Im Dreieck des Drachen
gestohlen, ihre Präsenz auf den Weltmeeren immer weiter ausgedehnt. In nur zehn Jahren sind sie von einem kommunistischen Ärgernis zu einer globalen Bedrohung geworden. Dem muss ein Riegel vorgeschoben werden.«
David merkte, dass er die Finger fester um die Lehnen seines Sessels schloss. Was der Mann sagte, hätte nicht wahrer sein können. Er nickte heftig. »Jawohl, Sir.«
Ruzickovs Blick flackerte zu Nafe hinüber, dann wieder zu David. »Aber ein drastisches Vorgehen würde in der Öffentlichkeit keine Billigung finden. Der durchschnittliche Amerikaner interessiert sich mehr für den Wert seines Aktienpakets und das abendliche Fernsehprogramm. Eine Konfrontation mit China hat keine Priorität. Wenn überhaupt, dann trifft das Gegenteil zu. Wir sind selbstzufrieden geworden. Wenn wir dem Anwachsen des Kommunismus wirklich einen Riegel vorschieben wollen, dann muss diese Einstellung ebenfalls geändert werden.«
David nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
Ruzickov musterte ihn und sprach dann weiter. »Sie wissen, dass zur Bergung von Air Force One alle Kräfte mobilisiert worden sind.«
David gab keine Antwort; die Worte des CIA -Direktors waren auch keine Frage gewesen. Natürlich wusste er von der Mobilisierung. Täglich kamen Berichte darüber in den Nachrichten. Die ganze Welt hielt die Augen auf eine leere Stelle im Ozean gerichtet. Dennoch blähte er die Nasenflügel. Er konnte das Unbehagen seines Chefs fast riechen.
»Wir halten diese Sache für eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen, eine Chance, den Verlust Präsident Bishops doch noch positiv auszunutzen.«
»Wie das?«, fragte David entzückt.
»Sie werden sich dem Team des NTSB an der Absturzstelle anschließen.«
Davids linkes Auge zuckte überrascht. »Um bei der Bergung zu helfen?«
»Das auch … In erster Linie sollen Sie jedoch dafür sorgen, dass die Informationen, die von der Absturzstelle kommen, unserer Sache dienlich sein werden.«
»Das verstehe ich nicht.«
Nafe erklärte es ihm. »Wir möchten die Schuld an dem Absturz den Chinesen in die Schuhe schieben.«
»Ob die Fakten diese Behauptung stützen oder nicht«, schloss der Direktor.
David hob beide Brauen.
Nicolas Ruzickov stand auf. »Wenn wir die Chinesen des Mords am Präsidenten beschuldigen können, wird es einen öffentlichen Aufschrei nach Vergeltung geben.«
»Und wir werden darauf reagieren«, fügte Nafe hinzu.
David musste dem Plan seine Anerkennung aussprechen. Da sich die Welt nach den pazifikweiten Katastrophen sowieso bereits in Aufruhr befand, wäre der Augenblick reif für eine solche Sache.
»Nimmt Omega diesen Auftrag an?«, fragte Ruzickov formell.
David erhob sich. »Jawohl, Sir, selbstverständlich.«
Nafe räusperte sich und lenkte dadurch beider Aufmerksamkeit auf sich. »Noch eines, Commander Spangler. Anscheinend ist einer Ihrer Kollegen bereits vor Ort. Ein Ex- SEAL … jemand, mit dem Sie einmal zusammengearbeitet haben.«
Erneut hatte David das Gefühl, dass gleich eine Bombe platzen würde. »Wer?«
»Jack Kirkland.«
David musste unwillkürlich nach Luft schnappen. Er hörte kaum noch, was der Vizepräsident sagte. Sein Blickfeld verengte sich.
»Wir wissen, dass Sie dem Mann immer noch die Schuld am Unfall der Atlantis geben. Das ganze Land hat den Tod Ihrer jüngeren Schwester betrauert.«
»Jennifer«, murmelte David. Er hatte das Gesicht der jungen Frau vor Augen: Wie stolz sie am Tag des Starts gewesen war, ihrer ersten Mission bei der NASA – und an ihrer Seite Jack Kirkland, ihr Teamgefährte, der selbstzufrieden gegrinst hatte. Jack hatte David den Sitz an Bord des Shuttles weggeschnappt, der für das Militär vorgesehen gewesen war: Beide Männer waren für die Mission nominiert gewesen. Aber die NASA hatte nicht gewollt, dass Geschwister auf dieselbe Mission gingen – falls etwas passieren würde. David schloss die Augen. Jennifers Leichnam war nie gefunden worden.
»Ihr Verlust tut mir leid«, sagte Nafe und zog Davids Aufmerksamkeit wieder auf sich.
David richtete sich auf und sagte eisig: »Vielen Dank, Sir.«
»Wir wollten bloß sichergehen«, sagte Ruzickov neben ihm, »dass Kirklands Anwesenheit sich nicht zwischen Sie und Ihre Mission schiebt.«
»Nein, Sir. Vergangenheit ist Vergangenheit. Ich verstehe die Wichtigkeit dieser Mission und werde mich durch nichts daran hindern lassen, sie erfolgreich abzuschließen – nicht einmal durch Jack Kirkland.«
»Sehr gut.« Ruzickov
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