Im Dreieck des Drachen
Gebüsch, das an ihm haften blieb, und über Basaltterrassen. Seine Finger verloren immer wieder ihren Halt, und seine Knie, bereits aufgeschürft, wurden böse zerkratzt. Seine bleischweren und geschwächten Gliedmaßen zitterten vor Erschöpfung, aber schließlich und endlich zog er sich auf den Gipfel.
Er blieb auf allen vieren, als er sich umschaute und seine Position abschätzte. In der Dunkelheit hatte er nicht geglaubt, dass die Freiheit so nahe wäre, aber im Licht der Sterne sah er die kleine Wellen, die in gerade mal dreißig Metern Entfernung gegen die künstlichen Wellenbrecher schlugen.
Dahinter lag das offene Meer.
Draußen in den tieferen Gewässern entdeckte Jack einen kleinen, weiß gestrichenen Kutter mit einem blauen Licht an einem hohen Mast. Ein Fahrzeug der Küstenpolizei, dessen Positionslampen hell erstrahlten. Eine kleine Gestalt stand am Bug, und ein winziges Glitzern zeigte an, dass der Mann sich mit einem Fernglas umschaute und wahrscheinlich mit einem Nachtsichtgerät ausgerüstet war. Das war kein freundlich gesinntes Schiff. Möglicherweise Spanglers Transportmittel.
Jetzt, da er auf dem Gipfel war, fiel Jack das Wasserbassin hier oben auf. Es war grob viereckig und sah wie ein kleiner See aus, und aus irgendeinem Grund fühlte er sich zu ihm hingezogen. Tatsächlich war das dunkle Gewässer gesäumt von einem Strand und fein zerdrückten Korallen, und Jack sank mit Händen und Knien in dem weichen Sand ein.
Da schlug eine Granate auf der anderen Seite der Insel ein, explodierte und schleuderte Schlamm und zerschredderten Farn hoch in die Luft. Jack warf sich der Länge nach zu Boden. In seinen Ohren klingelte es von dem gewaltigen Getöse. Als die Explosionswelle abebbte, hörte er das verräterische Geräusch von Jetskiern, die Kurs auf die Stelle nahmen, an der er sich befand. Dann sah er, dass die winzige Gestalt auf dem Polizeischiff wild zu ihm hinüberzeigte.
Eine weitere Granate segelte durch die Luft, prallte gegen den steinernen Gipfel der Insel, rollte über die Kante und explodierte unten im Kanal. Wie bei einem Geysir schoss das Wasser hoch hinauf. Jemand hatte die Insel mit einem Granatwerfer unter Beschuss genommen
Jack rutschte auf dem Bauch zum Rand des Gipfels. Er musste die Kanäle erreichen. Zweimal hatte er Glück gehabt, doch allmählich wurde es sehr eng. Er spähte hinab und entdeckte zwei Jetskier, die in seine Richtung rasten, sowie einen weiteren, der dahinter kreiste. Es fehlte nicht mehr viel, dann war er umzingelt. Da prallten Geschosse gegen die Steine und verfehlten seinen Kopf um kaum einen halben Meter. Er trat einen hastigen Rückzug an, hatte zuvor jedoch seinen Gegner ausgemacht.
Der Heckenschütze kauerte auf einem niedrigen Gebäude etwa drei Inseln entfernt.
Als Jack sich zur Seite wälzte, pfiff eine weitere Granate durch die Luft und explodierte im Sand und Wasser des kleinen Sees. Schrapnells sausten umher.
Verdammt!
Jack nahm seine Waffe herunter und blieb flach ausgestreckt auf dem Stein liegen, um den Heckenschützen kein Ziel zu bieten. Er legte die Waffe an und kroch, ein Auge ans Zielfernrohr gelegt, wieder vor. Als das niedrige Gebäude auf der anderen Seite in der Linse auftauchte, erstarrte er und hoffte, dass das Meerwasser das Gewehr nicht beschädigt hatte. Er wartete, stieß langsam den Atem aus und hielt die Waffe ruhig. Dann entdeckte er eine winzige Bewegung und feuerte eine Salve ab, anschließend wälzte er sich weg. Jetzt lag er auf dem Rücken und hielt das Gewehr fest an die Brust gedrückt. Er wusste nicht, ob er sein Ziel erwischt hatte, aber der Heckenschütze wäre jetzt bestimmt etwas vorsichtiger. Und er selbst wusste wenigstens, dass seine Waffe noch funktionierte.
Auf der anderen Seite des Kanals schlug etwas mit einem lauten Klatscher aufs Wasser. Von einem der Jetskier rief eine Stimme: »Handel hat’s erwischt! Holt euch das Arschloch!«
Jack wälzte sich wieder auf den Bauch und kroch zur anderen Seite der Insel. Er würde das Risiko eingehen und springen müssen. Die Kanäle waren hier keine zwei Meter tief, aber der Feind rückte zu rasch heran. Ihm blieb keine andere Wahl.
Er erreichte die Kante, bereitete sich zum Sprung vor und entdeckte dann unmittelbar unter sich einen Jetski. In dem ganzen Durcheinander hatte er ihn nicht herankommen hören.
Er duckte sich, als Gewehrfeuer die Kante durchsiebte. In seinem rechten Ohr flammte ein Schmerz auf, aber er ignorierte ihn, wälzte sich tiefer
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