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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Kirchenvolk behandelt, und wenn sich jemand mit mir anlegt, sei es ein Zivilist oder ein anderer Cop, wird er auf der Stelle aus dem Verkehr gezogen.«
    »Manchmal verheddern wir Menschen uns in den eigenen Vorsätzen.«
    »Was?«
    »Warum läßt du dich durch deine Regeln so beherrschen?«
    »Wenn du nicht mehr mit mir arbeiten willst, Dave, mußt du dich an den Alten wenden.«
    »Du bist ein guter Cop. Aber du kannst nicht lockerlassen. Das ist ein Fehler.«
    »Hast du sonst noch was auf dem Herzen?«
    »Nein.«
    »Ich hab’s mit diesem Emile Pogue überall probiert«, sagte sie, und damit war das vorherige Thema für sie erledigt. »Es gibt keinerlei Unterlagen über ihn.«
    »Einen Augenblick.« Ich ging in mein Büro und kehrte wieder zurück. »Hier ist das Tagebuch mit den Aufzeichnungen, das mir Sonny Boy Marsallus gegeben hat. Möglicherweise hatten es Della Landrys Mörder darauf abgesehen, aber ich kann damit nichts anfangen.«
    »Was soll ich damit machen?«
    »Lies es oder gib’s zurück, Helen. Ist mir egal.«
    Sie legte es in ihre Schreibtischschublade.
    »Hat dich das wirklich so aus der Fassung gebracht, wie ich mir den Waffenhändler vorgenommen habe?« sagte sie.
    »Ich hab mich vermutlich auf meine Person bezogen.«
    »Wie wär’s, wenn du endlich mal Klartext reden würdest?«
    »Ich habe im Laufe meiner Dienstzeit fünf Menschen erschossen. Sie haben’s alle darauf angelegt. Aber ich träume immer noch davon. Ich wünschte, ich hätt’s nicht getan.«
    »Stell dir doch zur Abwechslung mal vor, wie den Opfern zumute gewesen ist«, sagte sie und vertiefte sich wieder in die Akte auf ihrem Schreibtisch.
    Der Tanzschuppen, den Luke Fontenot leitete, lag auf der anderen Seite der Bahngleise, an einem Fahrweg, der durch grüne Zuckerrohrfelder führte und unverhofft an einem Entwässerungsgraben zwischen vereinzelten Zürgelbäumen und Eichen endete. Es war eine windschiefe, auf Bimssteinblöcken stehende Holzhütte, deren Wände aussahen, als habe man mehrere Schichten Versandhauskartons mit Latten übernagelt; an den trüben, zerbrochenen und mit Klebeband geflickten Fenstern hing noch die Weihnachtsbeleuchtung samt den grünroten Glocken aus Kreppapier. Über der Fliegengittertür am Eingang war ein verrostetes JAX-Schild mit zerbrochenen Neonröhren angebracht.
    Hinter dem Haus standen zwei kleine Wohnwagen aus verbeultem Blech mit Vorhängen an Fenstern und Türen.
    Die Bar in dem Lokal war aus Brettern zusammengenagelt und mit festgetackertem Wachstuch bespannt. Die Luft hing voller Zigarettenqualm, der zu dem riesigen Ventilator an der Rückwand zog, und roch nach verschüttetem Bier, Okra und Shrimps, die auf dem Butangasherd vor sich hin köchelten, nach Rum und Bourbon, Zucker und alten Cocktails, die irgendwo im Abfluß vergärten.
    Die Frauen waren allesamt schwarz oder Mischlinge, aber unter den Männer waren einige Weiße, unrasierte Arbeitertypen, die einander ab und zu höhnisch angrinsten, so als ob ihre Anwesenheit in diesem Lokal eine Art Jux sei, etwas, das man nicht ernst nehmen oder ihnen gar vorhalten durfte.
    Luke Fontenot packte langhalsige Bierflaschen in die Kühlbox und grüßte mich nicht, obwohl ich mir sicher war, daß er mich aus dem Augenwinkel bemerkt hatte. Statt dessen kam seine Schwester, die den gleichen goldenen Hautton hatte, am Stock über den Bretterboden zu mir gehumpelt und fragte, ob sie mir behilflich sein könne. Ihre Augen waren türkis, die glänzenden schwarzen Haare zu einem Pagenkopf frisiert, der seitlich zu den Wangen hochgelockt war, so wie ihn Hollywoodschauspielerinnen in den zwanziger Jahren trugen.
    »Ich glaube, Luke wollte mich sprechen«, sagte ich.
    »Er is grad beschäftigt«, sagte sie.
    »Sagen Sie ihm, er soll sich losreißen.«
    »Warum wollen Sie ihn belästigen, Mister Robicheaux? Er kann wegen Tante Berties Land nix tun.«
    »Verzeihung, ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen.«
    »Ruthie Jean.«
    »Vielleicht bringen Sie da was durcheinander, Ruthie Jean. Ich glaube, daß Luke am Samstag morgen in aller Frühe draußen bei meinem Haus war. Warum fragen Sie ihn nicht?«
    Sie ging am Stock zum hinteren Ende der Bar, hatte mir den Rücken zugekehrt und sprach mit ihm, während er weiter Flaschen in die Kühlbox packte und vorsichtshalber jedesmal das Gesicht abwandte, falls eine heiße Flasche platzen sollte.
    Er wischte sich die Hände an einem Tuch ab und griff zu einem offenen Softdrink. Als er trank, wandte er das Gesicht

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