Im Dienste Der Koenigin
Geliebte Philipps doch allem Anschein nach an allen Ereignissen am französischen Hof brennend interessiert.
»Natürlich berühren sie die Vorgänge in ihrem Heimatland«, dachte die schlaue Céleste. »Und außerdem kann sie so ihren habsburgischen Liebhaber mit Details versorgen, die dieser sonst kaum jemals erfahren würde. Und wie ich mein Mariechen kenne, lässt sie sich dafür entsprechend belohnen …«
Der geschickten Céleste gelang es in der Tat, als »Mädchen für alles« in die Dienste der Demoiselle de Hautefort zu treten. Ihre alte Herrin, die Gräfin Adrienne de La Tour, wagte es nicht, sich gegen den Wunsch der Favoritin des Königs aufzulehnen und entließ Céleste ohne Widerspruch.
Obwohl »nur« die Frau eines Handwerkers, wusste Céleste genau, wie man sich bei Hofe - und vor allem, wie man sich hochgestellten Persönlichkeiten gegenüber benahm: Sie war
immerhin die natürliche Tochter eines Herzogs und zugleich die Halbschwester einer Herzogin …
Céleste hatte in Kürze umfangreiches Material gesammelt, das es wert war, nach Spanien berichtet zu werden, jedoch gab es keine Möglichkeit, dies zu tun.
»Ich werde mir aber einiges notieren«, dachte sie, »man vergisst zu leicht, was geschehen ist.«
Dazu gehörten auch Bagatellen wie die misslungene Badekur von Anna und Ludwig, der sich beide wegen ihrer Kinderlosigkeit auf Anraten ihrer Leibärzte unterzogen hatten. Der Misserfolg stimmte Ludwig seiner Frau gegenüber noch eisiger, hatte es ihn doch ohnehin schon sehr verdrossen, Wochen fernab vom geselligen Hofe, allein an der Seite Annas, verbringen zu müssen.
Der König lehnte es fortan ab - trotz des guten Zuredens von Richelieu -, seine Gemahlin überhaupt noch zu sehen; von einem Besuch ihres Boudoirs ganz zu schweigen.
Als man sich hinter vorgehaltener Hand zuflüsterte, dass der König sie endgültig verstoßen wolle, um die Nichte Kardinal Richelieus ehelichen zu können, von der man sagte, sie habe ein »pikantes Verhältnis« mit ihrem geistlichen Oheim, brach Anna in Tränen aus.
War dies das Ende ihrer Zeit als Frankreichs Königin? Und was sollte nun aus ihr werden, einer verstoßenen Monarchin, die offenbar nicht dazu in der Lage war, ein Kind zur Welt zu bringen?
Alles, was man am Hof wusste, drang irgendwann auch nach draußen. So war es möglich, dass - zwar mit erheblicher zeitlicher Verzögerung, aber immerhin recht detailliert - diese neuesten Pläne Ludwigs XIII. ins Ausland kolportiert wurden. Selbstverständlich auch nach Spanien …
KAPITEL 38
IN EINEM SOLCHEN Zustand hatte Marie de Chevreuse ihren Geliebten noch nie gesehen! Der im Allgemeinen recht träge spanische Monarch, den nichts so leicht aus seiner königlichen Ruhe zu bringen vermochte, tobte regelrecht vor Wut.
»Das soll dieser perverse Kretin nur wagen, meine Schwester so zu demütigen! Da wird er mich aber kennenlernen, dieser ekelhafte Sodomit«, erzürnte sich Rey Felipe. »Dann geht es nicht mehr bloß um das Herzogtum Mantua, sondern um die heilige Ehre Spaniens! Und diese anzutasten, soll dem schmutzigen kleinen Gernegroß aus Frankreich sehr übel bekommen!«
Marie fiel es an diesem Tage einigermaßen schwer, den Monarchen zufriedenzustellen. Seine Majestät erschien geradezu unersättlich und es bedurfte all ihrer Erfahrung und Raffinesse, um die königliche Glut zu löschen.
Erst als der Monarch sich von ihr bis zum nächsten Tag verabschiedet hatte, kam Marie dazu, das Gehörte selbst zu überdenken und zu verarbeiten. Beim Gedanken an Ludwig XIII., der es wagte, seine wunderbare Gemahlin wie Dreck zu behandeln, überkam sie eine solche Wut, dass sie unbeherrscht nach einer Vase griff und sie absichtlich auf den Marmorfliesen ihres Salons zerschmetterte.
»Dass ich mir dabei den Kopf Seiner Majestät vorgestellt habe, muss ich zwar nächste Woche meinem Beichtvater gestehen«, dachte sie immer noch voller Zorn, als sie nach einer Dienerin klingelte, damit diese die Scherben beseitigte. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die nötige Reue für meinen sündigen Gedanken aufbringe. Warum, um alles in der Welt, versucht Anna nicht, Frankreich und seinem unwürdigen König
den Rücken zu kehren?« In letzter Zeit bemerkte Marie, dass sie das Verhalten ihrer Freundin nicht mehr ganz nachvollziehen konnte. Hatte sich Anna früher zumindest noch im Stillen ihrem despotischen Mann widersetzt, schien sie die letzten Jahre in einen Zustand der völligen Resignation verfallen zu
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