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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Sommermonaten vom Louvre, der mitten im schmutzigen Paris liegt, umzieht nach Saint-Germain-en-Laye«, meinte der Herrscher fürsorglich.
    Diese Schlossanlage, ein massiver fünfeckiger Bau aus Granit und Ziegeln, war einst zwölf Meilen westlich der Hauptstadt von König Franz I. erbaut worden. Der düstere Charakter der Anlage wurde durch luftige Arkaden ein wenig aufgelockert.
    Gleich daneben hatte Heinrich IV. ein kleineres Lustschloss aus Backstein errichten lassen, das das »Neue Schloss« genannt wurde, mit Holzpaneelen vertäfelte Wände besaß und viel bequemer und moderner war.
    Hier konnte sich Anna in Ruhe und Abgeschiedenheit auf die Geburt ihres Kindes vorbereiten. Mit Freuden hatte sie den Vorschlag ihres Gemahls angenommen und umgehend ihren Umzug aus dem verhassten Louvre veranlasst.
    Ludwig war bis zu ihrem Weggang auffallend um sie bemüht; er überhäufte die Königin geradezu mit Aufmerksamkeiten. Aber Anna blieb nicht verborgen, dass es ihm im Laufe der Wochen allmählich zu viel wurde und er wieder in seinen alten Trott verfiel: »Seine Majestät geht wieder wie eh und je
auf die Jagd, vornehmlich auf die Beizjagd mit einem abgerichteten Falken, oder er inspiziert seine Truppen«, gestand sie traurig Marie de Hautefort.
    »Außerdem widmet er sich wieder mehr seinem allerneuesten Günstling …«, dachte diese erbost - behielt es aber für sich, um ihre verehrte Herrin nicht zu kränken.
     
    Durch die Veröffentlichung in der Presse erfuhr nicht nur Marie de Chevreuse vom unverhofften Glück ihrer liebsten Freundin, sondern auch König Philipp von Spanien. Der Monarch atmete befreit auf. Endlich bestand die berechtigte Hoffnung, dass seiner Schwester ein leichterer Stand am französischen Hof möglich wurde.
    »Nun kann dieses Ekel Ludwig Anna nicht mehr schlecht behandeln und mit Missachtung strafen. Ich werde täglich zu Gott beten - und ich hoffe, Madame, Ihr tut desgleichen -, dass die Königin einem Sohn das Leben schenkt.«
    Das versprach Marie de Chevreuse ehrlichen Herzens. Gott musste doch endlich ein Einsehen haben mit der armen Frau … Wie gerne hätte Marie ihrer Freundin in dieser wichtigen Zeit beigestanden! Doch inzwischen schwand langsam ihre Hoffnung, dass es ihr jemals wieder erlaubt sein würde, nach Frankreich zurückzukehren.
     
    Am zweiundzwanzigsten April verspürte Königin Anna zum ersten Mal die Bewegungen ihres Kindes. Sie strahlte vor Glück. Zur Feier dieses denkwürdigen Anlasses ließ Ludwig, den man umgehend davon unterrichtet hatte, ein Feuerwerk abbrennen. Im »Neuen Schloss« herrschte inzwischen rege Geschäftigkeit. Aus weichster Wolle und feinster Seide wurde die Wäsche für den königlichen Säugling angefertigt und mit Stickereien und duftigster Spitze verziert. Dutzende von
Frauen mit geschickten Händen waren monatelang mit nichts anderem beschäftigt.
    Eine prachtvolle Wiege für den zu erwartenden Dauphin stand im Schlafzimmer der Königin bereit, ausgeschlagen mit weißem Musselin. Jeden Tag erschienen zweimal die Hofärzte, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen und um ihr Ratschläge zu erteilen, wie sie sich zu verhalten habe, um das Leben des Ungeborenen nicht zu gefährden.
    Anna richtete sich gewissenhaft danach. Falls es dennoch zu einem Abbruch der Schwangerschaft käme, sollte niemand ihr die Schuld daran geben können.
    Die Königin befand sich nach wie vor in einem regelrechten Freudentaumel. Wie gerne hätte sie diese beglückenden Wochen und Monate mit Marie de Chevreuse geteilt! Sie betete jeden Tag darum, dass Gott und die Heilige Jungfrau sie erhörten und ihr die Geburt eines gesunden Sohnes zuteil werden ließen, denn mit einer Tochter würde sie ihren königlichen Gemahl maßlos enttäuschen.
     
    Aus der Gazette erfuhren die geneigten Leser, dass die Ammen bereits ausgewählt waren und die königlichen Geburtshelfer quasi schon neben dem Bett der Königin parat standen.
    »Alle sind von hektischer Geschäftigkeit erfüllt und jeder tut gerade so, als sei noch nie ein Thronfolger am französischen Hof geboren worden«, amüsierte sich Anna im Kreise ihrer Damen. Aber die über Jahrzehnte Verschmähte genoss es sichtlich, endlich auch einmal im Mittelpunkt zu stehen.
     
    »Verständlich sind die ganzen Umstände, die man um sie macht, schon, wenn man bedenkt, dass Madame Anna bei der Entbindung siebenunddreißig Jahre alt sein wird. Für
eine Erstgebärende ist das recht alt - auch wenn man ihr das Alter keineswegs ansieht

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