eure Empfängnis beten, Madame«, versicherte die Äbtissin der Königin, der Stifterin ihrer Abtei. Sie wusste genau, in ein paar Tagen würde es wieder soweit sein, dass der König Val de Grâce mit seiner Anwesenheit beehrte …

KAPITEL 35
    ÜBER GANZ FRANKREICH, ja, sogar über Europa, erstreckte sich mittlerweile das Agentennetz des Kardinals und seine Gerichte arbeiteten exakt und effizient.
    Bereits über zweihundert Angehörige der mächtigsten
Adelsfamilien sowie Hunderte ihrer Gefolgsleute waren hinter den dicken Mauern diverser Gefängnisse verschwunden und sogar Prinzen aus königlichem Geblüt verbüßten eine gewisse Zeit in der Bastille, dem wehrhaften, mittelalterlichen Bau im alten Stadtkern von Paris.
    Fünfundvierzig Aristokraten hatten ihre Feindschaft zum Kardinal bereits auf dem Schafott gebüßt. Kein Wunder, dass die Adligen Richelieu hassten, zumal er sie Schritt für Schritt aus der Gunst des Königs verdrängt und ihren politischen Einfluss nahezu ausgeschaltet hatte.
    Marie de Hautefort sah es - in Absprache mit der Königin - für opportun an, eine Weile ihren Dienst bei Madame Anna zu vernachlässigen und in den Louvre an die Seite Ludwigs zurückzukehren.
    »Ich habe unüberwindliche Sehnsucht nach Eurer Majestät verspürt«, führte sie als Entschuldigung an und der geschmeichelte Monarch empfing sie mit offenen Armen. Der Kardinal indessen war nicht so gutgläubig; er nahm sich vor, auf die Favoritin sein ganz besonderes Augenmerk zu richten.
    Schon bald wurde Marie Zeugin eines Gespräches von brisantem Inhalt. »Meine größte Sorge gilt neuerdings vor allem Euch, meinem Ersten Minister«, hörte sie ihren Geliebten sagen, als sie gerade seine Gemächer betreten wollte. Sie hielt im Vestibül inne und spitzte die Ohren. »Ich habe zu meinem größten Entsetzen wieder von Aufständen in der Provinz und neulich sogar von einem Attentatsversuch mitten in Paris gegen Eure Person, Kardinal, Kunde erhalten.«
    Der König schien Marie ehrlich bekümmert zu sein. »Nun ja«, dachte sie, »was sollte er ohne seinen Richelieu auch anfangen?«
    Dieser überschlanke, beinahe zerbrechlich aussehende Herr mit dem dünnen, schwarzen Spitzbart, dem durchdringenden
Blick und dem graumelierten Haar war mittlerweile der am meisten gefürchtete und verhasste Mann in ganz Frankreich.
    Armand Jean du Plessis schien wie kein anderer die brutale Staatsräson zu verkörpern, pflegte er doch unnachsichtig jedes kritische Wort gegen den König - und sich selbst - mit aller Härte zu bestrafen. Die kleinste Verschwörung, jede Spur eines Aufruhrs erstickten seine Spione bereits im Keim.
    »Nun ja, Sire, irgendein unbedeutender Kleinbürger hatte sich vorgenommen, das Land vom Tyrannen in der Kardinalsrobe zu befreien«, vernahm die Favoritin des Königs die näselnde Stimme des Ersten Ministers. »Als ich vor meinem Palais die Kutsche verließ, gelang es ihm, sich an meinen Dienern vorbeizudrängen und mit einem Dolch auf mich loszugehen. Aber ehe er zustechen konnte, wurde er von meinen Leuten zu Boden geworfen.
    Der Kerl gestand auch sofort, meine Ermordung geplant zu haben. Die Hand des Allmächtigen hat mich Unwürdigen wieder einmal geschützt, Majestät«, verkündete der Kardinal salbungsvoll.
    Marie spähte neugierig um eine Ecke des sie verbergenden Paravents. Ludwig schien das Ganze nicht so leicht zu nehmen. Unwillig verzog er sein knochiges Gesicht, knetete fahrig die schmalen Hände und strich sich dann über seinen kleinen, dunklen Oberlippenbart.
    »Solltet Euch wirklich in Acht nehmen, Kardinal! Brauche Euch noch«, war alles, was Marie de Hautefort den König in seiner üblichen, abgehackten Redeweise sagen hörte. Sie ahnte jedoch, dass ihn allein der Gedanke, er müsse ohne Richelieu auskommen, beinahe ohnmächtig werden ließ.
    »Wann sollte Seine Majestät noch auf die Jagd gehen oder in Ruhe Kriege führen? Und wie sollte er sich seinen Favoriten - und mir - gebührend widmen können, wenn er sich
selbst um die langweiligen Regierungsgeschäfte zu kümmern

Weitere Kostenlose Bücher