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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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zu einem gewissen Grad – Partei für den Mörder ergriffen hat.
    Ich bin ein Idiot. Daß Virginie Datum und Ort des Verbrechens an dem kleinen Michael kennt, kann ja möglicherweise auch daran liegen, daß sie den Leichnam zufällig entdeckt hat. Das, dann der Mord an ihrem kleinen Bruder … dadurch ist sie ausgerastet und hat sich den Rest ausgedacht, die Sache mit der Bestie der Wälder und so weiter.
    Wer hat sich einen Spaß daraus gemacht, mich mit einer Nadel zu traktieren?
    Ich will nicht daran denken. Ich …
    Da ist jemand.
    Da beugt sich jemand über mich.
    Jemand, der atmet.
    Ich habe Bauchschmerzen. Ich habe das schreckliche Gefühl, daß ich mir gleich in die Hosen machen werde. Jemand berührt mich. Eine Hand, eine Hand berührt mich. Sie fährt über meinen Hals, meine Schultern, mein Dekolleté. Nicht brutal, nein, eher zärtlich. Eine große Hand, eine Männerhand. Sie öffnet die Knöpfe meines Kleides. Träume ich? Was soll das denn? Was, oh …
    Er streichelt mich. Ich fühle, wie seine Hand über meinen Busen gleitet. Ist das der gleiche Kerl, der mich heute nachmittag genüßlich gequält hat? Ich weiß nicht. Der hier ist sanft. Er atmet schwer. Soll ich etwa auf diesem verfluchten Sofa von einem Unbekannten vergewaltigt werden? Ist das etwa Paul?
    Pauls Hand? Ich weiß nicht. Gegen meinen Willen verwirren mich diese Zärtlichkeiten. Ich will, daß er aufhört. Es reicht, ich bin schließlich keine Puppe.
    Er wird ziemlich zudringlich.
    Es ist nicht unangenehm, aber ich will nicht. Ich hebe den Zeigefinger. Eine Hand umschließt meine und drückt sie. Ein Mund preßt sich auf meinen. Sucht meine Brüste. Seine Hand umklammert noch immer meine. Mein Herz klopft zum Zerspringen. Ein Perverser mit einer Nadel und ein stummer Vergewaltiger, das ist etwas viel für einen Tag. Der Mann ist schwer, ich spüre den rauhen Stoff seiner Jeans an meinen nackten Oberschenkeln, wird er …?
    Plötzlich richtet er sich eilig auf. Er keucht. Hastig knöpft er mein Kleid wieder zu und schleicht sich genauso leise davon, wie er gekommen ist.
    Ende der Sex-Episode.
    Ich bin halb wahnsinnig und mein Körper steht in Flammen.
    Danke, Unbekannter, daß du mich daran erinnert hast, daß ich noch immer eine Frau bin, aber es tut weh, wenn man weiß, daß man zur Einsamkeit verdammt ist.
    Paul? Könnte das sein?
    Wer hätte gedacht, daß das Leben für einen Mehlsack noch so viele Aufregungen bereithält?
    Ein Zeichentrickfilm reißt mich aus dem Schlaf auf. Bambi unterhält sich mit Panpan. Die ruhige Stimme Hélènes erklingt plötzlich dicht neben mir:
    »Sind sie wach, Elise?«
    Zeigefinger.
    »Wollen Sie einen Orangensaft?«
    Zeigefinger.
    Sie geht. Ich höre Virginie vor dem Fernseher laut auflachen, dann die Stimmen von Yvette und Omi, die wahrscheinlich in der Küche sind. Yvette sagt, sicher zu Hélène: »Ist sie wach?«
    »Ja. Sie möchte einen Orangensaft … Nein, bleiben Sie ruhig sitzen, ich werde ihn ihr bringen. Was frühstückt sie normalerweise?«
    »Haferflockenbrei.«
    Verlegenes Schweigen.
    »Ach! Nun, also … ich hätte Cornflakes. Wir können sie in der Milch zerdrücken. Würde das gehen?«
    »Ja, sehr gut. Es tut mir schrecklich leid, daß ich Ihnen so viele Umstände mache … wenn ich nicht so dumm über diese eine Stufe gestolpert wäre … ich werde langsam alt … Glücklicherweise geht es mir schon besser, denn sonst wüßte ich gar nicht, was ich tun sollte, mit Mademoiselle Elise … Nicht auszudenken, wenn ich ins Krankenhaus gemußt hätte …«
    »Seien Sie ganz unbesorgt, alles wird gut.«
    Hélène kommt wieder zu mir. Ich spüre das kalte Glas an meinen Lippen. Ich schlucke. Der Orangensaft ist eisgekühlt, das tut gut.
    »Sie fragen sich sicher, was vorgefallen ist! Yvette hat sich gestern abend, als sie aufbrechen wollte, den Knöchel verstaucht. Da Sie schon tief und fest schliefen, haben wir uns gedacht, daß es das einfachste wäre, wenn sie beide über Nacht einfach hierblieben. Ich hoffe, es hat Sie nicht zu sehr durcheinander gebracht …«
    Ganz und gar nicht, in Bezug auf starke Emotionen war wirklich alles geboten. Wie sieht das weitere Programm aus?
    »Ihr Knöchel ist nicht mehr geschwollen, ich denke, es ist alles in Ordnung. Wir werden sie beide nach Hause fahren, und falls es irgendein Problem geben sollte, ruft Yvette uns an, damit meine Schwiegermutter ihr zur Hand geht.«
    Ich kann mich nicht einmal bei ihr bedanken.
    »Das sind Cornflakes. Ich hoffe, Sie

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