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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Brocken, Dave.«
    »Diese Frau mußte wegen dir dran glauben, Sonny. Willst du dir die Bilder von der Leiche anschauen?«
    Er schwieg eine ganze Weile und schaute geradeaus in den Regen, der an die Windschutzscheibe peitschte.
    »Hat sie sehr gelitten?« fragte er.
    »Die haben sie in Stücke gerissen. Was denkst du denn?«
    Sein Mund stach rot aus dem weißen Gesicht hervor.
    »Die waren hinter mir her, vielleicht auch hinter dem Notizbuch, das ich dir gegeben habe«, sagte er.
    »Ich hab’s kapiert. Du hast einen möglichen Bestseller geschrieben, und deswegen werden Menschen umgebracht.«
    »Dave, wenn du mich einsperrst, kriegen mich diese Jungs.«
    »Jetzt mach mal einen Punkt, Partner.«
    Er schwieg wieder, war in sich gekehrt.
    »Ist das hier eine CIA-Geschichte?« fragte ich.
    »Nicht direkt. Aber wenn du das falsche Zeug über Computer oder per Fax durchgibst, dann hast du diese Jungs auf dem Hals. Ich garantiert dir, Dave.«
    »Was sagt dir der Name Emile Pogue?« fragte ich.
    Er atmete leise aus. An seinem flachen Bauch zeichneten sich harte Muskelstränge ab.
    »Eine Kollegin hat’s überall mit seiner Personalie versucht, ohne daß was dabei rausgekommen ist«, sagte ich.
    Er rieb sich mit dem Daumenballen über die Lippen. »Ich hab noch nichts gegessen«, sagte er dann. »Wann wird im Knast serviert?«
    Das verstehe, wer will.
    Zwei Stunden später rief mich Clete zu Hause an. Es regnete so heftig, daß die Fluten durch die Abwassergräben schäumten und zahllose Blätter auf dem Rasen hinter dem Haus schwammen.
    »Was hast du aus ihm rausgekriegt?« fragte Clete.
    »Nichts.« Im Hintergrund konnte ich Country-Musik und Stimmengewirr hören. »Wo bist du?«
    »In ’ner Bumskneipe am Stadtrand von Morgan City. Dave, der Typ macht mir zu schaffen. Irgendwas an dem ist nicht ganz echt.«
    »Er ist ein Zocker. Er ist von Natur aus schräg drauf.«
    »Er wird nicht älter. Er sieht immer gleich aus.«
    Ich versuchte mich zu erinnern, wie alt Sonny ungefähr sein mußte. Konnte es nicht.
    »Da is noch was anderes«, sagte Clete. »Als ich ihm eine verpaßt hab. Ich hab einen roten Fleck hinten auf den Fingern. Das tobt, als ob ich ’ne Blutvergiftung hätte oder so was Ähnliches.«
    »Sieh zu, daß du aus der Bar abhaust, Clete.«
    »Du weißt eben, wie man es einem beibringt.«
    Ich konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Der Regen hörte auf, dichter Dunst hing draußen zwischen den Bäumen, und ich konnte die großen Barsche, die bei Nacht auf Nahrungssuche gingen, draußen im Sumpf springen hören. Ich saß in Unterhosen auf der Bettkante und schaute auf die Vorhänge, die sich im Wind bauschten.
    »Was ist los, Dave?« sagte Bootsie hinter mir.
    »Ich habe bloß schlecht geträumt.«
    »Worum ging’s?« Sie legte mir die Hand auf die Wirbelsäule.
    »Um einen Captain, den ich in Vietnam gekannt habe. Er war ein sturer und verbiesterter Typ. Hat einen Haufen Jungs bei Vollmond durch ein Reisfeld geschickt. Sie sind nicht zurückgekommen.«
    »Das ist dreißig Jahre her, Dave.«
    »In dem Traum ging es um mich. Ich fahr mal in die Stadt. Ich ruf dich später an«, sagte ich.
    Ich holte zwei Papiertüten aus dem Küchenschrank, packte in die eine ein sauberes Hemd, schaute beim Köderladen vorbei und fuhr dann auf der unbefestigten Straße unter den Eichen hindurch und über die Zugbrücke.
    Es war noch dunkel, als ich beim Bezirksgefängnis ankam. Kelso saß an seinem Schreibtisch, trank eine Tasse Kaffee und las ein Comicheft. Im Licht der Schreibtischlampe sah er aus wie ein Walroß, und die Warzen an seinem Hals wirkten groß wie Rosinen.
    »Ich möchte Marsallus mitnehmen.«
    »Ihn mitnehmen? Wie ein Buch aus der Bibliothek, willst du darauf raus?«
    »Es ist mitten in der Nacht. Warum also ein großes Gewese drum machen?«
    Er reckte sich und gähnte. Das Licht spiegelte sich in seiner dicken Brille. »Der Typ muß nach vierundzwanzig Stunden eh rausgelassen werden, stimmt’s?«
    »Kann sein.«
    »Ich glaub, du solltest ihn zum Hirndoktor bringen.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Er hat in seiner Zelle ein Gespräch geführt.«
    »Na und?«
    »Da is niemand anders drin gewesen, Robicheaux.«
    »Wie war’s, wenn du ihn herbringst, Kelso. Dann kannst du dich wieder deiner Lektüre widmen.«
    »Hey, Robicheaux, wenn du ihn zum Birneneinrenker schaffst, kannst du dir auch gleich ’n Termin geben lassen.«
    Ein paar Minuten später stiegen Sonny und ich in meinen Pickup und fuhren über die East Main

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