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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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schwachen Glanz. Dumpfes Dröhnen schallte hin und wieder über das Wasser.
    Schließlich drehte sich Houston um. »Jetzt bin ich bereit, nach unten zu gehen«, sagte er müde.
    Der Lieutenant nickte und bot ihm einen Arm als Stütze, und genau in diesem Augenblick ertönte eine Sirene. Beide Männer erstarrten. Radarwarnung. Hereinkommende Lenkwaffen.
    Dann hörte es Houston. Ein Pfeifen, Brüllen.
    Der Lieutenant packte den Admiral beim gesunden Arm und wollte ihn zur nächstgelegenen Luke ziehen.
    Houston schüttelte ihn ab. »Sie fliegt woandershin.«
    Wie zum Beweis sauste die feurige Spur in einem hohen Bogen durch den nächtlichen Himmel über das Schiff hinweg nach Norden.
    »Eine M-11«, bemerkte Houston und ging zur Steuerbordreling hinüber, den Lieutenant im Schlepptau.
    Noch während sie der Rakete mit dem Blick folgten, kam eine weitere Lenkwaffe dazu … dann noch eine. Die neuen Raketen stiegen im Westen auf, in China. Obgleich sie aus unterschiedlichen Richtungen kamen, konnte sich Houston ihr Ziel denken. Okinawa lag unmittelbar voraus. »Oh, mein Gott …«
    »Was ist?«
    Im Nordosten gab es ein weiteres Feuerwerk. Ein Dutzend dünner Flammen schoss in die Nacht hinauf. Abfangraketen. Der Schwarm aus Patriot-II-Lenkwaffen pfiff himmelwärts wie die Feuerwerksraketen zu Silvester.
    Eine der chinesischen Lenkwaffen wurde getroffen. Ihr feuriger Flug ging in einen taumelnden Sturz über. Dann erlosch sie und war nicht mehr zu sehen. Aber die anderen beiden setzten ihren Weg fort und verschwanden jenseits des dunklen Horizonts.
    »Was ist da los?«, fragte der Lieutenant.
    Houston starrte einfach nur hin.
    Zunächst ging alles völlig lautlos vonstatten. Lediglich ein Lichtblitz, als wäre die Sonne hinter dem Horizont explodiert.
    Der Lieutenant wich zurück.
    Ein tiefes Grollen tönte über das Wasser wie Donner unter dem Meer. Ein gleißend helles Licht am Horizont brach in sich zusammen und bildete zwei glühende Wolken am Rand der Welt. Langsam, allzu langsam wälzten sie sich dem Himmel entgegen, hochgeschoben auf feurigen Stelzen. Leuchtende Farben glühten in den Herzen dieser Schmelzöfen: ein feuriges Orange, Magenta, ein dunkles Rosa.
    Houston schloss die Augen.
    Die Explosionswelle, obgleich sie aus so weiter Entfernung kam, traf die Hickman wie ein Hammer und brannte Houston vom Deck, noch bevor er auch nur ein letztes Gebet hätte stammeln können.
    6.04 Uhr
Nautilus
    Jack hatte sich einen isolierenden Taucheranzug übergestreift und bestieg jetzt die Nautilus, die in den kleinen Wellen am Heck seines Schiffs auf und nieder wippte. Er wand und drehte sich in den Pilotensitz und machte sich an einen letzten Systemcheck.
    Er wusste, dass er nicht unbedingt erforderlich gewesen wäre, zudem stand er mächtig unter Zeitdruck, aber er benutzte den Routinevorgang, um seine Nerven zu beruhigen. Es würde nichts schiefgehen. Es durfte nichts schiefgehen.
    Die ganze Nacht über, während die Deep Fathom weiterhin zur Absturzstelle von Air Force One gedampft war, hatte seine Mannschaft das Tauchboot für die lange Fahrt vorbereitet: Sie hatten die Hauptbatterien nachgeladen, die Sauerstofftanks gefüllt, die Kohlendioxidfilter ausgetauscht, die Antriebssysteme geschmiert. So frisch gewachst und poliert hätte die Nautilus als neu durchgehen können.
    Aber das war auch bitter nötig, denn heute würde Jack die Nautilus auf ihre bislang längste Fahrt mitnehmen.
    Vor einer Stunde war die Fathom auf der Leeseite einer kleinen Insel, die kaum größer als ein Baseballfeld war, vor Anker gegangen, etwa zwanzig nautische Meilen von der Absturzstelle entfernt. Jacks Plan war, das Tauchboot still und heimlich so nah wie möglich heranzubringen und dann mit Dr. Cortez und Karen einen Plan zu entwerfen, wie man sie aus der Meeresbasis befreien konnte. Das erforderte einen makellosen Zeitplan.
    Jack zeigte Robert an, dass alles in Ordnung war, und dieser ließ die Kunststoffkuppel herab und zog die Befestigungsmuttern mit einem Akkuschrauber fest. Das war normalerweise Charlies Aufgabe, doch der hatte sich die ganze Nacht über in seinem Labor vergraben und mit dem Kristall gearbeitet.
    Robert tätschelte die Seite des Tauchboots, das übliche Zeichen dafür, dass alles bereit war. Jack nickte dem Meeresbiologen zu, und der legte eine Handfläche auf die Kuppel, ein schweigendes »Viel Glück!«, und sprang dann vom Boot.
    Jack warf einen Blick zurück. Seine ganze Mannschaft hatte sich an der Heckreling

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