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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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und jeder sie um zehn Jahre jünger schätzt«, schrieb Céleste in ihr Tagebuch - immer in der Hoffnung, dass sie ihre Notizen hoffentlich bald der älteren Schwester präsentieren könnte.
    Über ihre eigene Ehe verlor Céleste lieber kein Wort mehr. Nur noch selten hielt sie sich zu Hause auf. Ihren Mann sah sie so gut wie nie. Dieser war durch die Protektion Marie de Hauteforts - die Céleste einen Gefallen hatte erweisen wollen - von allen Aristokraten heiß begehrt und konnte sich vor Aufträgen kaum noch retten.
    Jeder Höfling und jeder Adlige wollte plötzlich sein Porträt vom »Künstler« Guy Lombarde oder er musste Stillleben für die Speisesäle der zahlreichen Villen und Palais’ der Reichen anfertigen.
    Célestes Ehemann war vom biederen Handwerker zum Kunstmaler des Adels und der vermögenden Bürgerschaft von Paris aufgestiegen, eine Tatsache, die er ausschließlich seiner Gattin und ihren Beziehungen verdankte - was aber weder Guy noch seine Eltern respektierten.
    Vor allem die Schwiegermutter hackte auf der jungen Frau herum, der immer noch fehlenden Mitgift wegen. Mittlerweile war die dreißig Jahre alte Céleste gar nicht mehr begierig darauf, dieses Geld von Marie zu erhalten, denn sie wusste genau, dass sie selbst am allerwenigsten davon profitieren würde. »Alles würde in den raffgierigen Händen von Guys Eltern verschwinden und zu mir wären sie genau so garstig wie jetzt«, vertraute sie ihren Aufzeichnungen an. Céleste lebte jetzt vorwiegend bei ihrer neuen Herrin, Marie de Hautefort, und der Königin in Saint-Germain-en-Laye.
    Sie kam nur alle paar Wochen besuchsweise in die Rue des Abbesses unterhalb der Butte Montmartre, wohin sie inzwischen
mit Guy und seinen Eltern in ein etwas geräumigeres Haus gezogen war. Nur gelegentlich traf sie dort ihren Ehemann Guy an. Die Begegnungen zwischen den einst so verliebten Eheleuten gestalteten sich immer kühler und die Laune der Schwiegereltern war stets verdrießlich.
    So freute sich Céleste jedes Mal darauf, am nächsten Tag nach Saint-Germain-en-Laye zurückzukehren. Dort war die Stimmung heiter. Jeder - vor allem die Königin - blickte hoffnungsvoll in die Zukunft. Und wenn der König sein Erscheinen ankündigte, war dies zu jener Zeit kein Grund zu erschrecken, sondern ein Anlass zu feiern.
    Das Einzige, was Céleste in dieser Zeit hin und wieder vermisste, waren ihre Besuche beim »König der Bettler«, zu denen ihr ihre zahlreichen Verpflichtungen am Hofe kaum mehr Zeit ließen.
     
    Die Königin ruhte viel im prächtigen Garten des »Neuen Schlosses« oder ließ sich in einer eigens für sie angefertigten und mit besonderer Sorgfalt gepolsterten Kutsche in der herrlichen Gegend spazieren fahren. Sie war begeistert von der lieblichen Landschaft mit ihren sanften Hügeln und fruchtbaren Tälern, in denen Gemüse, Obst und Wein gediehen.
    Neben ihr saß dann für gewöhnlich ihre junge Freundin Marie de Hautefort und unterhielt sie mit heiteren Episoden vom Hof oder mit komischen Geschichten, die sich in Paris oder sonstwo in Frankreich zugetragen haben sollten.
    Gar nicht selten unterhielt die Erste Hofdame Anna auch mit Célestes Erlebnissen vom »Hof der Wunder« - natürlich nur mit solchen, die von allzu großen Derbheiten und »unsittlichen« Vorfällen gereinigt waren. Und Orte und Personen dieser Episoden verriet sie ebenfalls nicht. Sollte die Königin
ruhig glauben, es handele sich um erfundene Abenteuer - man wollte die werdende Mutter schließlich nicht erschrecken.
    Anna bewies ungewöhnlich viel Humor und lachte gern. Oft sagte sie jetzt: »Dies ist die schönste Zeit meines bisherigen Lebens. Ich bete zu Gott, dass dieser Zustand noch möglichst lange anhält.«

KAPITEL 43
    ES WAR HERBST des Jahres 1638 und die neun Monate, die eine Schwangerschaft in der Regel andauerte, waren beinahe um. Die Spannung im Land stieg gewaltig.
    »Eigentlich müssten die Erbanlagen meines Kindes die allerbesten sein«, vermutete die Königin. »Von vierzehn unmittelbaren Vorfahren waren alle, mit Ausnahme von zweien, gekrönte Häupter.« Unter den früheren Ahnen Annas befanden sich sogar drei Kaiser: Maximilian I. und Maximilian II. sowie Karl V. Durch seine Mutter Anna von Österreich floss in den Adern des Kindes das Blut der Habsburger, während das Blut der Bourbonen von seinem Vater, Ludwig XIII., stammte, der wiederum durch seinen Großvater, Anton von Bourbon, ein direkter Nachfahre von Robert de Clermont gewesen war, dem sechsten

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