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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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war, und mehreren Garagentrakten auf der rechten Seite gesäumt wurde.
    Die Tür zum Hinterhaus bestand aus dunkelgelbem, geriffeltem Sicherheitsglas. Am Klingelschild stand ein Name, es war nicht Flemming. Ebba kam nicht dazu, ihn zu entziffern, denn Tom drängte sich an ihr vorbei und versperrte ihr die Sicht, als er aufschloss.
    Â»Da steht gar nicht Flemming …«
    Â»Warum auch? Das Institut heißt Abendruh. Komm erst mal rein.«
    Unbehaglich folgte sie ihm. Der Eingangsbereich war dunkel getäfelt. Eine kleine Sitzgruppe aus Eichenholz und dunkelgrünem Leder stand auf braunem Nadelfilz, der noch aus dem Baujahr des Hauses zu stammen schien. Auf dem Tisch lagen tröstende Schriften, die Ebba zur Genüge kannte.
    Â»Hier ist der Besprechungsraum«, sagte Thomas, und öffnete die Tür zu einem kleinen, aufgeräumten holzvertäfelten Zimmer mit einem Schreibtisch aus dunklem Holz, vor dem zwei Stühle standen. Neben der Tür gab es eine halbhohe Anrichte, über der etliche Auszeichnungen und Diplome für das Institut Abendruh und dessen Besitzer hingen. Neugierig trat Ebba näher auf die Urkunden zu und stutzte. Die Namen! Nicht Flemming, sondern … Hier stimmte doch etwas nicht.
    Â»Gehst du bitte ein Stück zur Seite?«, unterbrach Tom ihre Gedanken. »Ich muss an die Kommode.«
    Sie gehorchte verwirrt und unwillig, und er holte zwei Gläser heraus. Die andere Tür der Anrichte verbarg einen kleinen Kühlschrank, an dem er sich zu schaffen machte.
    Â»Bitter Lemon? Etwas anderes ist gerade nicht da. Ist das in Ordnung?«
    Â»Für mich nichts«, sagte Ebba knapp. Etwas in ihr riet aus irgendeinem unerfindlichen Grund dringend zum Rückzug. Sie schielte zu den Namen auf den Urkunden, wollte sich noch einmal vergewissern, dass sie richtig gelesen hatte, aber Tom stellte sich davor.
    Augenzwinkernd drückte er ihr trotz ihres Widerspruchs ein Glas in die Hand.
    Â»Auf die Kampfsportlerin«, sagte er.
    Ebba nippte an der bitteren Flüssigkeit und verzog den Mund, obwohl sie Durst hatte. »Wie kommst du jetzt auf mein Ju-Jitsu?«
    Â»Das hat mir imponiert. Komm, trink endlich aus, und gib mir das Glas.«
    Sie trank den letzten Rest.
    Â»Guuut.«
    Er stellte die Gläser ab und warf die Kronkorken der Getränkeflaschen achtlos fort. Ebbas Augen saugten sich an dem Papierkorb fest, in dem auch einige Bonbonpapiere lagen. Blau-weiße. Wo hatte sie die schon mal gesehen? Es war wichtig. Sehr wichtig!
    Tom nahm sie bei der Hand und dirigierte sie zurück in den Flur, wo sie störrisch stehen blieb.
    Â»Die Bonbons …«, sagte sie.
    Â»Willst du einen? Ich habe immer welche bei mir.«
    Sie schüttelte den Kopf. Das war es nicht, aber …
    Â»Dort drüben ist das Sekretariat, aber unsere Angestellte hat natürlich schon Feierabend. Dieses Wochenende hat ein anderes Institut Bereitschaftsdienst. Und hier ist das Büro, um das es geht.«
    Der Gedanke, den sie fast hatte greifen können, verflüchtigte sich. Tom lutschte gern Pfefferminzbonbons, richtig. Wahrscheinlich hatte er die Verpackung auch schon mal in ihrem Abfall entsorgt, deshalb waren ihr die Papierchen so bekannt vorgekommen.
    Trotzdem würde sie nachher darauf bestehen, dass er sie nach Baden-Baden zurückfuhr. Sie wollte unbedingt in ihre Wohnung, am liebsten gleich. Je eher sie hier fertig waren, umso besser.
    Die Tür zum Büro schwang auf. Nüchterne Kunststoffmöbel, ein mächtiger offener Aktenschrank, in dem sich Ordner aneinanderreihten, auf der Fensterbank eine Grünpflanze, die Ebba nicht genau bestimmen konnte. Die Möbel waren hier heller, sie passten zur beigefarbenen Auslegware, den groben Vorhängen und der Strukturtapete.
    Â»Das war ja klar, dass die Schaukel hier nicht wirkt«, entfuhr es ihr. Sie war nicht darauf gefasst gewesen, dass das Büro so spießig aussehen würde. Erst auf den zweiten Blick fiel ihr auf, dass es keinen persönlichen Gegenstand gab, kein Foto, kein Maskottchen oder womit man sonst eine etwas private Atmosphäre an seinem Arbeitsplatz schafft. Es stand nur ein Schreibtisch dort, dahinter ein Bürostuhl. Kein Raum, in dem man Besucher empfing.
    Ebba stellte sich in die Mitte des Raumes, der für einen kurzen Augenblick zu schwanken schien. Dann war wieder alles normal. Sie überlegte, wie sie Tom helfen konnte. Für ein großes Bild kam nur eine Wand in

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