Im Dreieck des Drachen
ihn sofort zu töten.
Dennoch war alles ziemlich frustrierend. Sein Team war an der Nase herumgeführt worden, obwohl er viele Stunden mit der Planung dieser Mission verbracht hatte. Er hatte ein einheimisches Polizeiboot sowie die sechs Jetskis beschlagnahmt. »Drogenhändler« lautete die offizielle Erklärung. Er hatte das Boot draußen vor dem Riff stationiert und dort die Ankunft Jacks und der anderen abgewartet. Gleich nach ihrem Eintreffen hatte er sie in den Ruinen herumpaddeln und schließlich ihre Kanus festmachen sehen. Von diesem Moment an war es einfach gewesen, mit den Jetskiern durch die Tore in die Ruinen zu fahren und sich lautlos auf die Insel zu schleichen. Dann hatte er befohlen, das Gebiet abzusperren, während er und sein Team Jacks Gruppe gejagt hatten.
Selbst jetzt war sich David noch nicht völlig im Klaren darüber, wie Jack und die anderen seiner Falle entkommen waren. Rolfe und Handel hatten etwas davon gefaselt, dass Jack eine Art Steinschild benutzt hatte, um in ein Versteck zu fliehen. Dann sollte er in irgendeinem geheimen Tunnel verschwunden sein und dort auf der Flucht einen von Davids Männern getötet haben. Alles in allem eine faule Ausrede, und sobald die Sache hier erledigt war, würde er eine vollständige Erklärung für die katastrophale Fehlleistung verlangen.
Von seinem Aussichtspunkt aus beobachtete David, wie Jacks Jetski in einem besonders unübersichtlichen Abschnitt der Ruinen umzingelt wurde. Seine Männer hatten sämtliche Ausgänge aus diesem Gebiet abgeriegelt. Jack saß in der Falle. Ein zweites Mal würde er nicht entkommen
»Holt ihn euch!«, befahl David. »Erschießt ihn!« Entzückt sah er seine Männer heranrücken. Wenn er schon nicht persönlich dort unten sein konnte, so war das hier das Nächstbeste – Zuschauer bei der Jagd auf Jack zu sein. Wie ein Hund wurde er gehetzt und schließlich abgeknallt.
»Ich sehe ihn!«, rief einer der Männer über Funk. Das Röhren des Jetskis im Hintergrund machte es schwierig, ihn zu verstehen.
Lautes Gewehrfeuer tönte über die Ruinen. Links flog ein Schwarm Vögel aus ihren Nestern auf, erschreckt durch den Knall. Aber Davids Nachtsichtgerät blieb auf den glühenden Fleck gerichtet – auf Jack und dessen Jetski.
Der Fleck flammte hell auf, was ihn wie das Blitzlicht einer Kamera in die Augen stach. Fluchend schob David die Nachtsichtbrille herab, blinzelte die Helligkeit davon und schaute über die Ruinen hinweg.
Im Sprechfunk knisterte es, und Rolfes Stimme flüsterte ihm ins Ohr: »Wir haben ihn, Sir. Wir haben den alten Arsch aus dem Wasser gepustet. Das Ziel ist eliminiert.«
21.05 Uhr
Unten in den Tunnels hörte Karen die Gewehrschüsse. Sie duckte sich und vernahm dann noch etwas Bedrohlicheres: eine gedämpfte Explosion, die wie ein Donner durch das Tunnelsystem rollte und von allen Seiten gleichzeitig zu kommen schien. Geräusche nahmen in diesen Gängen seltsame Wege. Sogar ihre eigenen Schritte hallten wie eine ganze Armee. Es machte sie ganz kribbelig … als wären sie nicht allein.
Und jetzt der Gewehrschuss und die Explosion.
Karen drückte sich eine Faust an die Kehle und betete darum, dass Jack nichts zugestoßen war.
Vor ihr ging Mwahu gebückt durch den niedrigen Gang, ihre kleine Taschenlampe in der Hand. Das war ihre einzige Lichtquelle.
»Weiter«, sagte Miyuki mit zittriger Stimme. »Wir können Jack nicht helfen.«
Mwahu nickte. Karen folgte ihnen.
Die Tunnels waren direkt aus den Korallen herausgeschnitten worden. Wände und Decken waren daher rau, und sie mussten aufpassen, dass sie sie nicht streiften. Nur der Boden war glatt, abgenutzt von jahrhundertelangem Gebrauch und der gelegentlichen Überflutung. Tatsächlich standen in mehreren der Gänge nach wie vor Wasserlachen, eisig kalt und ölig von Algen.
»Nicht mehr weit«, versprach Mwahu.
Karen hoffte es. Statt sich in Sicherheit zu fühlen, kam sie sich eher hilflos vor und wie in einer Falle. Als würde sie mit jedem weiteren Schritt Jack immer mehr diesem mörderischen Abschaum dort draußen überlassen. Wenn nur wenigstens ihre Pistole nicht in Japan konfisziert worden wäre …
Mwahu ging um eine Ecke und winkte ihr und Miyuki zu. »Kommt her, seht!«
Hastig traten sie zu dem Insulaner. Unmittelbar hinter der Biegung lag eine Öffnung. Obgleich die Sonne untergegangen war, war der frühe Abend immer noch bei Weitem heller als die dunklen Tunnels. Gemeinsam eilten sie zum Ausgang.
Karen erkannte die Gefahr
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