Im Dienste Der Koenigin
entfernen zu können. Immerhin bot das den Vorteil, dass diese es meistens überstand.
Aber Ludwig XIII. hatte sich für die Methode der sectio caesarea , den »Kaiserschnitt«, entschieden - falls es zum Äußersten käme. Daraufhin hatte sich Seine Majestät in einen anderen - ruhigeren - Teil des Schlosses zurückgezogen, wo er sich vom nervös der Dinge harrenden Kardinal Richelieu über wichtige Staatsangelegenheiten ins Bild setzen ließ.
Bald darauf - ohne dass Ärzte oder Wehmütter den Grund kannten - setzten die Geburtswehen erneut ein. Sie dauerten die ganze Nacht über an, waren ungeheuer schmerzhaft und zogen sich auch noch den gesamten Vormittag über hin.
»Diese Geburt ist ein einziger Albtraum«, befand Monsieur Gaston, der zu den ausgewählten Zeugen gehörte. »Frauen müssen seltsame Geschöpfe sein, dass sie freiwillig solche Pein auf sich nehmen. Und manche sogar mehrmals.« Er schüttelte den Kopf.
Schließlich, am Sonntagvormittag um zweiundzwanzig Minuten nach elf Uhr, schenkte die Königin endlich einem Sohn das Leben.
Auf den Tag genau neun Monate nach dem Gewittersturm vom 5. Dezember des Vorjahres, am 5. September 1638, hatte Anna einen Knaben geboren. Als das Kind nach den schier endlos erscheinenden Qualen seiner Mutter das Licht der Welt erblickt hatte, benachrichtigte man seinen Vater, den König - er aß gerade seelenruhig zu Mittag. Als erstes überzeugte sich der Monarch davon, dass am »richtigen« Geschlecht des neuen Erdenbürgers kein Zweifel bestand.
Der Säugling war, trotz seines stattlichen Gewichts von neun Pfund, sehr hinfällig und schwach. Auch das Kind hatte unter der langen und mühseligen Geburt gelitten. Es empfing infolgedessen sofort die sogenannte »Nottaufe«, um nicht als Heidenkind in die Ewigkeit einzugehen.
»Wie durch ein Wunder erholte sich der kleine Ludwig nach dem Taufakt und bald drang sein kräftiges Geschrei durch die Mauern des Schlösschens«, notierte später Céleste für ihre Schwester Marie. »Da fiel Ludwig XIII. auf die Knie und dankte Gott dem Herrn für seinen Sohn. Zeugen dieser Entbindung waren unter anderem Monsieur Gaston, der seinen Ärger darüber, den Thron nun wahrscheinlich nie zu besteigen, nur mühsam verhehlen konnte, der Herzog de Vendôme sowie die edelsten Damen des Landes, darunter die Prinzessin de Condé, die Comtesse de Soissons und Marie de Hautefort.«
Der Säugling war von tadellosem Körperbau und wog weit mehr als für ein Neugeborenes üblich.
»Kein Wunder, dass er seiner Mutter solche Schmerzen bereitet hat«, meinte Dame Péronne, die Erste Hebamme, und
wusch das Kind dem alten Brauch gemäß in einer Mischung aus Wein und Öl, gepresst aus roten Rosen, ehe es gewickelt wurde.
Ungeschickt und tollpatschig steuerte der König nun auf die Wiege mit dem hübsch verpackten Dauphin zu, aber die Erste Hofdame, Marie de Hautefort, machte Seine Majestät diskret darauf aufmerksam, dass es wohl angebrachter wäre, erst die Gemahlin zu küssen.
»Bin an derartige Ereignisse nicht gewohnt«, brachte der blutrot angelaufene Ludwig als Entschuldigung vor, neigte sich dann über Anna, die totenblass und schwach, aber glücklich in den Kissen lag, und küsste sie flüchtig auf beide Wangen.
»Ich danke Euch, Madame«, hörten die Anwesenden ihn dabei murmeln. Sofort wandte er sich dann um zu Dame Péronne, die seinen, wie eine Puppe eingewickelten Sohn im Arm hielt.
»Sehen Eure Majestät nur, der süße Kleine hat im Unterkiefer bereits zwei allerliebste Zähnchen«, rief die Erste Wehmutter, worauf die Prinzessin Condé trocken einwarf: »Worüber vor allem seine Amme besonders entzückt sein wird.«
Der König aber fand, dass sein Sohn keineswegs »süß« aussah, sondern eher hässlich, so rot und verschrumpelt wie er war …
Marie de Hautefort, die ständig von Céleste mit Riechsalz versorgt werden musste, weil die schlechte Luft im Raum ein normales Atmen fast nicht mehr möglich machte, argwöhnte im Stillen, der Monarch glaube, seine Gemahlin habe ihm absichtlich einen besonders hässlichen Thronfolger geschenkt - nur, um ihn zu ärgern, natürlich.
»Aber, Sire, so sehen doch alle bébés aus«, lachte die Comtesse de Soissons. »Die wahre Schönheit kommt erst später.
Hauptsache, der Dauphin ist gesund und besitzt alle Körperteile, die er braucht.«
»Und dafür sind wir Zeugen, Majestät«, meldete sich der Herzog de Vendôme zu Wort, der sehnsüchtig darauf wartete, bald den stickigen, mit
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