Im Dienste Der Koenigin
sein.
Céleste Lombarde, die junge Ehefrau, wartete indes immer noch auf den Geldbetrag, den ihr Marie anlässlich ihrer Hochzeit versprochen hatte. Sie sah ja ein, dass es schwierig war, von Spanien aus die Zahlung an sie zu veranlassen, aber sie hätte sich gewünscht, dass Marie die Mitgift wenigstens einmal erwähnt hätte …
Sie und Guy kamen zum Glück auch ohne diese Zuwendung gut zurecht. Der frischgebackene Ehemann konnte sich vor Aufträgen als Stuckateur und Maler kaum retten und war selten daheim. Nur die Eltern ihres Gatten waren längst nicht mehr so freundlich zu ihr, wie zu Anfang, als die ansehnliche Summe im Gespräch gewesen war, welche die Herzogin de Chevreuse ihrer »lieben« Schwester in Aussicht gestellt hatte.
Céleste zog es vor, die Zeit, die sie nicht ihrer neuen Herrin, Marie de Hautefort, widmen musste, nicht zu Hause bei ihren zunehmend missgelaunten beaux-parents zu verbringen. Sie trieb sich - ungeschminkt und höchst einfach gekleidet - in den einzelnen Pariser Quartiers herum. Am liebsten hielt sie sich in den »einfachen« Vierteln der Stadt auf.
Bei den Hallen hatte sie inzwischen Bekanntschaft mit allerlei zweifelhaften Gestalten - männlichen wie weiblichen - gemacht; eine dieser neuen Bekannten nahm sie eines schönen Abends mit an einen ganz besonders eigenartigen Ort mitten in der Hauptstadt.
»Wohin führst du mich, Arlette?«
Céleste blickte neugierig auf ihre winzige Begleiterin hinunter, die etwa einen Meter und zwanzig Zentimeter kleine Frau mit wirren schwarzgrauen Haaren, einer männlich klingenden Bassstimme und einem Ansatz von Bartwuchs.
Aber die »bärtige Arlette«, wie man sie in ihren Kreisen nannte, lief unbeirrt auf ihren kurzen stämmigen Beinen weiter. Da Céleste nicht so rasch folgen konnte, blieb die Zwergin schließlich stehen und wandte sich zu ihrer neuen Freundin um.
»Wo bleibst du denn, ma Chère?«, fragte sie die Jüngere, die bereits vor Anstrengung leicht keuchte. Die Gassen von Paris waren uneben, in aller Regel ungepflastert und mit Unrat aller Art übersät, so dass Céleste Schwierigkeiten hatte, den Schmutzhaufen auszuweichen. Sie musste höllisch aufpassen, um nicht zu stolpern und hinzufallen.
»Ach, entschuldige, Kindchen. Ich habe ganz vergessen, dass du nicht so gut zu Fuß bist«, brummte Arlette. »Aber wir sollten uns beeilen, damit noch alle da sind, denen ich dich heute Abend vorstellen will, Schätzchen. Der eine oder andere könnte dir vielleicht in Zukunft nützlich sein, wenn dein Mann dich irgendwann vor die Tür setzen sollte«, meinte sie mit bedeutungsvollem Blick.
»Aber, Arlette, wieso sollte mein Guy mich denn verstoßen?« Céleste war konsterniert. Aber die kleine Frau mit dem viel zu großen Kopf, umrahmt von einem Wust ungekämmter Haare, und dem hässlichen Gesicht einer Bulldogge lachte beim Weitergehen nur geringschätzig.
»Das ist Lebenserfahrung, meine Kleine. Glaub mir, die Männer haben ihre Weiber alle früher oder später satt und suchen sich ihrer zu entledigen.«
Blitzartig waren Céleste bei diesen Worten der Zwergin der König und seine Gemahlin Anna in den Sinn gekommen. Sogar
in diesen Kreisen verhielt es sich so, wie die »bärtige Arlette« behauptet hatte. Auch Ludwig war seine Frau schon lange leid und suchte nach Wegen, seine Ehe auflösen zu lassen. Wann würde ihr Guy wohl nach einer anderen Frau Ausschau halten?
»Und wenn wir ehrlich sind, geht es uns Frauen mit den Männern nicht viel anders«, hörte Céleste die andere sagen. »Wir kennen ihr Schnarchen, wissen, wie oft, wann und in welcher Tonlage sie furzen, und können uns schließlich an einer einzigen Hand die paar Male abzählen, die sie sich noch auf uns legen und in ein paar Minuten fertig sind. Habe ich nicht Recht?«, fragte sie, als von ihrer Begleiterin keine Reaktion erfolgte. »Na, du wirst schon noch dahinterkommen, Kleine, dass ich die Wahrheit sage«, fügte sie hinzu.
Sie grinste, als Céleste sich partout nicht dazu äußern wollte. »Um nicht auf der Straße zu stehen und verhungern zu müssen, wäre es gut, etwas anderes in Aussicht zu haben, wenn es soweit ist, dass dein Alter dich sitzen lässt. Oder noch besser: Du kannst von dir aus die Flucht aus deiner Ehe ergreifen und deinem Gatten Lebewohl sagen, sobald du von ihm genug hast, nicht wahr?«
Eindringlich betrachtete die Zwergin die junge Frau, der nachgerade der Kopf schwirrte. Eigentlich hatte Arlette nicht so Unrecht. Guy ließ sich vor
Weitere Kostenlose Bücher