Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
leicht ab, so daß die linke Seite im Dunkeln lag.
»Tut mir leid, daß Batist Ihnen draußen an meinem Bootssteg so übel mitgespielt hat«, sagte ich.
»Im Alter wird jeder griesgrämig«, sagte er.
»Was gibt’s, Partner?«
»Ich brauch einen Teilzeitjob. Ich hab gedacht, Sie könnten vielleicht jemand in Ihrem Laden gebrauchen.«
»Das hätte ich mir denken können. Sie sind im Morgengrauen fünfzehn Meilen weit von der Stadt bis zu mir gelaufen, um mich nach einem Job zu fragen?«
»Ich bin ein Stück mitgenommen worden.«
Ein Weißer in Ölarbeiterkluft ging mit einer Schwarzen, die abgeschnittene Levi’s und ein T-Shirt trug, unter dem sie keinen BH anhatte, durch die mit Fliegengitter bespannte Hintertür. Sie nahm ihn an der Hand, bevor sie in einem der Wohnwagen verschwanden. Lukes Schwester warf einen Blick in mein Gesicht, schloß dann die Brettertür hinter dem Fliegengitter und wischte den Boden an der Stelle, wo sie gewesen war.
»Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?« fragte ich Luke.
»Hier drin geht’s manchmal ’n bißchen rauh zu. Ich hab zwei Mann beruhigen müssen.«
»Einer von ihnen muß einen Ziegel in der Hand gehabt haben.«
Er stützte sich auf die Arme und atmete durch die Nase. »Was wollen Sie?« fragte er.
»Wer hat Freitag abend den Friedhof bei Ihrem Haus umgewühlt?«
»Ich hab Ihnen doch erzählt, daß ich nix von Gräbern auf der Plantage weiß. Ich bin in der Stadt groß geworden.«
»Okay, Partner. Hier ist meine Visitenkarte. Wir sehen uns wieder.«
Er steckte sie in seine Hemdtasche und fing an, in einer Blechspüle Gläser abzuwaschen.
»Ich hab nicht unhöflich sein wollen«, sagte er. »Bestellen Sie das auch dem alten Mann, der für Sie arbeitet. Ich kann bloß niemand beim Lösen seiner Probleme helfen.«
»Ich habe mir Ihre Akte vorgenommen, Luke. Aus Ihnen wird man nur schwer schlau.«
Er hielt die Hand hoch.
»Schluß jetzt, Sir«, sagte er. »Wenn Sie mir Fragen stellen wollen, müssen Sie ’n Wisch mitbringen oder mich in den Knast schaffen.«
Der Himmel war stahlgrau, als ich in meinen Pickup stieg, die Luft feucht und drückend wie ein nasser Lappen. Schwere Regentropfen prasselten auf die Zuckerrohrfelder.
Ruthie Jean kam durch die Seitentür und hinkte auf mich zu. Sie stützte eine Hand an den Fensterpfosten meines Wagens. Sie hatte volle Wangen und ein Mal neben dem Mund. Weiß hoben sich die Zähne von dem hellen Lippenstift ab.
»Harn Sie hier draußen irgendwas gesehn, was Sie gegen ihn verwenden wollen?« fragte sie.
Die Vorhänge an den Fenstern und Türen der Wohnwagen hinter dem Haus wehten im Wind.
»Mit der Sittenpolizei hatte ich nie was zu tun«, sagte ich.
»Warum kommen Sie dann hier raus und erzähln ihm einen Haufen Blödsinn?«
»Ihr Bruder hat zehn Jahre gesessen. Wegen allem möglichen, vom heimlichen Mitführen einer Waffe bis zu vorsätzlichem Mord.«
»Harn Sie gesehn, daß er irgendwas gestohlen hat?«
»Nein.«
»Hat er irgend jemand was getan, der ihn nicht zuerst angemacht hat, der ihn nicht um seinen Lohn hat bescheißen wollen, nicht am Bourre-Tisch die Waffe auf ihn gerichtet hat?«
»Meines Wissens nicht.«
»Aber ihr dreht alles so hin, wie’s euch paßt.«
»Ich würde sagen, Ihr Bruder hat die Nase vorn. Wenn Moleen Bertrand ihn nicht drei Stunden vor Ultimo aus der Todeszelle geholt hätte, wäre er längst gegrillt und vergessen.«
Ich zuckte innerlich zusammen, als mir die Härte meiner Worte bewußt wurde.
»Sie wissen immer alles besser, ham immer ’n schlauen Spruch drauf«, sagte sie.
»Sie lassen Ihren Ärger am Falschen aus.«
»Wenn ihr an diejenigen, die wirklich was gemacht ham, nicht rankommt, geht ihr runter ins Quartier, sucht euch die kleinen Leute, die ihr in die Finger kriegen könnt, schreibt eure Berichte und schickt uns rauf nach Angola.«
Ich ließ den Motor meines Pickup an. Sie nahm die Hand nicht vom Fensterpfosten.
»Sag ich etwa nicht die Wahrheit?« sagte sie.
Ihre goldene Haut war in dem dunstigen Licht feucht und geschmeidig, ihr Haar dick und pechschwarz und mit lauter kleinen leuchtenden Punkten übersät.
»Wer versorgt euch mit Mädchen?« fragte ich.
Sie ließ den Blick über mein Gesicht wandern. »Sie können das nicht besonders gut, wenn Sie mich frang«, sagte sie und humpelte auf den Vordereingang des Schuppens zu.
An diesem Nachmittag erhielt ich kurz vor fünf einen Anruf von Clete Purcel. Im Hintergrund konnte ich die Möwen schreien
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