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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hören.
    »Wo bist du?« fragte ich.
    »Beim Krabbenfischerhafen in Morgan City. Weißt du, wo man als Cop die beste Auskunft kriegt, Streak? Bei den billigen Kautionsadvokaten. In diesem Fall bei ’nem fetten kleinen Typ namens Butterbean Reaux.«
    »Ja, den kenn ich.«
    »Gut. Dann fahr her, mein Bester. Wir gehn einen heben, quatschen übers Leben. Besser gesagt, ich geh einen heben, während du mit deinem Kumpel Sonny Boy Marsallus plauderst.«
    »Weißt du, wo er ist?«
    »Im Augenblick mit Handschellen an den D-Ring am Rücksitz von meinem Auto festgekettet. Soviel zu dem Quatsch von wegen alte Waffenbrüder.«

8
    Clete erklärte mir, wie ich in Morgan City fahren mußte, und eine Stunde später sah ich sein zerbeultes Cadillac-Kabrio unter einer einsamen Palme bei einer Bier- und Würstchenbude unweit der Kais stehen. Der Himmel war mit grauen Wolken verhangen, und vom Golf wehte ein strammer Wind, der weiß gekrönte Wellen quer über die Bucht trieb. Sonny saß ohne Hemd auf dem Rücksitz des Cadillac, so daß sich die blauen Hosenträger über die weiße Schulter spannten. Sein rechter Arm war unten gestreckt und mit Handschellen an einen im Boden eingelassenen D-förmigen Ring gekettet.
    Clete saß auf einer Holzbank unter der Palme, hatte den Porkpie-Hut in die Stirn geschoben und trank ein Bier.
    »Du solltest mal die Hot dogs hier probieren«, sagte er.
    »Willst du, daß man dich wegen Freiheitsberaubung drankriegt?« sagte ich.
    »Hey, Sonny! Hast du vor, mich zu verpfeifen?« brüllte Clete zum Auto hin. Dann schaute er wieder mich an. »Siehst du, Sonny steht seinen Mann. Der beschwert sich nicht.«
    Er rieb an einem blutverkrusteten Fleck an seinem Nasenloch.
    »Was ist passiert?« fragte ich.
    »Er hat sich in einer Kammer über ’nem Poolsalon verkrochen, der eigentlich eher ’ne Mischung aus Poolsalon und Puff ist. Er hat gesagt, er will nicht mitkommen. Also hab ich ihm ein paar verpaßt, und er hat sich an mir ausgetobt. Folglich mußte ich ihn die Treppe runterschmeißen.«
    Er massierte unwillkürlich die Knöchel seiner rechten Hand.
    »Warum bist du stinkig auf ihn, Clete?«
    »Weil er aus dem gleichen Grund wie wir alle da drunten im Bongo-Bongo-Land war. Bloß daß er so tut, als hätt er irgendwie ’nen blauen Strahlenkranz ums Haupt oder so was Ähnliches.«
    Ich ging zum Wagen. Sonnys linkes Auge war fast zugeschwollen. Er grinste zu mir auf. Seine Kämmelgarnhose war am Knie zerrissen.
    »Wie steht’s, Streak?« sagte er.
    »Mir wär’s lieber, wenn du von dir aus gekommen wärst.«
    »Ist ’ne lange Geschichte.«
    »So wie immer.«
    »Hast du vor, mich festzunehmen?«
    »Vielleicht.« Ich drehte mich zu Clete um. »Gib mir deinen Schlüssel«, rief ich.
    »Frag Sonny, ob ich ’ne Tollwutspritze brauche«, sagte er und schmiß ihn mir zu.
    »Du kommst mir doch nicht auf die Dumme, nicht wahr, Sonny?« sagte ich, öffnete die Tür und befreite seine Hand. Dann richtete ich den Finger auf sein Gesicht. »Wer waren die Typen, die Della Landry umgebracht haben?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Lüg mich ja nicht an, Sonny.«
    »Es könnten allerhand Typen gewesen sein. Kommt drauf an, wer sie geschickt hat. Habt ihr keine Fingerabdrücke gesichert?«
    »Mach du dir keine Gedanken darüber, was wir tun oder lassen. Beantworte einfach meine Fragen. Wer sind sie?«
    »Dave, von diesem Zeug verstehst du nichts.«
    »Allmählich stinkst du mir, Sonny.«
    »Kann ich dir nicht verübeln.«
    »Steig aus.« Ich drückte ihn über den Kotflügel und tastete ihn ab; dann griff ich ihn am Arm und führte ihn zu meinem Pickup.
    »Wohin geht’s?« fragte er.
    »Du bist ein wichtiger Zeuge. Und als solcher bist du nicht zu einer Aussage bereit. Das heißt, daß wir dich eine Weile festsetzen müssen.«
    »Ein Fehler.«
    »Damit kann ich leben.«
    »Verlaß dich nicht drauf, Dave. Und ich mach dir da auch nichts vor.«
    »Isser nicht süß«, rief Clete von der Bank aus. Dann rieb er sich wieder die Knöchel der rechten Hand und musterte sie.
    »Tut mir leid, daß ich dich verdroschen habe, Cletus«, sagte Sonny.
    »Desgleichen, Sonny«, sagte Clete.
    Wir fuhren an etlichen Werften vorbei, dann an einigen Krabbenkuttern, die gegen die Poller an ihren Liegeplätzen schlugen. Die Luft war warm und roch nach Messing und totem Fisch.
    »Können wir kurz bei mir vorbeifahren, damit ich mir ein paar Sachen holen kann?« fragte Sonny.
    »Nein.«
    »Bloß ein Hemd.«
    »Ne.«
    »Du bist ein harter

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