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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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abwischen, das ist sehr unangenehm. Wenn sie doch nur kurz zu mir herauskäme!
    Ah! Ich höre Schritte! Endlich! Ich komme allmählich um vor Hitze.
    Aber was macht sie? Sie scheint sich regelrecht anzuschleichen.
    Das Telefon schrillt.
    »Hallo, ja? Ja, so gegen sieben, in Ordnung …«
    Yvette ist am Telefon. Yvette … Wenn Yvette telefoniert, wer geht dann den Gartenweg entlang?
    Hélène? Paul? Wollen sie mich überraschen?
    Jemand kitzelt mich mit einem Blatt am Hals.
    Ich hasse diese Art von Späßen. Ich spüre ganz in meiner Nähe die Körperwärme einer anderen Person. Ein Schweißgeruch, den ich nicht kenne. Yvette telefoniert noch immer. Inzwischen bin ich total nervös. Ich hasse solche Scherze, vor allem in meiner Situation. Darüber kann ich überhaupt nicht lachen, es macht mir angst.
    Etwas berührt meinen Arm. Etwas Dünnes. Spitzes. Wie ein Stöckchen oder … Eine Nadel?
    Was soll der Blödsinn?
    Das spitze Ding zeichnet etwas auf meinen Arm. Aber das ist … ja, das ist ein Buchstabe. Ein H. Es ist ein H. Kurze Pause, dann folgt ein weiterer Buchstabe. Das könnte ein A werden … Aber das ist kein A, sondern ein U. Hund? Was kommt jetzt? Ein R: HUR … aber was soll das? Yvette, Yvette! Ich höre jemanden atmen. Einen rasselnden Atem. Ich hasse das! Ich hasse dieses Scheißspiel!!! So, und nun kommt das E, nur zu, sehr lustig!
    Aua! Er hat mich gestochen! Der Scheißkerl hat mich gestochen! Ich spüre, wie sich die Nadel in mein Fleisch bohrt! Ich habe Angst. Ich begreife nicht, was da vor sich geht. Ich habe Angst. Wird er weitermachen? Oh, nein! Er fährt mit der Nadel meinen Arm entlang, meine Wange … Nein, nein! Aua!
    Er hat mich in die Schulter gestochen, das tut weh, ich will das nicht, aufhören!!! Du Mistkerl, wenn ich wüßte, wer du bist, würde ich …
    Er fährt mir mit der Nadel über die Brust, o mein Gott, nein! Nicht in die Brustwarze, nein! Bitte! Er hält inne, läßt sich Zeit, ich möchte schreien, er fährt mit der Nadel gemächlich an meinem Kleid entlang, drückt sie auf meinen Bauch, streift leicht über meinen Unterleib, das ist ein Kranker, ich bin das Opfer eines Kranken! Aua!
    Er sticht sie in meinen Oberschenkel, das tut weh, oh! Es tut weh, er drückt sie gegen mein Geschlecht, nein, bitte, nein …
    »Wir müssen bald los! Sie erwarten uns um sieben Uhr!«
    Yvette! Yvette! Schnell!
    Der Schweißgeruch und die warme Aura des fremden Körpers verschwinden. Während Yvette auf mich zukommt, singt sie »Madrid, Madrid«. Ich weine innerlich, Tränen der Wut und der Angst, Yvette ist ganz nah:
    »Mein Gott. Sie sind ja völlig durchgeschwitzt! Und außerdem ganz rot!«
    Ich spüre ein Taschentuch auf meinem Gesicht, ich werde niemals wissen, ob es nicht auch Tränen waren.
    »Heute ist es wirklich unglaublich heiß! Oje! Die Mücken haben Sie ja ganz zerstochen!«
    Sie schiebt mich ins Haus. Mein Herz schlägt noch immer zum Zerspringen. Ich spüre, wie die Einstichstellen brennen. Doch es ist nicht der Schmerz, der mein Herz so rasen läßt. Es ist das Gefühl, dem Willen eines Unbekannten, all seinen Einfällen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.
    Ich kann einfach nicht glauben, daß jemand so grausam sein kann, sich mit einer Behinderten solche Scherze zu erlauben.
    Yvette brummelt vor sich hin, während sie mir ein anderes Kleid anzieht. Auch ihr ist heiß. Sie reibt mich kurz mit einem nassen Waschlappen ab, tut etwas Salbe auf die ›Mückenstiche‹, geht sich umziehen, und schon sind wir fertig.
    Ich bin vollkommen verängstigt. Ich habe das Gefühl, aus einem Albtraum erwacht zu sein. War da wirklich jemand bei mir, jemand, der ›Hure‹ auf meine Haut geschrieben hat, der mir Angst einjagen wollte?
    Yvette schiebt den Rollstuhl aus dem Haus und schließt die Tür ab. Wir machen uns auf den Weg.
    »Alles in Ordnung?«
    Kein Zeigefinger.
    »Nun ja, mir ist auch heiß. Auf dem Fest wird es angenehmer sein.«
    Nicht die Hitze macht mir Sorgen. Aber wie soll ich ihr das erklären? Wie mich verständlich machen?

    Das Fest ist in vollem Gange. Die Sonne ist untergegangen und es wird allmählich kühler. Hélène hat mir erzählt, daß sie auf zwei großen Tischen im Garten das Büfett aufgebaut haben, und Paul sich um den Grill kümmert.
    Ich höre das Gelächter, das Klirren der Gläser, das Kratzen des Bestecks auf den Tellern. Hélène hat mich in eine Ecke geschoben, damit ich meine Ruhe habe. Es sind an die zwanzig Personen da, und alle scheinen

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