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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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wusste sie doch!
    Aber hier war nichts zu sehen. Es war einfach nur schwarz. Kein schwacher Lichtkegel, kein Schimmern, kein Spalt. Schwarz. Die Farbe des Todes.
    Sie wollte den Kopf heben, aber das ging nicht. Als sei sie am Boden fixiert. Auch Arme und Beine ließen sich nicht bewegen, wohl aber Finger und Zehen. Sie atmete. Sie lebte. Wo war sie? Sie konnte sich an überhaupt nichts erinnern. Ihr war übel, und sie hatte wahnsinnige Kopfschmerzen.
    Entfernt hörte sie eine Art Schleifen, dann schien der Boden zu schwanken. Ihre Finger versuchten etwas zu ertasten, sie spürten einen dünnen Gazestoff, darunter Kügelchen. Sie lag auf Kügelchen in absoluter Dunkelheit und wurde bewegt!
    In einer Truhe.
    Nein, in einem Sarg!
    Mit einem Schlag war sie hellwach.
    Sie wollte schreien, aber ihre Zunge stieß gegen ein Stück Stoff, ihre Lippen waren verklebt. Nur ein Stöhnen brachte sie fertig, zu leise, als dass man es draußen hören konnte.
    Sie wollte sich winden und merkte, dass sie an Füßen, Armen und am Kopf fixiert war.
    Aber warum? Warum nur? Das war doch Wahnsinn!
    Etwas polterte, dann wurde sie durchgeschüttelt. Er schien sie irgendwohin zu transportieren. Gott sei Dank! Dann war sie nicht mehr in diesem grausigen gefliesten Raum. Er würde ihr nicht das Blut absaugen, den Gaumen durchstechen und die Augen durch Kappen ersetzen. Aber was hatte er dann mit ihr vor?
    Ihr Magen hob sich. Offenbar fuhr der Sarg im Lift abwärts.
    Sie konnte von draußen nichts hören, weder die Aufzugtüren noch seine Schritte.
    Warum nur, warum? Sie vermochte nichts anderes mehr zu denken als diese Frage.
    Sie hatte ihm nichts getan. Was wollte er von ihr? War er pervers?
    Und Jörg hatte sie gewarnt! Aber sie hatte lieber auf Thomas gehört. Wie entsetzlich dumm von ihr.
    Wieder wurde sie geschüttelt, als rumpele der Sarg auf einem Fahrgestell über Türschwellen.
    Schließlich kam sie zum Stehen, und schon wusste sie nicht, was im Augenblick schlimmer war: die Schwärze, die Stille oder die Ungewissheit.
    Er pochte gegen das Holz. »Bist du wach?«, hörte sie ihn gedämpft.
    Â»Mmmm«, stöhnte sie. Ihre Zunge versuchte, gegen den Knebel anzukämpfen, was nur einen Würgereiz zur Folge hatte. Entsetzt versuchte sie, ruhig zu bleiben. Sie würde ersticken, wenn sie sich mit dem Knebel im Mund übergab.
    Ihr Magen rebellierte trotzdem, und sie zwang sich, regelmäßig zu atmen und trocken zu schlucken. Viel half es nicht, aber zumindest blieb alles an seinem Platz.
    Wieder klopfte es. Diesmal verhielt sie sich ganz still.
    Etwas scharrte, dann rumpelte es über ihr, und mit einem Schlag war alles gleißend hell. So hell, dass sie schnell die Augen schloss.
    Â»Oh, Ebba«, sagte er. »Tu nicht so, als seiest du tot. Das kommt noch früh genug. Du weißt, was heute für ein Datum ist, nicht wahr?«
    Sie ließ die Augen geschlossen und badete in der Helligkeit, die sie durch die Lider wahrnahm.
    Â»Ich weiß, dass du wach bist. Ich habe die Dosis auf dein Körpergewicht berechnet. Du kannst mich hören. Du weißt, dass du gefesselt und geknebelt bist, du weißt, dass du in deinem Sarg liegst. Aber, nicht wahr, du hast keine Ahnung, warum. Ich sag es dir: weil heute der 3. Februar ist.«
    Wimmernd versuchte sie, den Kopf hin und her zu bewegen. Niemand wusste, was damals passiert war. Erst recht nicht Thomas.
    Â»Ihr habt ihn in den Tod getrieben, nicht wahr?«
    Wieder deutete sie ein Kopfschütteln an, mehr war ihr nicht möglich, aber selbst das gelang nicht. Er konnte nichts wissen. Es war ganz und gar unmöglich.
    Â»Ich möchte es aus deinem eigenen Mund hören. Du warst es, nicht wahr? Die anderen waren dazu nicht fähig. Nur die starke Ebba konnte es. Verrätst du es mir? Wenn du nickst, nehme ich den Knebel raus und gebe dir etwas zu trinken.«
    Trinken!
    Alles in ihr war ausgedörrt. Ein Schluck, egal was! Sie hätte alles dafür getan! Aber nicht reden.
    Sie schlug die Augen auf, blinzelte ins Licht und sah Thomas flehend an.
    Der blickte eisig zurück. »Ich sehe kein Nicken. Nun gut. Morgen früh wirst du bestimmt genug Durst haben, meinst du nicht?«
    Morgen? Konnte man so lange ohne Flüssigkeit überleben?
    Um Gottes willen. Er durfte den Sarg nicht wieder schließen. Wenn er den Deckel auflegte, würde sie erneut im Dunkeln liegen. In der schwarzen

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