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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Stunden hatte der Historiker alte Seekarten und Geschichten überflogen und nach einem Hinweis auf den Ursprung der merkwürdigen Inschrift auf der Kristallsäule gesucht.
    Auf dem Teakschreibtisch hatte er eine große Karte des Pazifiks ausgebreitet. Darin steckten winzige Nadeln mit roten Wimpeln, auf die er Daten gekritzelt hatte. Sie markierten Schiffe, Flugzeuge und Unterseeboote, die während eines Zeitraums von weit über einem Jahrhundert in der Region verschollen waren: 1957 verschwindet Air Force KB-50 in der Nähe von Wake Island; 1974 verschwindet ein sowjetisches Unterseeboot der »Golf-II-Klasse« südwestlich von Japan; 1983 geht die britische Glomar Java Sea vor der Insel Hainan verloren.
    So viele waren es, Hunderte und Aberhunderte. Er hatte einen alten Bericht der japanischen Maritime Safety Agency entdeckt, der alle in diesem Gebiet spurlos verschwundenen Schiffe auflistete.
    1968: 521 Schiffe
1970: 435 Schiffe
1972: 471 Schiffe
    George trat zurück und musterte die Nadeln. Da er seit Jahren diese Gewässer befahren und Schiffswracks gesucht hatte, war ihm natürlich der Name »Das Dreieck des Drachen« geläufig. Es erstreckte sich von Japan aus nach Norden bis zur Insel Yap im Süden und verlief weiter bis zum östlichen Ende Mikronesiens – ein Dreieck der Katastrophen und verschollenen Schiffe. In dieser Hinsicht ähnelte es dem Bermuda-Dreieck im Atlantischen Ozean. Aber er hatte bis zu diesem Zeitpunkt nie sonderlich viel über diese Geschichten nachgedacht, sondern das Verschwinden der Schiffe auf die üblichen Ursachen zurückgeführt: Piraterie, Unwetter, Seebeben.
    Jetzt jedoch war er sich nicht mehr so sicher. Er nahm den alten Bericht eines japanischen Kommandanten, Shiro Kawamoto, zur Hand, der im Zweiten Weltkrieg ein Zero-Kampfflugzeug befehligt hatte. Der ältere Mann hatte eine merkwürdige Geschichte vom Verschwinden eines Kawanishi-Flugboots vor der Küste von Iwo Jima zu erzählen. Kawamoto zitierte die letzten Worte, die der unglückselige Pilot gefunkt hatte: »Da geschieht was im Himmel … Der Himmel öffnet sich!«
    Er legte den Bericht auf den Stapel zurück. Jack hatte ihn vergangene Nacht mit den Einzelheiten der Transkription von Air Force One vertraut gemacht, nachdem feststand, dass deren Inhalt bereits zur Presse durchgesickert war. Die Aufzeichnung aus dem Cockpit hatte etwas in ihm klingeln lassen und ihn in diese Bibliothek getrieben. Eine Stunde hatte er benötigt, bis er sich zu Kawamotos Bericht durchgewühlt hatte. Die Übereinstimmung war verblüffend. Er hatte die restliche Nacht gebraucht, um das Modell vor sich aufzubauen.
    George wandte sich wieder seiner Karte zu. Mit Rotstift und Lineal zeichnete er rasch, jedoch sorgfältig das Dreieck des Drachen in der Karte ein. Anschließend trat er erneut zurück. Sämtliche winzigen Nadeln standen innerhalb seiner Begrenzungslinien, innerhalb des berüchtigten Dreiecks.
    Der betagte Historiker setzte sich. Obwohl ihm die Bedeutung seiner Entdeckung noch nicht klar war, setzte sich ein Gefühl der Bedrohung in seiner Brust fest, gegen das er machtlos schien. Während der langen Nacht hatte er zahllose andere Erzählungen von Schiffen gelesen, die in diesen Meeren verschollen waren. Die Geschichten reichten weit in die Vergangenheit zurück, zahllose Jahrhunderte, bis in die Tage des alten königlichen Japans.
    Trotzdem waren es nicht diese Geschichten, die ihn am meisten beunruhigten. Etwas anderes hielt ihn die ganze Nacht auf Trab. Inmitten der roten Wimpel, genau im Zentrum des eingezeichneten Dreiecks, stand ein einziger blauer Wimpel.
    Dieser markierte das Grab von Air Force One.
    16.24 Uhr
Ryukyu-Universität, Präfektur Okinawa, Japan
    Karen saß neben Miyuki vor einem winzigen Monitor und sah zu, wie sich einer der vielen Computer seinen Weg durch ein Internet-Labyrinth bahnte und eine Verbindung aufbaute. Schließlich tauchte das Logo der Universität von Toronto im aktivierten Fenster auf. »Du hast’s geschafft!«, meinte sie.
    »Gabriel hat’s geschafft«, gab Miyuki zur Antwort.
    »Mir egal, wer’s geschafft hat, solange wir nur drin sind.«
    Während des vergangenen Tages hatten sie versucht, eine Verbindung zur Welt nach draußen zu bekommen. Abstürze, Störungen beim Server und überlastete Stromkreise hatten trotz Gabriels Geschick ihre Bemühungen zunichtegemacht, Netzwerke auf der anderen Seite des Pazifiks zu erreichen. Schließlich hatte Gabriel jedoch Erfolg gehabt. Mithilfe dieser

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