Im Dunkel der Nacht (German Edition)
geflirtet.« Sie machte eine Pause. »Flirtet er mit dir, wenn ich nicht dabei bin?«
»Nein. Ich habe ihn ein paar Mal vor der Tür gesehen, als ich gegangen bin, aber ich nahm an, er würde auf dich warten. Wir haben nie miteinander gesprochen, wenn du nicht dabei warst.«
»In Ordnung. Es war nur merkwürdig. Er hat nach dir und deinem Dad gefragt, und ob du je über deinen Bruder gesprochen hast.« Tina kaute auf ihrer Unterlippe.
»Es kam in den Nachrichten. Vielleicht ist er nur neugierig.« Das waren viele Leute. Sie sahen Veronica nach, wenn sie ihnen in den Gängen begegnete, oder tuschelten hinter ihrem Rücken. Die Gerüchte würden bald wieder verschwinden.
»Du hast recht, es steckt bestimmt nicht mehr dahinter.« Tina lächelte. »Ich werde mal nach dem kleinen Jungen sehen, der sich auf dem Fußballfeld das Handgelenk gebrochen hat, ja?«
»Tu das. Ich bringe inzwischen diesen Kram hier ins Labor.«
»Kannst du noch ein paar Minuten warten? Ich habe nachher auch noch etwas, das runter muss. Ich halte dann so lange die Stellung hier.«
»Klingt nach einem guten Plan.«
Es war nicht schwer, Matthew Cassel zu finden. Er stand direkt neben seinem Rettungswagen in der Einfahrt zur Notaufnahme. Er hatte keinen Grund, sich zu verstecken. Er konnte herumlungern und Veronica beobachten, wann immer er wollte, ohne dass sich irgendjemand darüber wundern würde.
So wie jetzt.
»Cassel?«, fragte Zach, als er sich dem Fahrzeug von vorne näherte. Frank ging hinten herum für den Fall, dass der Kerl versuchen würde abzuhauen.
Er richtete sich auf. »Ja?«
»Ich habe ein paar Fragen an Sie«, sagte Zach und stand nun direkt vor ihm. Sie hatten in etwa die gleiche Größe. Cassel war ordentlich in Form, doch Zach war jünger. Er war sich sicher, ihn im Zweifelsfall überwältigen zu können, vor allem, da Frank ihm Rückendeckung gab.
»Worüber?« Cassel musterte ihn von oben bis unten und kniff die Augen zusammen.
»Über die Sierra School für Jungen und darüber, was einigen der ehemaligen Lehrer zugestoßen ist.«
Cassel zog eine Augenbraue nach oben. »Haben Sie also endlich die Verbindung zwischen den Fällen erkannt?«
»War Ihnen dieser Zusammenhang schon länger bekannt?«
»Natürlich. Von Anfang an.«
Er drehte sich um und stieg in den Rettungswagen. »Persönlich hätte ich allerdings auf jede Verbindung verzichten können, die ich jemals zu diesen Drecksäcken hatte. Meine Erfahrungen mit ihnen waren nämlich nicht gerade angenehm.«
Zach ergriff seinen Arm. »Nicht so schnell, Cassel. Wir wollen noch wissen, wo Sie zu den Tatzeiten waren.«
Cassel schüttelte Zachs Hand ab. »Sie machen Witze, oder? Glauben Sie wirklich, ich stecke da mit drin? Ich war derjenige, der Susan Tennant retten wollte.«
»Wäre doch ein ideales Alibi«, stellte Frank hinter ihm fest.
Cassel wirbelte herum. Für einen Augenblick sah es so aus, als ob er gegen sie kämpfen wollte. Dann hob er beschwichtigend die Hände. »Wie Sie meinen. Werfen Sie einen Blick in die Fahrtenbücher, wenn Sie wirklich wissen wollen, wo ich war.«
»Keine Angst, das machen wir schon.« Der Kerl war zu cool, zu kooperativ.
»Sehen Sie, ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus, dass Sie mich verdächtigen. Ich bin extra hierher gezogen, um diesen Ort möglichst weit hinter mir lassen zu können. Jedes Mal, wenn ich auch nur in die Nähe kam, brach ich in Panik aus. Als einer meiner ersten Patienten dann auch noch diese Schlampe war, die uns früher gefesselt hat, drehte ich schier durch. Und dann auch noch die Tatsache, dass Max Sheldens kleine Schwester hier als Krankenschwester arbeitet. Mein Therapeut hat diese Woche wirklich viel Geld an mir verdient.«
Frank kletterte mit dem Fahrtenbuch aus dem Einsatzwagen.
»Er war es nicht. Außer er kann gleichzeitig Erste Hilfe an einem Jungen im Schwimmbad leisten und Ryan Arnott in seiner Badewanne ertränken.«
Cassel drehte sich um. »Arnott? Arnott ist tot?« Er wurde blass.
»Sie erinnern sich auch an ihn?«, fragte Zach.
»Einen Mann wie ihn vergisst man nicht. Ich bin sicher, er spielte eine Hauptrolle in den Alpträumen vieler ehemaliger Schüler.« Cassel fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht.
Zach warf einen Blick auf seine Liste. »Apropos, sagt Ihnen der Name Gary Havens noch etwas?«
Cassell nickte. »Ja. Ein kleiner Kerl. Er wurde von allen fertiggemacht – von den Lehrern und von den Schülern. Er muss ein ziemliches Wrack sein.«
Zach sah zu Frank
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