Im Dreieck des Drachen
auf einmal explodierte die Felswand rechts.
Der Explosionsstoß traf das Tauchboot von hinten, was zur Folge hatte, dass das Heck in die Höhe sauste, die Nautilus sich überschlug und heftig gegen die Felswand auf der anderen Seite prallte.
Jack keuchte auf. Er hatte sich den Kopf an der Kuppel angeschlagen. Scharrend glitt die Nautilus an der Wand entlang. Mit einem Übelkeit erregenden Knirschen riss sich etwas von der Unterseite des Tauchboots los. Einer der Xenonscheinwerfer zerplatzte mit hörbarem Knall, und Wolken aus dickem Glas stoben davon.
Jack unternahm alles Mögliche, um nicht aus seinem Sitz geschleudert zu werden, und betete darum, dass die innere Titanhülle und der kugelfeste Kunststoff der Beanspruchung gewachsen waren. Schon ein einziger Riss in der Schweißnaht würde bedeuten, dass das Tauchboot in Sekundenbruchteilen implodieren und er im Handumdrehen zerquetscht würde.
Mithilfe der Fußpedale richtete er das Boot wieder auf. Er schwebte inmitten einer Wolke aus Schlamm und Sand, und seine Sicht war gleich null. Über die Außenmikrofone hörte er das hohle Knallen von Felsen, die hinter ihm herabpolterten. Er blickte über die Schulter und konnte so gerade eben eine eingestürzte Felswand erkennen.
Er reckte den Hals. Über den Bergspitzen klärte sich die Schlammwolke allmählich, von schnelleren Strömungen davongetragen.
Dort oben entdeckte er auch seinen Angreifer.
Ein anderes Tauchboot umkreiste ihn wie ein Haifisch. Es war zigarrenförmig, hatte Stummelflügel und strich wie auf der Jagd umher. Er kannte dieses Fahrzeug.
Es war die Perseus – das neueste Tauchboot der Navy, ein ebenso schlankes wie tödliches Gefährt. Der Admiral hatte ihm in der Nacht des Anschlags die technischen Einzelheiten erklärt. Sie war der Nautilus in jeder Hinsicht überlegen: Sie war flinker, konnte tiefer hinabtauchen und ließ sich besser manövrieren. Am schlimmsten von allem war jedoch: Sie hatte scharfe Zähne.
Jack entdeckte die Rückenflosse dieses weißen Titanhais.
Eine Anzahl Minitorpedos.
Eilig schaltete er den verbliebenen Scheinwerfer seines Tauchboots ab, worauf sogleich die Dunkelheit auf ihn einstürzte. Im Schlamm über ihm kreiste unermüdlich ein schwacher, suchender Lichtstrahl.
Das hungrige Raubtier jagte seine Beute, und die saß in der Falle.
8.02 Uhr
Deep Fathom
Charlie ging in seinem engen Labor auf und ab und murmelte in sich hinein: »Das könnte funktionieren …« Er hatte die Berechnungen immer und immer wieder durchlaufen lassen und noch häufiger den Kristall überprüft.
Dennoch war er nicht restlos überzeugt. Die Theorie war das eine. Bevor er seinen Plan jedoch in die Praxis umsetzen wollte, hätte er gern Rücksprache mit Dr. Cortez gehalten. Aber die Zeit lief ihnen davon, und Charlie konnte von sich aus den Geophysiker nicht erreichen. Sie waren darauf angewiesen, dass die Meeresbasis sich bei ihnen meldete.
Er beugte sich über den Computer hinweg zurück, tippte auf einen Knopf, und auf dem Monitor erschien ein dreidimensionales Abbild der Erdkugel. In einem komplizierten Ballett umkreisten einhundert kleine X-förmige Kreuze langsam den Planeten. Von links schoben sich winzige Linien wie eine Wellenfront zum Mittelpunkt des Bildschirms vor, zur Erde. Das war die Frontlinie des Sonnensturms. Charlie sah in die obere rechte Ecke auf die kleine Uhr, die die Zeit bis zur Kollision des Flares mit den oberen Schichten der Atmosphäre anzeigte.
Vier Stunden.
Der Tanz der X-Kreuze um den Globus basierte auf den Echtzeitdaten des Marshall Space Flight Center, das die nahende Wellenfront überwachte und extrapolierte, wie sie wohl die Satelliten im Orbit beeinflussen würde.
Charlie legte einen Finger auf eines der kleinen Kreuzchen.
Ein Klopfen an der Tür störte ihn. Es war Lisa, die ihm mitteilte: »Charlie, da ist ein Anruf von Karen.«
Erleichtert richtete er sich auf. »Gott sei Dank! Das wird aber auch verdammt Zeit, Mann !« Er holte die Diskette mit den neuesten Daten aus dem Zip-Laufwerk des Computers und schoss zur Tür hinaus.
Er fand Lisa und Miyuki vor dem Laptop der Professorin vor und spürte sofort die Spannung im Raum. Keine der beiden Frauen wirkte sonderlich glücklich.
»Stimmt was nicht?«, fragte er Lisa und kam um den Tisch.
Karen auf dem Bildschirm hatte seine Frage mitbekommen und gab Antwort: »Ich habe angerufen, weil ich hören wollte, ob sich Dr. Cortez bei euch gemeldet hat.«
Charlie beugte sich vor die Kamera. »Was
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