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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Street. Er hatte seine Kämmelgarnhose und ein Drillichhemd aus dem Gefängnis an. Tief im Osten hingen rosa Wolken, und die Eichen entlang der Straße waren grau und dunstverhangen.
    »In der Tüte neben der Tür ist ein Hemd«, sagte ich.
    »Was ist das da, in der andern? Schleppst du etwa Alteisen mit dir rum, Dave?« Er zog die rostige Kette mit der Fußschelle aus der Tüte. Ich antwortete nicht. »Ich dachte mir, ein Menü zum Mitnehmen von Victor’s schmeckt dir vielleicht besser als das Essen im Knast«, sagte ich und hielt vor einer kleinen Cafeteria an der Main Street, gegenüber vom Bayou. »Willst du es holen gehn?«
    »Hast du keine Angst, daß ich durch die Hintertür abhaue?«
    »Es gibt keine.« Ich drückte ihm acht Eindollarscheine in die Hand. »Bring mir Rühreier, Würstchen, Hafergrütze und Kaffee mit.«
    Ich schaute ihm hinterher, als er hineinging, sah, wie er mein ausgeborgtes Tropenhemd in seine zerschlissene Hose steckte. Er grinste, als er wieder herauskam und in den Pickup stieg.
    »Es gibt doch eine Hintertür, Streak. Hast du das nicht gewußt?« fragte er.
    »Was?« sagte ich und fuhr über die Zugbrücke und den Bayou Teche hinweg in den Stadtpark. Das Wasser des Bayou stand hoch und war schlammig gelb, und das Kielwasser eines Schleppkahns, der rote und grüne Positionslichter gesetzt hatte, schwappte über das Ufer ins Gras. Wir aßen an einem Picknicktisch unter einem Baum, in dem die Nachtigallen zirpten.
    »Hast du so ein Fußeisen schon mal gesehen, Sonny?«
    »Ja, im Museum am Jackson Square.«
    »Woher willst du eigentlich wissen, daß Jean Lafitte in der Nähe von New Iberia ein Barracoon angelegt hatte?«
    »Della hat’s mir erzählt. Sie hat sich für so ein Zeug interessiert.« Dann wischte er sich mit der Hand über das Gesicht. »Es wird schon wieder heiß.«
    »Ich habe dein Notizbuch gelesen. Kommt mir nicht allzu einleuchtend vor, Sonny.«
    »Vielleicht bin ich ein mieser Schreiber.«
    »Warum bringen diese Gorillas wegen deines Notizbuchs Menschen um?«
    »Die werden die Aufräumer genannt. Die putzen einen samt allem Drum und Dran einfach weg von dieser Welt.«
    »Eins will ich dir sagen, Partner: Das Mädchen ist elendiglich zu Tode gekommen. Willst du mir helfen, daß ich sie dafür drankriege, oder nicht?«
    Sein Gesicht wirkte mit einemmal bedrückt. Er umklammerte mit einer Hand die Tischkante. Schaute hinaus zum Bayou.
    »Ich weiß nicht, wer die waren«, sagte er. »Schau, das, was ich dir sagen kann, nützt dir nicht viel. Aber du bist ein Cop, und letzten Endes wirst du es bei irgendeiner Bundesbehörde über Computer laufen lassen. Genausogut kannst du ’ne Glasscherbe schlucken.«
    Ich holte Roy Bumgartners Hundemarke aus meiner Hemdtasche und legte sie neben Sonnys Styroporbecher auf den Tisch.
    »Was sagt dir das?« fragte ich.
    Er schaute auf den Namen. »Nichts«, sagte er.
    »Er hat in Vietnam einen Hubschrauber geflogen und ist in Laos verschollen. Jemand hat sie bei meinem Köderladen für mich hinterlegt.«
    »War das einer der Jungs, die vermißt wurden oder in Kriegsgefangenschaft geraten sind?«
    »Ja, und ein Freund von mir.«
    »Es gibt da ein Netz, Dave. Altgediente Geheimdienstler, Söldner, Cowboys, Schwachköpfe, wie immer du sie nennen magst. Die haben mit den Opiumbauern im Goldenen Dreieck unter einer Decke gesteckt. Manche Leute glauben, daß unsere Jungs deshalb da drüben zurückgelassen worden sind. Sie wußten zuviel über die Verbindungen zwischen den Drogenbaronen und der amerikanischen Regierung.«
    Ich schaute ihn eine ganze Weile an.
    »Was ist?« fragte er.
    »Du erinnerst mich an meine Wenigkeit, als ich an der Flasche hing, Sonny. Ich habe niemandem getraut. So hab ich mir und anderen Leuten das Leben gründlich versaut.«
    »Tja, na ja, dieses Frühstück wird mir allmählich zu teuer.«
    »Ich muß in der Stadt ein paar Sachen erledigen. Findest du von allein wieder in den Knast zurück?«
    »Ich soll allein wieder ...«
    »Ja, melde dich einfach zurück. Kelso hat Sinn für Humor. Sag ihm, du hättest gehört, daß es im Bezirksgefängnis von Iberia so ähnlich zugeht wie in der Leihbücherei.« Ich steckte ihm meine Visitenkarte in die Hemdtasche. »Ruf mich an, wenn du den schwülstigen Scheißdreck satt hast.«
    Ich nahm meinen Kaffeebecher und ging zu meinem Pickup.
    »Hey, Dave, das stimmt so nicht«, sagte er hinter mir.
    »Wenn du unbedingt am Kreuz hängen willst, mach es. Aber ohne mich, Partner«, sagte

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